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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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Jäger ist wiedergekommen. Sie möchte mit Ihnen sprechen und sagt, es sei furchtbar dringend.«
    Morell schluckte. Beate Jäger – die hatte er ganz vergessen. »Ist gut, schick sie rein«, sagte er.
    »Frau Jäger?« Nina sah Morell fragend an.
    »Die beste Freundin von Sabine Weigl, der Frau, die sich vorgestern im Wald in eine Schlucht gestürzt hat.«
    Nina lachte. »Meine Güte«, sagte sie, legte den Schädel zuoberst in den Karton und schloss vorsichtig den Deckel. »Du bist nicht einmal einen ganzen Tag in St. Gröben und kennst schon den halben Ort.«
    »Tja«, Morell hob die Hände in die Höhe, »ich bin nun mal …« Er brach mitten im Satz ab, da Frau Jäger das Archiv betrat.
    »Hallo«, sagte sie schüchtern und schenkte erst Morell und dann Nina ein Lächeln. »Wie ich sehe, sind Sie beide fleißig.«
    Morell stellte die beiden Frauen einander vor. »Was gibt es denn so Dringendes?«
    »Zu Hause ist mir etwas eingefallen.« Sie griff in ihre Handtasche und zog eine Postkarte heraus. »Die hat Sabine mir letztes Jahr geschrieben. Aus Barcelona.« Wehmütig betrachtete sie die bunten Bilder auf der Vorderseite, die das Hafenviertel, die Sagrada Familia und die Flaniermeile Las Ramblas zeigten, und reichte sie dann Morell. »Zum Vergleich mit dem Abschiedsbrief.«
    Morell nahm die Karte entgegen und betrachtete die kleine, schnörkelige Schrift. »Das ist eine gute Idee«, stellte er fest. »Dann wollen wir mal rüber zu Inspektor Danzer gehen und die beiden Schriften nebeneinander legen.«
     
    »Da sind Sie ja wieder.« Danzer ließ schnell die Zeitung unter dem Tisch verschwinden und setzte ein Lächeln auf, das sich aber schnell in einen genervten Gesichtsausdruck verwandelte, als er Frau Jäger sah, die hinter Morell und Nina den Raum betrat. »Ist irgendwas?«, fragte er, als er Morells ernste Miene sah.
    Der Chefinspektor nickte. »Könnten Sie mir noch einmal den Abschiedsbrief zeigen?«
    »Warum denn das?« Danzer zog die Akte aus einer Schublade und öffnete sie. Er reichte Morell den Brief und zog dabei die Stirn in Falten. »Wir haben doch vorhin alle Unterlagen durchgesehen und waren uns einig, dass die Sache erledigt ist. Was wollen Sie denn jetzt damit?« Er ließ seinen Blick zwischen Morell und Frau Jäger hin und herschweifen.
    Morell erklärte Danzer kurz den Sachverhalt und widmete sich dann den beiden Schriftstücken.
    »Also, die sehen sich doch ziemlich ähnlich«, meinte Danzer, der neben Morell getreten war.
    »Auf den ersten Blick stimmt das, aber sehen Sie das?« Morell deutete auf das ›f‹. »Auf der Postkarte wird die untere Schlaufe im Uhrzeigersinn geschrieben und auf dem Abschiedsbrief dagegen. Und hier bei den Worten ›verzeiht‹ und ›weitermachen‹ sieht es so aus, als wäre der Stift mehrmals abgesetzt worden.«
    »Oh oh.« Danzers Miene verdunkelte sich, während sich auf Beate Jägers Gesicht ein triumphierendes Lächeln ausbreitete.
    »Ich bin kein ausgebildeter Schriftsachverständiger, aber ich glaube, dass der Abschiedsbrief eine Fälschung ist.« Er wandte sich an Nina. »Könntest du dir vielleicht schnell die Unterlagen der Totenbeschau ansehen? Nur zur Sicherheit.«
    Sie verdrehte die Augen. »Na gut. Aber danach fängt mein Urlaub an.«
    Danzer, der ganz blass um die Nase geworden war, ließ sich das nicht zweimal sagen. Er öffnete die Akte und legte sie vor Nina auf den Tisch.
    Sie überflog sie und kratzte sich am Kopf. »Todesursache war ein Schädelbruch, dazu kommen Prellungen und Brüche der Extremitäten und des Brustkorbs. Es ist so gut wie unmöglich festzustellen, ob all diese Verletzungen vom Sturz in die Schlucht stammen oder ob jemand sie davor erschlagen hat.«
    Jetzt wurde Beate Jägers Gesicht ganz blass.
    »Entschuldigung«, sagte Nina, als sie das bemerkte. »Ich habe normalerweise nicht mit Angehörigen und Freunden von Verstorbenen zu tun.«
    »Schon gut.« Jäger wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. »Sie schließen also nicht aus, dass es ein Mord war.«
    »So ist es«, stimmte Nina zu. »Was ich heute über Ihre Freundin gehört habe und die Sache mit dem Abschiedsbrief deuten eher auf ein Verbrechen als auf einen Selbstmord hin.«
    Danzer sog Luft zwischen seinen zusammengepressten Zähnen hindurch und setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch. »Tja, dann muss ich mich wohl bei Ihnen entschuldigen, Frau Jäger«, sagte er schließlich.
    »Finden Sie einfach den, der es getan hat«, entgegnete sie. »Dann ist

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