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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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Name ist übrigens Käthe Steinbichler.« Sie reichte der verblüfften Nina den Zettel, ließ sie einfach stehen, drehte sich um und ging in den Wald hinein. »Und wie gesagt: Passen Sie auf sich auf«, rief sie noch einmal, bevor sie endgültig im Dunkeln verschwand.
     
    Um ein Haar wäre Nina an ihrem Ziel vorbeigelaufen, denn nirgends waren Absperrbänder oder ähnliche Dinge zu sehen, die den Bunker und seine Umgebung als Tatort gekennzeichnet hätten. »Danzer!«, schimpfte sie und beäugte skeptisch das dunkle Loch im Boden, das wie ein weit aufgerissener Schlund aussah, der nur darauf wartete, unschuldige Wanderer zu verschlucken.
    Die Metallstäbe, die zum Abstieg in die Wand eingelassen waren, wirkten rostig und brüchig, so dass sie jede Stufe Überwindung kostete. »Brrr«, schüttelte sie sich, als sie endlich unten angekommen war. Was für ein Drecksloch. Sie holte die Taschenlampe aus ihrer Jacke und leuchtete in das Dunkel: Der Bunker bestand aus einem einfachen, ungefähr 15 mal 15  Meter großen Raum, dessen niedrige Betonwände eine düstere, klaustrophobische Stimmung verbreiteten. Sie machte einen Schritt von der Steigleiter weg, rutschte aus und landete unsanft auf dem harten Boden. Da der Inspektor den Bunker einfach offen stehen gelassen hatte, war in den letzten Tagen Schnee hineingerieselt, der den Boden rund um die Öffnung in ein glattes Matschfeld verwandelt hatte.
    »Danzer!«, fluchte sie erneut, rappelte sich auf und wischte sich den nunmehr feucht-kalten Hosenboden so gut es ging ab. Sie kontrollierte die Taschenlampe, die glücklicherweise keinen Schaden genommen hatte, und tastete sich vorsichtig weiter ins Innere des Bunkers vor.
    Je weiter sie aus dem schwachen Lichtkegel trat, den das von oben hereinfallende Tageslicht bildete, desto stärker gruselte sie sich. Was wohl hier drinnen alles hauste? Sie schob das ungute Gefühl zur Seite und konzentrierte sich auf das, weshalb sie hier war: die Besichtigung eines Fund- und möglicherweise sogar Tatortes. Sie begann damit, akribisch jeden Quadratzentimeter des Bunkers abzuleuchten. Dabei fraß sich die Kälte gnadenlos durch ihre Kleidung und kroch ihr in die Knochen.
    »Na, wer sagt’s denn!«, entfuhr es ihr, als sie ein kleines, schmutziges Knochenstück aus dem Matsch nahe der untersten Sprosse herausblitzen sah. Sie hatte ja gewusst, dass Danzer schlampig gearbeitet hatte. Sie ging in die Hocke, zog das Knöchelchen vorsichtig aus dem Dreck und ließ es in die Plastiktüte gleiten. Anschließend fuhr sie mit bloßen Fingern durch den Rest des Schneematsches. Schon bald waren ihre Hände völlig durchgefroren. »Hoffentlich frieren mir bei der Suche nach den fehlenden Fingern nicht meine eigenen ab.« Sie blies warmen Atem in die Fäuste und fuhr dann mit der Arbeit fort.
    Sämtliche Unannehmlichkeiten waren schnell vergessen, als tatsächlich die Reste der fehlenden Hand auftauchten – und damit nicht genug. »Was haben wir denn da?« Sie griff nach einem korrodierten Silberring, der mit einem kleinen Rubin verziert war. Mit klammen Fingern wischte sie den Schmutz davon ab und hielt ihn sich direkt vor die Augen. »F… ür…«, begann sie eine kaum mehr leserliche Gravur auf der Innenseite zu entziffern, »… mer M.« Wie gut, dass sie hergekommen war. Sie steckte die Knochen samt dem Ring in die Plastiktüte, sah sich noch einmal genau um und kletterte schließlich mit gefühllosen Händen und nasskaltem Hintern wieder über die rostigen Sprossen nach oben.
    Nina gestand es sich nur ungern ein, aber sie verspürte eine unglaubliche Erleichterung darüber, wieder an der Erdoberfläche zu sein. Wie hatten die Menschen im Krieg es in solchen Bunkern nur stunden- oder gar tagelang ausgehalten? Sie genoss für einen Augenblick die frische Luft und machte sich dann auf den Weg zurück. Da die Sonne schon ziemlich tief am Himmel stand, beeilte sie sich – der Weg durch den Wald war am helllichten Tag schon gruselig genug, da wollte sie auf keinen Fall auf die Dämmerung warten. Noch dazu in der Kälte.
    Plötzlich hörte sie hinter sich das Stapfen von schweren Schuhen im Schnee.
    »Lassen Sie das, Frau Steinbichler!«, rief sie. »Erschrecken Sie jemand anderen!«
    Sie lief wütend weiter und bemerkte kurz darauf einen großen, dunklen Umriss, der rechts von ihr hinter einer Baumreihe entlanghuschte. Verdammt, der Schatten wirkte um einiges größer und breiter als die knochige Steinbichler. Sie ging noch schneller und

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