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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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beige muss man gleich an Unauffälligkeit und Unsicherheit denken. Sowas wäre kein gutes Geschenk.«
    Leander schaute sich proformahalber noch ein bisschen um, wurde aber nicht fündig. Alles, was sich in dem Laden befand, war so weit weg von Ninas Geschmack wie die österreichische Nationalelf vom Sieg der Fussballweltmeisterschaft. »Vielen Dank«, sagte er zu den beiden Frauen, die in der Zwischenzeit wild herumdiskutiert hatten. »Ich bin wirklich dankbar für Ihre Hilfe, aber ich muss dann langsam mal wieder zurück ins Hotel. Ich bin zum Punschtrinken verabredet.«
    »Keine Sorge. Wir haben uns was überlegt, Schätzchen.« Irmgard strahlte siegessicher. »Morgen um zwei Uhr treffen wir uns wieder hier und fahren dann gemeinsam zu unserer Freundin Sonja. Die macht Cremes und Bodylotions auf Naturbasis.«
    »Okay.« Leander überlegte. Vielleicht war das ja wirklich eine gute Idee. Immerhin besser als gar nichts. Und irgendwie rührte es ihn, wie sich die beiden verrückten Hühner um ihn kümmerten. »Dann vielen Dank und bis morgen.«

27
    »Bist du fertig, Schatz?« Valerie zog ihre bunte Strickmütze an, mit der sie Morell immer an eine niedliche Weihnachtselfe erinnerte, und griff nach ihrer Handtasche.
    »Ich bin abmarschbereit.« Er wickelte seinen Schal zweimal um den Hals und gab ihr einen Kuss. Heute Abend freute er sich das erste Mal ehrlich darüber, in St. Gröben zu sein. Frau Oberhausner hatte nämlich von einem Adventmarkt erzählt, der ganz in der Nähe stattfand, und den sie jetzt besuchen wollten. Endlich einmal eine Aktivität, die nichts mit Sport oder Mord zu tun hatte. Ganz im Gegenteil. Besinnliche Weihnachtsmusik, kleine Punschstände, der Duft von Zimt und Nelken, geröstete Kastanien, … Allein der Gedanke daran zauberte ein Lächeln in sein Gesicht. So sollte die Vorweihnachtszeit sein. Romantisch. Beschaulich. Stressfrei.
    Zudem bot der Abend eine einmalige Chance: Vielleicht konnte er die anderen ja dazu bringen, ein bisschen zu viel Punsch zu trinken. Dann wären sie morgen verkatert und würden das Skifahren sausen lassen. Sein Grinsen wurde breiter. Der Urlaub entwickelte sich langsam aber doch in eine gute Richtung.
    Doch der erste Dämpfer für Morells gute Laune wartete bereits in der Lobby. Nina, die Leander dabei erwischt hatte, wie er sich mit ihrer Zahnbürste die Zähne geputzt hatte, machte keinen Hehl daraus, dass sie stinksauer war, und Leander schien auch nicht unbedingt in Hochstimmung zu sein.
    »Da herrscht wohl dicke Luft«, flüsterte Valerie in Morells Ohr.
    Er nickte. »Hoffentlich kriegen die sich wieder ein und verderben uns nicht den Abend.«
    Während des Spaziergangs durch die verschneiten Straßen hüllte Nina sich in eisiges Schweigen, und Leander, der nicht wollte, dass der Streit eskalierte, hielt auch den Mund.
    »Na?«, versuchte Morell, das Eis zu brechen. »Freut ihr euch auch schon so auf den Glühwein? Dazu eine heiße Ofenkartoffel oder einen Kartoffelpuffer. Das wird total su …« Das ›super‹ blieb ihm im Hals stecken, als der Adventmarkt in seinem Blickfeld auftauchte. »Sind wir hier richtig?«
    Der Markt, den er sich so beschaulich-romantisch vorgestellt hatte, war ein wilder weihnachtlicher Rummelplatz, auf dem absolute Reizüberflutung herrschte. In den Bäumen hingen blinkende rote Herzen, stroboskopisch flirrende Sterne und flackernde Schneemänner. Die Stände waren aus Vollplastik, und Verkäufer priesen ihre Produkte so lautstark an, als würde ihr Leben daran hängen.
    »Aaanaaanaaaspunsch«, schrie ein Mann rechts von Morell, während links ein anderer lautstark schwor, dass sein Mango-Papaya-Grog der beste auf dem Markt sei.
    Morell warf einen kurzen Blick hinter einen der Stände und entdeckte eine Anhäufung von leeren Sirup-Kanistern. »Pfui«, schimpfte er. »Dieses picksüße Zeug wird mit dem billigsten Fusel, der zu haben ist, aufgegossen. Das ist kein Punsch, das ist ein Pansch. Gibt es denn hier nirgends einen einfachen Glühwein?«
    Sie marschierten durch den Adventwahnsinn und wurden mehr als einmal von Betrunkenen angerempelt.
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein«, schimpfte Morell, dessen gute Laune mittlerweile völlig verpufft war. »Habt ihr gesehen, wie der Junge geschwankt ist? Der war doch maximal erst zwölf. So eine Sauerei. Haben die hier noch nie was vom Jugendschutz gehört? Und was soll überhaupt diese Musik? Bin ich denn der einzige Mensch auf dieser Welt, der ›Last Christmas‹ nicht

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