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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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nächste, der hier seinen Müll entsorgte, würde die Bettdecke sofort sehen und vielleicht neugierig sein …
    »Elender Mist – im wahrsten Sinne des Wortes«, fluchte er, öffnete die nächstgelegene Tonne und begann, eine Mülltüte nach der anderen von dort in die Schweinekopftonne zu werfen. Diese Prozedur wiederholte er so lange, bis von der Bettdecke nichts mehr zu sehen war.
    Erleichtert schloss er die Tonnen und machte sich auf den Weg zurück in sein Zimmer, wo er sich nun endlich das wohlverdiente und mittlerweile auch bitternötige Bad gönnen würde. Über sein weiteres Vorgehen würde er dann morgen nachdenken, heute war er definitiv zu kaputt dafür – sowohl psychisch als auch physisch.
    »Herr Morell!« Er hatte gerade die Lobby betreten, als Anna Oberhausner auf ihn zugestürmt kam. »Es tut mir so leid. Ich will Sie nicht schon wieder belästigen, aber Sie müssen mir helfen. Patrick ist verschwunden.« Tränen rannen ihr übers Gesicht, und sie war so aufgelöst, dass ihr gar nicht auffiel, dass ihr Gast ziemlich desolat wirkte und ein wenig nach Müll stank. »Ich habe überall nachgesehen. Er ist nirgends. Er ist einfach weg. Wie vom Erdboden verschluckt.«
    Morell versuchte, sie zu beruhigen, aber es gelang ihm nicht.
    »Ich will mich nicht setzen. Ich will keinen Tee. Ich will meinen Sohn wieder. Ich muss auch nicht in Ruhe noch mal nachdenken. Ich bin jede Möglichkeit durchgegangen, habe die Nachbarn abgeklappert und die Verwandtschaft angerufen. Nichts.« Sie schaute ihn mit großen Augen an, aus denen unentwegt Tränen kullerten. »Bitte«, flehte sie. »Helfen Sie mir.«
    »Aber natürlich.« In Morell stieg ein schlimmer Verdacht hoch. Was, wenn das Verschwinden des Jungen und das Auftauchen des Schweinekopfes etwas miteinander zu tun hatten? »Geben Sie mir fünf Minuten.«

49
    Nina und Leander hatten das Zurückbringen der Schlitten als Vorwand genutzt, um Oliver und seinen Tanten zu entkommen.
    »Ich fasse es nicht!« Leander griff sich an die Ohren. »Noch nie in meinem Leben habe ich eine Familie kennengelernt, die so viel redet. Ist das noch normal oder schon eine Krankheit?«
    Nina kam nicht dazu zu antworten, da Leander von einem ungefähr zehnjährigen Mädchen in einem blauen Dirndl und einem dicken Lodenjanker angesprochen wurde. »Möchten Sie vielleicht eine kaufen?« Das Mädchen hob einen Weidenkorb in die Höhe, der voller CD s war. »Das ist die neueste CD vom St. Gröbner Trachtenverein. Da sind tolle Sachen drauf: ›Es bläst der Senn auf grüner Alm‹, ›Der Alpenjodler‹, ›Hohe Berge, tiefe Täler‹, …«, fing sie an aufzuzählen.
    »Danke«, winkte Leander ab, »aber das ist eher nicht so meine Richtung.«
    »Beim Alpenjodler spielt der Bürgermeister sogar ein Alphornsolo«, gab die Kleine nicht auf und hielt Leander eine CD vor die Nase. Dabei machte sie so ein ehrfürchtiges Gesicht, als handele es sich um ein bisher unveröffentlichtes Album, das die Beatles gemeinsam mit den Rolling Stones aufgenommen hatten. »Kostet nur 20  Euro.«
    » 20  Euro?«
    »Ich habe Sie vorhin bei der Siegerehrung gesehen. Sie sind vierter geworden, nicht? Ich finde, vierter von mehr als hundert ist schon sehr gut.« Sie schenkte ihm ein von Zahnlücken durchsetztes Lächeln.
    »Du weißt genau, wie du deine Ware loswirst, oder?« Er zückte seine Geldtasche und drückte ihr 20  Euro in die Hand. Wenn er schon kein passendes Geschenk für Nina fand, konnte er wenigstens ein amüsantes Andenken an diesen wunderlichen Urlaub kaufen.
    »Danke, Sie werden es nicht bereuen.« Geschäftig steckte sie die Scheine weg und überreichte ihm feierlich eine CD . »Der Herr Eisle vom Schlittenverleih singt übrigens auch mit. Wenn Sie ihm zeigen, dass Sie eine CD gekauft haben, ist er vielleicht nicht so streng deswegen.« Sie zeigte auf den kaputten Schlitten und fing dann an, eine Gruppe Rentner gleich neben ihnen zu becircen.
    »Ich hoffe wirklich, dass wir keinen Ärger mit dem Verleiher kriegen«, sagte Nina. »Was meinst du: War Otto einfach zu schwer, oder war der Schlitten schuld?«
    Leander deutete auf eine Gruppe von Touristen, die an einem Stehtisch lehnte und riesige Portionen Schupfnudeln mit Sauerkraut verschlang. »Siehst du den Kerl mit der Riesenwampe? Der ist auch hinuntergefahren. Und zwar ziemlich schnell noch dazu. Ich hab’s gesehen. Am Gewicht kann es also nicht gelegen haben. Wahrscheinlich war das Material einfach schon alt und morsch. So etwas

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