Neun Tage Koenigin
Admiral, und ich möchte nicht, dass du ihr diese Schwärmerei verdirbst. Habe ich dein Wort darauf?“
„Ja, Ma’am.“
Sie beugte sich noch weiter zu mir vor und sagte dann: „Der Admiral gibt sich nur Mühe mit Angelegenheiten, die ihm selbst Vorteile verschaffen. Hörst du, was ich sage, Mädchen? Es gibt einen Grund dafür, dass er so nett zu ihr ist, aber sie braucht diesen Grund nicht zu erfahren. So viel Freundlichkeit hat sie verdient.“
Ich nickte. Durch Janes Anwesenheit hier im Haus wollte der Admiral also nicht nur ihr, sondern auch sich selbst eine großartige Zukunft verschaffen.
„Was geschieht denn mit dem Säugling?“, fragte ich.
Mrs Ellen wich wieder ein wenig von mir zurück. „Ich habe gehört, dass er zu einer Familie im Norden kommen soll.“
„Wessen Familie?“
Sie schnaubte und stemmte die Hände in die Hüften. „Du stellst genau die gleichen Fragen wie Lady Jane. Ich weiß es nicht. Und es geht uns auch nichts an.“
Mit diesen Worten ging sie fort. Das Gespräch war beendet. Ich packte Lady Janes Garderobe fertig ein und sorgte dafür, dass alles auf eine der vielen Kutschen geladen wurde, die nach Hanworth aufbrachen. Ich wurde an jenem Tag nicht noch einmal zu Lady Jane gerufen.
Am nächsten Morgen brachen wir dann auf.
Sobald wir uns in Hanworth eingerichtet hatten, sandte der Admiral einen Boten mit einem Brief an Janes Eltern, in dem er ihnen den neuen Aufenthaltsort ihrer Tochter mitteilte und an sie appellierte, ihm Lady Jane weiterhin als Mündel zu überlassen. Er lud die Marquise und den Marquis ein, ihn in Hanworth zu besuchen, um Janes Heiratsaussichten zu sichern.
Zu Janes großer Erleichterung erklärten sie sich bereit, zu kommen und über die Angelegenheit zu beraten.
Vierzehn Tage später, am Morgen der Ankunft ihrer Eltern, ging Jane auf dem Teppich in ihrem Zimmer auf und ab und rezitierte dabei zur Beruhigung lateinische Verse. Sie wartete mit dem Ankleiden, bis sie von ihren Eltern gerufen wurde, damit ihre Kleidung bei der Begegnung nicht bereits zerknittert war. Ich dachte, dass sie zu diesem Anlass das ockerfarbene Kleid würde tragen wollen, das sie am Nachmittag nach dem Begräbnis der Königin getragen hatte, aber sie bat mich, ihr das purpurne mit der schwarzen Bordüre zu holen, das ich auch sofort in der Garderobe fand. Es war aus tiefrotem Samt mit Manschetten aus goldenem Damast mit Pelzbesatz. Der Rock hatte eine lange ovale Schleppe, und in der Taille war eine Duftkugel aus Goldfiligran befestigt. Der passende Kopfputz sah zu groß aus für Janes Kopf. Als ich ihr das Kleid und den Kopfputz brachte, stand Jane einfach nur da und sagte kein Wort. Das Kleid, das ich ihr geholt hatte, schien ihr nicht zu gefallen.
Ich war plötzlich unsicher und fragte deshalb: „Ist es wirklich das richtige Kleid, Mylady?“
Mrs Ellen folgte mir mit einer Rubinhalskette in der Hand.
„Es ist das richtige Kleid“, murmelte sie.
Ich sah Jane an und lächelte. „Ich dachte, dass Ihr vielleicht das Kleid mit den goldenen Schmetterlingen tragen würdet.“
„Meine Mutter zieht dieses Kleid vor“, entgegnete Jane schlicht und streckte die Arme aus, damit ich ihr in das Mieder helfen konnte.
Erst am Spätnachmittag wurde wieder nach mir gerufen, aber ich war sicher, dass Jane die Erlaubnis bekommen hatte, beim Lord Admiral zu bleiben, denn es hatte mir niemand den Auftrag gegeben, die Sachen von Lady Jane zu packen. Von meinem Dachfenster in der Garderobe aus sah ich, wie gegen Abend der Marquis und die Marquise ohne Jane wieder in ihre Kutsche stiegen. Beim Einsteigen sprach die Marquise mit dem Marquis und sah dabei zornig aus. Ich konnte zwar nicht verstehen, was sie sagte, aber sie schien nicht zufrieden zu sein. Ich war überrascht, dass der Marquis und die Marquise nicht wenigstens für eine Nacht blieben.
Sie jagten in ihrer Kutsche davon, und ich lauschte auf Stimmen auf der Treppe – gleichgültig, von wem –, anhand derer ich erfahren würde, was entschieden worden war. Schließlich wurde nach mir gerufen. Ich traf Jane in ihrem Salon an. Sie sah glücklich, aber müde aus. Mrs Ellen half ihr gerade beim Ablegen ihres Kopfputzes.
„Ich würde gerne dieses Kleid loswerden, Lucy“, sagte sie zu mir, als ich den Raum betrat und einen Knicks machte.
„Aber gewiss, Mylady“, antwortete ich und ging zu ihr hin. „War der Besuch Eurer Eltern angenehm?“, wagte ich zu fragen.
„Sie haben entschieden, dass ich hierbleibe.“
Mrs
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