Neun Tage Koenigin
brauchte Zeit zum Nachdenken.“
„Liebst du sie?“, flüsterte ich.
„Nein … Ich weiß nicht.“
Ich atmete ein und wieder aus. „Du weißt es nicht?!“
Er zögerte nur ganz kurz. „Ich bin nicht in sie verliebt. Ich … ich vermisse nur, wie es sich angefühlt hat, mit ihr zusammen zu sein.“ Brad beugte sich vor. „Das alles tut mir wirklich schrecklich leid.“
„Tut es dir leid, dass wir letzte Nacht miteinander geschlafen haben?“, fragte ich und sah ihn dabei nicht an.
„Jane …“
Ich sah ihn trotzdem nicht an.
„Ich wusste, dass ich dir das hier heute erzählen würde. Ich hätte es nie so weit kommen lassen dürfen. Das war falsch von mir.“
Es verstrichen ein paar lange Minuten. Vogelgezwitscher vor der geöffneten Terrassentür füllte die Stille.
„Ich möchte nach Hause“, sagte ich.
„Es tut mir so leid, Jane. Ich … ich möchte einfach nicht, dass es wieder so wird, wie es war. So, dass ich mich zu einer Frau hingezogen fühle, mit der ich nicht verheiratet bin, und mir das auch noch gefällt.“
Die Wirkung dieser Worte ließ mich schaudern. Ich spürte, wie Janes Ring sich in meine Hüfte bohrte.
Ich wollte nur noch nach Hause. Ich machte einen Schritt.
„Und was letzte Nacht angeht –“, setzte er an.
Aber ich unterbrach ihn. „Bitte lass mir wenigstens diese kleine Illusion, dass du wirklich mich wolltest.“
„Jane …“
Ich löste mich aus seinem Griff und ging die Treppe hinauf zu seinem Schlafzimmer. Ich warf meine Sachen wahllos in die Reisetasche und war keine zwei Minuten später schon wieder unten.
Dort zerrte ich mein Handy aus der Handtasche, aber irgendwie schaffte ich es nicht, mir ein Taxi zu rufen. Ich fühlte mich wie betäubt und völlig orientierungslos, stand einfach da, starrte auf mein Handy und weinte.
Brad bat darum, mich doch bitte zum Flughafen fahren zu dürfen. Ich bat ihn darum, mir doch bitte ein Taxi zu rufen.
Während wir schweigend auf das Taxi warteten, holte Brad unsere beiden immer noch randvollen Kaffeetassen von der Terrasse herein und stellte sie nebeneinander ins Spülbecken.
Molly und Jeff holten mich am Flughafen Newark ab. Als wir auf der Brücke nach Manhattan waren und sie erfuhren, dass ich noch gar nicht gefrühstückt hatte, luden sie mich zum Brunch ein. Aber ich wollte einfach nur nach Hause und mich für eine Weile unsichtbar machen.
Molly drehte sich vom Beifahrersitz zu mir nach hinten um, und ihre Miene war sehr besorgt. Sie wollte fragen, wie es gelaufen war, aber ich spürte, dass sie Angst hatte, ich würde nichts sagen, weil Jeff dabei war.
Mir war das ehrlich gesagt egal. Wirklich. Und ich hatte ohnehin das Gefühl, das Jeff schon längst von Dana gewusst hatte.
„Die Sachen, die du für mich ausgesucht hast, haben Brad gefallen“, bot ich ihr als Antwort auf ihre unausgesprochene Frage an. Der sarkastische Unterton in meiner Stimme klang selbst in meinen Ohren beißend.
„Ach, Jane, so schlimm?“
Ich konnte im Rückspiegel sehen, dass Jeff mich ansah. Als er merkte, dass ich es bemerkt hatte, schaute er schnell wieder nach vorn auf die Straße.
„Ach, das würde ich gar nicht sagen.“ Ich atmete aus. „Es ist eigentlich eher eine Erleichterung, endlich zu wissen, weshalb Brad diese Entscheidung getroffen hat.“
„Wie … wie meinst du das?“, fragte Molly.
Jeff weiß wahrscheinlich sehr wohl, was ich meine , hätte ich am liebsten gesagt. Ich merkte, wie er mich erneut durch den Rückspiegel fixierte.
Ich erzählte den beiden das meiste von dem, was Brad mir gesagt hatte. Den Teil über die vergangene Nacht ließ ich dabei aber ebenso aus wie Brads Bemühungen, sich dafür zu entschuldigen. Als ich fertig war, sah Molly am Boden zerstört aus. Um meinetwillen. Jeffs Blick im Rückspiegel war nicht zu deuten.
Als wir vor meinem Apartmenthaus anhielten, fragte Molly, ob ich Lust hätte, später ins Kino oder shoppen zu gehen oder sonst irgendwas zu unternehmen, aber ich lehnte dankend ab. Ich umarmte sie zum Abschied und bedankte mich noch dafür, dass sie mir ihre Sachen und das Parfüm geliehen hatte. Als sie wieder in den Wagen stieg, standen ihr Tränen in den Augen. Jeff begleitete mich noch die Treppe hinauf bis zum Eingang und reichte mir dann meine Tasche.
„Danke fürs Bringen.“ Ich täuschte einen munteren Ton vor.
„Mir tut das alles sehr leid“, sagte er.
„Mir auch. Aber jetzt brauchst du dieses Geheimnis wenigstens nicht länger mit dir herumzuschleppen,
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