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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meira Pentermann
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versenkte Leonard sein Knie in den Bauch des Jungen. Dishi stöhnte und krümmte sich vor Schmerzen.
    Natalia sprang auf und zerrte am Hemd ihres Vaters. „Bitte, nein, Dad. Hör auf.“
    Dishi machte einen weiteren kläglichen Versuch, wieder aufzustehen, besiegt fiel er jedoch zu Boden. Leonard wollte erneut auf ihn losgehen, aber Natalias Schluchzen riss ihn aus seinem Wutanfall.
    „Er hat doch nichts getan“, schrie sie.
    Als Leonard seine Tochter von oben bis unten begutachtete, fiel ihm auf, dass sie vollständig bekleidet war und ihre Haare ordentlich gekämmt waren. Leonard ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen und sah ein fachmännisch gemachtes Bett mit Kissen, die symmetrisch gegen das Kopfteil gelehnt waren. Neben dem Fernseher standen zwei geöffnete Cola–Dosen auf einem Schreibtisch. Auf dem Boden lag ein Junge mit mandelförmigen Augen. Er trug eine Schuluniform, sah übel zugerichtet aus und blutete aus dem Mund. Die Schulterpartie seines Hemds war zerrissen. Immer noch unter Schock, setzte sich Leonard langsam auf das Bett.
    Natalia half dem Jungen auf die Beine und setzte ihn auf einen blassgrünen Stuhl in der Ecke bei einer vorstehenden Wandheizung. Im selben Moment sprang der Lüfter der uralten Vorrichtung an.
    Leonard und Dishi starrten sich gegenseitig an, der kalte Ausdruck in den Augen des Jungen ließ Leonard zusammenzucken und er drehte sich beschämt weg.
    „Nicht jeder Teenager ist ein Tier, Mr. Tramer“, sagte Dishi. Die anklagenden Worte des jungen Mannes vergrößerten die Scham des älteren Mannes umso mehr.
    Leonard sah auf.
    Dishi hatte offensichtlich Schmerzen und versuchte aufrecht zu sitzen und einen Grad an Würde und Selbstbewusstsein aufrechtzuerhalten. „Ich habe auch eine Familie. Ich will ebenso wenig ein anonymes Baby mit ihrer Tochter zeugen wie sie. Ich denke, die Jugendbrigade ist völlig krank und ich verabscheue die Neue Richtung.“
    Da er nicht wusste, was er sonst sagen sollte, murmelte Leonard: „Es tut mir leid, Kleiner—“
    „Dishi.“
    „Es tut mir leid, Dishi. Ich hätte mir erst ein Bild machen sollen, bevor ich losgestürmt bin.“
    Dishi zuckte mit den Schultern. „Was passiert ist, ist passiert. Was nun?“
    „Ich bin gekommen, um Natalia mitzunehmen.“
    Dishi zog seine Augenbrauen hoch. „Nach Hause?“
    „Nein.“ Leonard vernachlässigte seine Deckung. „Weg von hier.“
    „Wirklich? Dann haben Sie einen ordentlichen Vorsprung. Garrett hat uns für den gesamten Tag freigestellt.“
    „Ihr werdet in der Schule nicht zurückerwartet?“, fragte Leonard und drehte sich zu Natalia.
    „Nein“, sagte sie lächelnd.
    „Warum ist Garrett heute schon gekommen? Er hatte doch Freitag gesagt.“
    „Er dachte, ich würde ihn am Freitag sitzen lassen. Und er wollte meinen Geburtstag morgen nicht ruinieren, also blieb nur noch heute.“
    „Wie nett von ihm.“
    „Er hat uns genau genommen einen Gefallen damit getan. Wir haben den ganzen Nachmittag Zeit.“
    „Du bist frei“, flüsterte Dishi.
    Beide sahen den Jungen an. Leonard wurde das Herz schwer. Er hasste den Gedanken, ihn zurücklassen zu müssen, aber sie hatten nur beschränkte Vorräte und keinen extra Ausweis zur Verfügung.
    Dishi erriet Leonards Gedanken und fügte hinzu: „Wie ich schon gesagt habe, ich habe eine Familie. Ich werde in nächster Zeit wohl nicht wegrennen.“
    „Natürlich.“
    Der Junge starrte Leonard misstrauisch an. Schließlich machte er eine eigenartige Bemerkung. „Man weiß nie, wo man den Gegenrevolutionären über den Weg läuft und was sie vorhaben.“
    Leonard öffnete seinen Mund, wusste aber nicht, was er auf Dishis kryptische Botschaft antworten sollte. Sind der Junge und seine Familie etwa Mitglieder der Unterwelt?
    Plötzlich wurde Dishis Verhalten entspannter. „Ihr solltet jetzt besser gehen.“
    „Was wird mit dir passieren?“, fragte Natalia besorgt. „Wenn du mich einfach so gehen lässt? Die Brigade wird dich damit nicht einfach so ungeschoren davonkommen lassen.“
    Er lachte in sich hinein und zeigte auf seinen zerrissenen Ärmel und das blutverschmierte Gesicht. „Ich glaube, dein Dad hat mir ein gutes Alibi verpasst. Es dürfte so aussehen, als hätte ich mich zur Wehr gesetzt.“
    Leonard hätte sich gerne zum dritten Mal entschuldigt, aber er schwieg. Es gab nur eine bestimmte Anzahl an Entschuldigungen, die ein Mann vorbringen konnte, bevor er akzeptieren musste, dass ihm entweder vergeben wurde oder nicht. Als er

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