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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meira Pentermann
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bist. Auf die Weise werde ich dich nicht ganz so sehr hassen.“
    Leonard räusperte sich.
    „Du wirst mit der Sprache rausrücken“, sagte Stearns. „Ich werde ein paar Antworten bekommen. Angefangen mit deinem echten Namen.“
    Schweigen.
    Stearns nahm ein Handy aus seiner Tasche und drückte auf eine Kurzwahltaste. „Mahler“, brüllte er. „Mach, dass du deinen Arsch hier wieder reinbewegst.“
    Innerhalb einer Minute war der nervöse, junge Mann zurück.
    „Verpass ihm eine“, sagte Stearns gelassen und deutete auf Leonard.
    „Wa—“
    „Verpass ihm eine, du Idiot.“
    Mahler ging zögernd auf Leonard zu und gab ihm lasch eine Ohrfeige.
    „Herrgott nochmal“, rief Stearns aus und sprang auf. Er schlug Leonard ins Gesicht und traf sein Ohr. „So… du nichtsnutziger Inzuchtler.“ Er kehrte zu seinem Stuhl zurück.
    Mahler kauerte in seiner Nähe und zitterte sichtbar. Leonard hatte ein Klingeln im rechten Ohr und lähmende Kopfschmerzen überfluteten seine Sinne.
    „Wie dem auch sei“, fuhr Stearns in einem freundlichen Ton fort, „was ich wirklich gerne wissen würde, Cook, ist, wie du es geschafft hast, deinen Ortungssender zu deaktivieren.“
    Leonards Herz fing an, schneller zu schlagen. Ihm wurde schwindelig. Ihm lief etwas aus der Nase und tröpfelte sein Gesicht hinunter. Es schmeckte nach Blut.
    „Und den deiner Tochter.“
    Leonard versuchte nicht zurückzuschrecken, aber er war überrascht.
    „Ja, ich bin mir sicher, dass sie deine Tochter ist. Halt mich nicht für bescheuert. Nicht, dass sie dir auch nur annähernd ähnlich sehen würde, da hatte sie noch mal Glück, aber es erscheint mir doch ziemlich unwahrscheinlich, dass ein Mann für seine Nichte so viel Ärger auf sich nehmen würde.“
    Leonard bestätigte die Vermutung nicht, noch bestritt er sie.
    „Nun ja, es wurde zwar gegenwärtig noch kein Ziel des Wächter–Lauscher–Netzwerks als vermisst gemeldet, aber dabei handelt es sich nur um eine Frage der Zeit. Und wenn bei dem Fahndungsaufruf nichts rauskommt, haben wir ein paar Ärzte, die sich gerne mal daran versuchen würden, einen Ortungschip zu entfernen. Hört sich so an, als könnten wir alle unseren Spaß dabei haben.“
    Der junge Assistent ging zum Leutnant rüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Leonard versuchte, die Worte zu entziffern.
    „…hat keinen.“
    „Was soll das heißen, er hat keinen?“, flüsterte Stearns scharf.
    „Es ist möglich, Sir. Wenn er wirklich eine hochrangige Amtsperson ist, dann hatte er nie einen Sender.“
    Ein beruhigendes Gefühl überkam Leonard. Sie waren wirklich ratlos. Tramer war noch nicht zur Fahndung ausgeschrieben, das bedeutete, Carlyle hatte sein Wort gehalten. Außerdem hatte Max’ Computertyp so gute Arbeit dabei geleistet, die Datenbanken reinzuwaschen und eine neue Identität für ihn anzulegen, dass sie noch nicht mal seinen Netzhaut–Scan zurückverfolgen konnten.
    „Warum gibt es dann eine Ortungsnummer in Cooks Akte?“
    „Eine Tarnung?“, vermutete Mahler.
    „Und das Mädchen?“
    „Ist wahrscheinlich seine Tochter. Das Kind eines hochrangigen Staatsoberhauptes wäre wahrscheinlich von der Senderpflicht befreit. Sogar von KASEDU.“
    Stearns schnaubte. „Schon klar… noch ein Grund mehr, diesen Schweinehund zu verachten.“ Dann lächelte er und sprach Leonard direkt an. „Aber wenn du uns nicht sagst, wer du bist, dann haben wir das Recht, zu diagnostischen Zwecken einen chirurgischen Eingriff vorzunehmen.“ Mit zusammengekniffenen Augen fügte er hinzu: „Und wir fangen bei dem Mädchen an. Unser Chirurg muss ja schließlich an irgendwem üben. Er hat nicht ansatzweise so viel Erfahrung wie meine Cousine.“
    „Warten Sie“, sagte Leonard.
    Ein verschmitztes Lächeln machte sich auf Stearns‘ Gesicht breit. „Er kann also doch reden. Hast du mir etwas zu sagen?“
    Leonard zögerte. Was könnte er dem Leutnant erzählen? Gab es irgendetwas, das Natalia retten könnte? Würde er ihre Situation nicht nur noch verschlimmern, egal, welche Informationen er ihnen gab? Vielleicht konnte er seine Freiheit gegen ihre eintauschen. Aber sie hatten sie bereits beide in Gewahrsam. Welche Motivation sollten sie haben, zu verhandeln? Stearns starrte ihn zornig an. „Ach, scheiß drauf. Mach seine Handschellen los, Mahler.“
    Sobald Mahler ihn befreit hatte, stand Leonard auf und schüttelte seine Arme aus, seine Hände eilten nun nicht mehr instinktiv zu seinen Genitalien, um sie zu

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