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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meira Pentermann
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erneut die Beherrschung und schrie: „Weißt du was? Du könntest ebenso gut ganz plötzlich an CARS erkranken.“
    „Mein Test ist negativ ausgefallen.“
    Garrett brach in schallendes Gelächter aus. „Du Schwachkopf. Ist dir nicht aufgefallen, wie viele negative Tests sich in letzter Zeit als falsch herausgestellt haben?“ Er lächelte höhnisch. „Was glaubst du, warum sie diese Wiederholungstests machen? Ich weiß von mindestens drei Kids in der Schule, die in den letzten Monaten von der Last eines oder beider Elternteile befreit wurden.“
    „Was willst du damit sagen, Garrett?“
    „Mann, bist du begriffsstutzig. Du bist in Wirklichkeit doch ein Inzuchtler, oder?“
    „Sie infizieren absichtlich Menschen mit CARS?“
    „Das müssen sie noch nicht mal. Sie stecken sie einfach in die Klinik. Wer soll das schon rauskriegen?“
    Natalia zitterte, versuchte jedoch, aufgebracht zu erscheinen. „Du glaubst wirklich, dass du jemanden davon überzeugen kannst, mich in die Klinik zu stecken?“
    „Dafür müsste ich noch nicht einmal viel Überzeugungsarbeit leisten. Gegenrevolutionäre Angehörige zu melden, ist momentan ziemlich in.“ Er grinste. „Freitag um vier, sonst bist du dran.“ Garrett machte dabei eine Geste, als würde er sich die Kehle durchschneiden, und verschwand durch das Haupttor.
    Natalias Knie gaben nach und sie fiel zu Boden. Alina machte einen Satz nach vorne, aber Leonard hielt sie zurück und signalisierte ihr, leise zu sein. „Warte noch einen Moment. Wenn uns Garrett sieht, landen wir alle in der Klinik. Noch haben wir Hoffnung.“
    „Hoffnung worauf?“, fauchte sie ihn an.
    Leonard hatte nicht mit dieser Reaktion gerechnet und zögerte. Er hatte die tröstenden Worte eher aus Gewohnheit gesagt. In Wirklichkeit hatte er keine Ahnung, was hier vor sich ging und was er tun sollte, um dieses Durcheinander zu entwirren. Ihm wurde plötzlich schwindelig, sodass er nach hinten stolperte und dabei Alina losließ. Sie nutzte seine kurze Unachtsamkeit und lief zu Natalia.
    „Schätzchen. Es tut mir so leid. Garrett ist zu einem Scheusal geworden. Hat er dir wehgetan?“ Behutsam untersuchte sie Natalias Wange.
    Natalia staunte mit offenem Mund, als ihr Vater auf sie zukam. „Ihr… wart hier?“
    Leonard nickte.
    „Und ihr habt ihn nicht aufgehalten?“
    „Wir… äh…“
    „Ist schon okay“, sagte Natalia. „Es hätte sonst keine vierundzwanzig Stunden gedauert, bis er euch die Verfassungsschützer auf den Hals gehetzt hätte. Er hat ziemlich gute Verbindungen, seit er der Jugendbrigade beigetreten ist.“
    „Ja“, Leonard merkte, wie sein Magen sich zuschnürte. Es war schon schlimm genug, dass er tatenlos zugesehen hatte, wie Garrett Natalia misshandelte. Hinzu kam jetzt noch, dass sie es scheinbar für nötig befand, ihren Vater zu trösten, wobei ganz offensichtlich sie es war, die Trost gebrauchen konnte.
    Seine Augen wanderten zu der Tüte im Gebüsch. Sie ähnelte jener, die er Natalia aus dem Haus hatte schmuggeln sehen. Tatsächlich standen sie sogar sehr nahe an den Büschen, wo Natalia letzte Nacht die Tüte versteckt hatte. Leonard juckte es in den Fingern und er wollte sie in die Hand nehmen, aber aus Rücksicht auf Natalia bewegte er sich nicht.
    Alina legte den Arm um Natalia und führte sie zum Haus. Sie setzte ihre Tochter liebevoll auf die Couch und schaltete den Fernseher ein, bevor sie sich zu ihr setzte. Leonard sah sich im Raum um und entschied schließlich, sich in den Fernsehsessel links von der Couch zu setzen.
    Er räusperte sich und versuchte, bedeutungsvoll zu klingen. „In was auch immer dich Garrett da reingeritten hat, wir holen dich da wieder raus.“ Er hielt inne, um seine Worte wirken zu lassen. „Aber du musst uns die Wahrheit sagen. Was zum Teufel ist hier los?“
    „Leonard—“
    „Was will Garrett von dir? Was vergräbst du da hinter dem Haus?“
    Alina drehte sich verblüfft zu ihm um. „Was?“
    „Du willst wissen, was ich vergrabe?“, fragte Natalia ungläubig.
    „Ja.“
    „Du willst wissen, was in der Box ist, die du in meinem Zimmer gefunden hast?“
    „Du hast es erfasst.“ Leonard konnte einen Hauch autoritäres Selbstvertrauen in seiner Stimme erkennen und war ziemlich erfreut darüber, dass es ihm gelungen war, einen väterlichen Ton anzuschlagen.
    „Dann zeig ich’s dir.“ Natalia sprang von der Couch und lief die Treppen hoch.
    „Leonard. Was ist nur in dich gefahren?“ Alina stand auf, um ihrer Tochter

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