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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meira Pentermann
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„Ein Sender wäre zu groß, um auf den Ausweis zu passen.“ Er runzelte die Stirn und wog die Möglichkeiten ab. „Andererseits, vielleicht hast du doch recht. Vielleicht haben sie mittlerweile schon Sender in der Größe eines RFID–Transponders entwickelt. Dann könnten sie ihn problemlos in einem Ausweis verstecken.“
    Alina legte ihre Stirn in Falten. „Was ist ein RFID–Transponder?“
    „Radiofrequenz–Identifikation.“ Er drehte seinen Gürtel um, sodass man nun ein viereckiges Stück Kupfer, so groß wie eine Zehn–Cent–Münze mit einem spiralförmigen Muster darauf, sehen konnte. „Es wird in der Warenwirtschaft genutzt.“
    Alina betrachtete ihren eigenen Gürtel. „Vielleicht orten sie uns über die Kleidung.“
    Leonard schüttelte den Kopf. „Das mit dem Einwohnerausweis ergibt viel mehr Sinn. Sonst müssten sie jedes Mal, wenn man sich eine neue Jeans kauft, den RFID–Transponder neu programmieren.“
    Alina schüttelte sich plötzlich, als ob ihr gerade eine Spinne aus dem Haar in die Bluse gefallen wäre. „Ich möchte gehen.“ Sie griff nach Leonards Hand und zog ihn mit sich zur Straße. Die Laternen schienen im Rhythmus der ungleichmäßigen Schritte der beiden zu flackern. Alina schüttelte wild den Kopf, als ob sie die Spinne abschütteln wollte. „Sie mögen vielleicht wissen, wo ich mich aufhalte, aber sie können mich nicht davon abhalten, mich zu bewegen.“
    Leonard wehrte sich gegen ihr Ziehen. „Ganz langsam. Wir können vor all dem nicht davonlaufen.“
    „Du schon. Bau deine Zeitmaschine.“ Während sie davonmarschierte, trat sie versehentlich gegen eine leere Dose, die auf der Straße lag. Sie erschreckte sich beinahe zu Tode.
    „Schhhh, schhhh. Ich werde nirgendwo hingehen.“ Er folgte ihr rasch. „Nicht ohne dich.“
    „Und nicht, ohne dass uns die Wächter verfolgen.“
    Ein Hund in einem nahegelegenen Fenster bellte wie verrückt, sodass Leonards Nerven noch mehr strapaziert wurden. Der Hundebesitzer schrie irgendwelche Obszönitäten. Alina fing an zu rennen und hielt sich dabei die Ohren zu. Kurz bevor sie die Grenze zwischen dem Guilder–Projekt und dem offenen Platz erreichte, holte Leonard sie ein, schnitt ihr den Weg ab und stellte sich direkt vor sie. Er nahm ihre Hände und sagte sanft: „Lass es uns testen.“
    Er ließ sich von ihr aus der Wohngegend und auf den offenen Platz führen, sodass sie das Regierungsviertel an derselben Stelle verließen, an der sie es zuvor am Abend auch betreten hatten.
    „Wie?“
    „Sag mir, wann und wo du genau deine Mittagspause machst und ich werde dann checken, ob sich dein roter Punkt auf meinem Bildschirm bewegt.“ Er hörte sich dabei leicht vergnügt an, so, als ob er vorschlagen würde, eine Runde Fangen zu spielen. „Vielleicht können wir so herausfinden, ob die Transmitter in den Ausweisen oder Handtaschen beziehungsweise Aktenkoffern oder vielleicht sogar in der Kleidung sind—“
    „Du willst, dass ich mich vor dem Krankenhaus ausziehe?“
    „Hast du noch irgendwelche Kleidungsstücke, die du vor dem Nationalen Notstand gekauft hast?“
    Sie nickte.
    „Dann trägst du morgen halt mal Retromode. Und keinen Schmuck.“
    Sie verdrehte die Augen und drängte ihn, weiterzugehen und ihr nach Hause zu folgen.
    „Komm schon, Alina.“ Leonard legte einen Gang zu, um mit ihr Schritt zu halten. „Wann hast du Mittagspause?“
    „Normalerweise verlasse ich das Krankenhaus zum Mittagessen nicht.“
    „Dann machst du diesmal halt eine Ausnahme. Was ist dein Lieblingsrestaurant, das du gut zu Fuß erreichen kannst?“
    Sie schüttelte den Kopf. „In der Nähe des Krankenhauses gibt es keine Restaurants mehr.“
    „Das ist doch lächerlich. Was ist mit all den Leuten, die Freunde und Familie besuchen? Restaurants in der Nähe eines Krankenhauses müssen doch unglaublich gefragt sein.“
    „Nein.“
    „Sag nicht, dass das Krankenhaus nur von Sozialbauten umgeben ist.“
    „Nein. Nun ja, es gibt schon ein paar, aber das meinte ich nicht.“
    „Was dann?“, wollte Leonard wissen.
    „Die Sachen laufen nicht mehr so wie früher. Man eröffnet nicht einfach so ein Restaurant.“
    „Willst du mir etwa sagen, es gibt keine Restaurants mehr? Das ist doch Schwachsinn.“
    „Nicht, wenn sie nicht mehr für nötig befunden werden.“
    „Ach, komm schon. Die Menschen müssen doch irgendwo essen.“
    „Wir essen in der Cafeteria.“
    „Jeder?“
    „So ziemlich, ja. Normalerweise hole ich mir nur schnell

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