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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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die Instrumente – ein grünes Landediagramm blinkte auf dem Zentralmonitor – und griff nach Cases g-Netz. Er zog sich herunter und pulte mit dem dicken, kurzgeschnittenen Daumennagel das Klebeband an seinem Bündel ab. »’n Chinese hat mal gesagt, da kommt die Wahrheit raus«, meinte er, während er ein altertümliches, öliges Remington-Automatikgewehr auswickelte. Der Lauf war wenige Millimeter vor dem verschrammten Vorderschaft abgesägt, der Kolben völlig entfernt und durch einen hölzernen, mit mattschwarzem Band umklebten Pistolengriff ersetzt worden. Maelcum roch nach Schweiß und Ganja.
    »Haste bloß die eine?«
    »Klar, Mann«, sagte Maelcum und wischte mit einem roten Lappen das Öl vom schwarzen Lauf. Das schwarze Polykarbonat hatte er um den Pistolengriff in der anderen Hand geknüllt. »Ich’n’ ich sind die Rastafarimarine, glaub mir.«
    Case zog sich die Troden wieder über die Stirn. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, das Texas-Katheter wieder anzulegen; wenigstens konnte er in der Villa Straylight noch mal richtig pissen, und wenn es das letzte Mal war.
    Er steckte ein.
     
    »He«, sagte die Konstruktion, »der gute Peter ist total durchgeknallt, was?«
    Sie schienen nun Teil des T-A-Eises zu sein; die smaragdgrünen Bögen hatten sich ausgedehnt und waren zu einer festen Masse verschmolzen. Grün war die vorherrschende Farbe in den Schichten des chinesischen Programms, das sie umschloss.
    »Dicht dran, Dixie?«

    »Ganz dicht. Brauch dich bald.«
    »Hör mal, Dix. Wintermute sagt, Kuang hat sich in unserem Hosaka festgesetzt. Ich muss dich und mein Deck ausstecken, in die Straylight rüberschaffen und dort im Sicherheitsprogramm wieder einstecken, sagt Wintermute. Das Kuang-Virus, sagt er, wird sich inzwischen ganz da reingefressen haben. Wir ziehen den Run dann von innen durch, übers Straylight-Netz.«
    »Wunderbar«, sagte die Flatline. »Ich hab ja nie gern was einfach gemacht, wenn’s auch kompliziert geht.«
    Case schaltete um.
     
    In ihre Dunkelheit, eine brodelnde Synästhesie, in der ihr Schmerz der Geschmack von Alteisen war, Melonenduft, Schmetterlingsflügel, die ihr über die Wange strichen. Sie war bewusstlos, und er war aus ihren Träumen ausgeschlossen. Als der optische Chip aufleuchtete, waren die alphanumerischen Zeichen mit einem Hof umgeben, einer schwachen, rötlichen Aura.
    19:29:40.
    »Ich bin darüber sehr unglücklich, Peter.« 3Janes Stimme schien aus hallender Ferne zu kommen. Molly konnte hören, stellte er fest, doch er korrigierte sich sofort. Die Simstim-Einheit war intakt und noch an ihrem Platz; er spürte, wie sie gegen ihre Rippen drückte. Ihre Ohren registrierten die Schallwellen von 3Janes Stimme. Riviera machte eine kurze, unverständliche Bemerkung. »Ich aber nicht«, sagte 3Jane, »und das ist überhaupt nicht komisch. Hideo wird ein Ärzteteam von der Intensivstation droben holen, aber das da muss operiert werden.«
    Stille trat ein. Case hörte ganz deutlich, wie das Wasser an den Rand des Pools plätscherte.
    »Was hast du ihr da erzählt, als ich gerade zurückkam?« Riviera war jetzt ganz nahe.

    »Etwas von meiner Mutter. Sie hat mich danach gefragt. Ich glaube, sie hatte einen Schock, abgesehen von Hideos Injektion. Warum hast du ihr das angetan?«
    »Ich wollte sehen, ob die Dinger kaputtgehen.«
    »Eins ist kaputt. Wenn sie zu sich kommt – falls sie je wieder zu sich kommt -, werden wir sehen, was für eine Augenfarbe sie hat.«
    »Sie ist äußerst gefährlich. Zu gefährlich. Wenn ich nicht hiergewesen wäre, um sie abzulenken, um Ashpool zu ihrer Ablenkung herzuschaffen, meinen eigenen Hideo einzusetzen und ihr damit die kleine Bombe zu entlocken, wo wärst du dann jetzt? In ihren Händen.«
    »Nein«, sagte 3Jane. »Hideo war ja auch noch da. Ich glaube nicht, dass du ganz verstehst, was es mit Hideo auf sich hat. Sie offenbar schon.«
    »Willst du was trinken?«
    »Wein. Weißwein.«
    Case steckte aus.
     
    Maelcum kauerte über der Steuerung der Garvey und tippte Befehle für ein Andockmanöver ein. Der Zentralschirm des Moduls zeigte ein feststehendes rotes Viereck, welches das Dock der Straylight darstellte. Die Garvey war ein größeres Viereck in Grün, das allmählich schrumpfte und auf Maelcums Befehle hin von einer Seite zur anderen ruckte. Links davon zeigte ein kleinerer Monitor eine Gittergrafik der Garvey und der Haniwa beim Anflug auf die gekrümmte Spindelhülle.
    »Wir haben nur eine Stunde Zeit«, sagte Case,

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