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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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Bobby wusste, dass Jammer sich die gedrungene, kleine Automatik geschnappt hatte, die er dort vor ein paar Stunden entdeckt hatte. Er schaute sich um, aber Jackie war nirgends zu sehen.
    Eine dritte Schraube knallte aufs Resopal der Tischplatte.

    Bobby zögerte verwirrt, folgte dann aber Jackies Beispiel und verzog sich, so leise er konnte. Er duckte sich hinter einem der hölzernen Raumteiler und sah die vierte Schraube fallen. Feiner dunkler Staub rieselte hinterher.
    Ein scharrendes Geräusch, dann verschwand mit einem Mal ein viereckiges Stahlgitter an der Decke in einer Art Schacht. Bobby warf einen raschen Blick zu Jammer hinüber und sah eben noch, wie der dicke Rückstoßkompensator am Lauf von Jammers Knarre nach oben schwang.
    Zwei dünne braune Beine baumelten nun aus der Öffnung, darüber ein grauer, dreckverschmierter Kammgarnsaum.
    »Halt«, rief Bobby, »das ist Beauvoir!«
    »Und ob das Beauvoir ist!«, kam es von oben, laut und hallend vom Echo im Schacht. »Räumt mir den verdammten Tisch aus dem Weg.«
    Bobby kam eilig hinter seinem Raumteiler hervor und zog Tisch und Stühle beiseite.
    »Fang«, sagte Beauvoir. Er hielt einen dicken, olivgrünen Rucksack an einem Riemen nach unten und ließ ihn dann los. Das Ding war so schwer, dass es Bobby fast umgeworfen hätte. »Und jetzt mach Platz …« Beauvoir schwang sich aus dem Schacht, hielt sich mit beiden Händen am Rand fest und ließ sich fallen.
    »Was ist mit der Alarmsirene, die ich da oben hatte?« Jammer richtete sich mit der kleinen Maschinenpistole in den Händen hinterm Tresen auf.
    »Hab ich hier.« Beauvoir warf einen mattgrauen Stab aus Phenolharz auf den Teppich. Das Ding war mit feinem schwarzem Draht umwickelt. »War nun mal der einzige Weg hier rein, ohne dass’ne regelrechte Armee von Arschgeigen es spitzgekriegt hätte. Anscheinend hat ihnen jemand Blaupausen von dem Laden gegeben, aber die Lücke haben sie trotzdem übersehen.«

    »Wie bist du aufs Dach gekommen?«, fragte Jackie, die hinter einem Raumteiler auftauchte.
    »Gar nicht«, antwortete Beauvoir und schob sich das riesige Plastikbrillengestell auf der Nase wieder nach oben. »Ich hab eine Monomol-Leine vom Nachbarschornstein rübergeschossen und bin mit einer Keramikspindel rübergerutscht …« Sein kurzes, dichtes Haar war voller Ruß. Er sah Jackie ernst an. »Du weißt es«, sagte er.
    »Ja. Von Legba und Papa Ougou in der Matrix. Hab mit Bobby in Jammers Deck eingesteckt …«
    »Sie haben Ahmed auf der Autobahn nach Jersey in die Luft gejagt. Vermutlich mit dem gleichen Raketenwerfer, mit dem sie Bobbys alte Dame erledigt haben …«
    »Wer?«
    »Bin mir noch nicht sicher«, sagte Beauvoir, der sich neben den Beutel kniete und die Schnellverschlüsse aus Plastik öffnete, »aber es schält sich allmählich was raus … Bis ich das mit Lucas hörte, war ich damit beschäftigt, die Lobes aufzuspüren, die Bobby das Deck abgeknöpft haben. Wahrscheinlich war das nur ein Zufall, reine Routine, aber irgendwo laufen jetzt ein paar Lobes mit unserem Eisbrecher rum. Damit ließ sich schon mal was anfangen, denn die Lobes sind zum Teil Hotdogger, die mit Two-a-Day hin und wieder Geschäfte machen. Also haben Two-a-Day und ich die Runde gemacht und so viel wie möglich rauszukriegen versucht. War allerdings weitgehend Fehlanzeige, wie sich rausstellte, außer dass so’n Dust-Freak namens Alix, bei dem wir waren und der zweiter stellvertetender Warlord oder so ist, einen Anruf von seinem Gegenstück bekommt, Two-a-Day zufolge ein Gothick aus Barrytown namens Raymond.« Er packte den Rucksack aus, während er sprach, und verteilte Waffen, Werkzeug, Munition und Drahtspulen. »Raymond will ihn dringend sprechen, aber Alix ist zu cool, um in unserer Gegenwart mit ihm zu reden.
›Sorry, Gentlemen, aber das ist eine offizielle Unterredung zwischen Warlords‹, sagt dieser Schwachkopf, also entschuldigen wir uns natürlich untertänigst, machen einen Diener und so und verduften um die nächste Ecke. Nehmen Two-a-Days modulares Telefon zur Hand und rufen unsere Cowboys im Sprawl an, damit sie Alix’ Leitung anzapfen, aber bisschen plötzlich. Die Cowboys sind in das Gespräch zwischen Alix und Raymond reingegangen wie Draht in Käse.« Er zog eine deformierte, zwölfkalibrige Schrotflinte, kaum länger als sein Unterarm, aus dem Bündel, wählte ein dickes Trommelmagazin aus dem Sammelsurium, das er vor sich auf dem Teppich ausgebreitet hatte, und steckte die beiden

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