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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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zwischen das Bett und die Wand und schloss sie um den Schocker in dem Loch im Schaumstoff.

    Sie schlief ein, ohne es zu wollen.
    Der rote Schein des Fensters war wie das Abendrot in Miami, und sie musste von Eddy oder jedenfalls vom Hooky Green’s geträumt haben, wo sie oben im zweiunddreißigsten Stock mit jemandem tanzte, denn als der Krach sie weckte, wusste sie nicht recht, wo sie sich befand, sah aber deutlich den Weg aus dem Hooky Green’s vor sich, als wüsste sie, dass sie besser über die Treppe abhauen sollte, weil es zweifelsohne irgendwelchen Ärger gab …
    Sie war halb aus dem Bett, als Prior durch die Tür kam, und zwar buchstäblich durch die Tür, denn die war noch zu, als er dagegenknallte. Er flog rücklings hindurch, und von der Tür blieben nur Splitter und Kartonwaben übrig.
    Sie sah ihn gegen die Wand prallen und auf den Boden plumpsen, dann rührte er sich nicht mehr, und jemand anders stand im Gegenlicht aus dem anderen Raum in der Tür, und alles, was sie von dem Gesicht sehen konnte, waren zwei Wölbungen, in denen sich das falsche Abendrot spiegelte.
    Sie zog die Beine wieder ins Bett, sank an die Wand zurück, schob die Hand hinunter zum …
    »Keine Bewegung, Baby.« Die Stimme machte ihr richtig Angst, weil sie so verdammt fröhlich klang, als wäre es ein Mordsspaß gewesen, Prior durch die Tür zu schmettern. »Und damit mein ich, nicht die klitzekleinste …« Und die Frau hatte das Zimmer mit drei Schritten durchquert und stand ganz nah bei ihr, so nah, dass Mona die Kälte spürte, die das Leder ihrer Jacke abstrahlte.
    »Okay«, sagte Mona, »okay …«
    Dann wurde sie blitzschnell gepackt und aufs Bett gedrückt, mit den Schultern fest in den Schaumstoff gepresst, und etwas – der Schocker – war vor ihrer Nase.
    »Woher haste dieses Spielzeug?«

    »Oh«, sagte Mona, als hätte sie das Ding vielleicht schon mal gesehen, es aber ganz vergessen, »das war in der Jacke von meinem Freund. Die hab ich mir ausgeliehn.«
    Monas Herz klopfte wie wild. Diese Brillengläser …
    »Weiß das Sackgesicht, dass du so’n Spielzeug hast?«
    »Wer?«
    »Prior.« Die Frau ließ sie los, drehte sich um und trat heftig auf ihn ein, immer wieder. »Nein«, sagte sie und hörte so plötzlich damit auf, wie sie begonnen hatte. »Ich glaub nicht, dass er’s gewusst hat.«
    Dann erschien Gerald in der Tür, als wäre nichts geschehen, außer dass er mit trübseliger Miene die Reste der Tür musterte, die noch im Rahmen hingen, und mit dem Daumen über eine gesplitterte Laminatkante fuhr. »Kaffee, Molly?«
    »Zwei, Gerald«, sagte die Frau, die sich den Schocker ansah. »Meinen schwarz.«
     
    Mona trank ihren Kaffee in kleinen Schlucken und musterte die Kleidung und die Frisur der Frau, während sie darauf warteten, dass Prior aufwachte. Sie hatte zumindest den Eindruck, als würden sie das tun. Gerald war wieder gegangen.
    Eine solche Frau hatte Mona noch nie gesehen. Von ihrem Stil her war sie überhaupt nicht einzuordnen; fest stand nur, dass sie Geld hatte. Die Frisur war europäisch. Mona hatte diesen Schnitt in einer Illustrierten gesehen. Sie war ziemlich sicher, dass er derzeit nirgendwo in Mode war, aber er passte gut zu den Brillengläsern, bei denen es sich um direkt in die Haut implantierte Einsätze handelte. Mona hatte mal einen Taxifahrer in Cleveland mit solchen Dingern gesehen. Und sie trug eine tiefbraune, kurze Jacke, zu schlicht für Monas Geschmack, aber offenkundig nagelneu, mit einem großen, weißen Lammfellkragen, der nun offenstand und den Blick auf ein komisches grünes Ding freigab, das wie ein Panzer – was
es Monas Ansicht nach wohl auch war – über Brust und Bauch gespannt war, dazu eine Jeans aus graugrünem, moosartigem Wildleder, dick und weich, das beste Stück ihres Outfits, wie Mona fand, die gern auch so eine gehabt hätte, nur dass die Stiefel alles verdarben, diese kniehohen schwarzen Stiefel, wie sie Motorradrennfahrer trugen, mit dicken gelben Gummisohlen, breiten Riemen über dem Spann, verchromten Schnallen am ganzen Schaft und schrecklich plumpen Kappen. Und woher hatte sie bloß diesen burgunderroten Nagellack? Mona glaubte nicht, dass so was überhaupt noch hergestellt wurde.
    »Was glotzt du so, verdammt?«
    »Äh … Ihre Stiefel.«
    »Na und?«
    »Die passen nicht zur Hose.«
    »Die hab ich nur an, um Prior die Scheiße aus den Knochen zu treten.«
    Prior stöhnte auf dem Boden und begann zu würgen. Davon wurde Mona ebenfalls speiübel,

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