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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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auf, um das Pink zu verdecken. Anzug haargenau im schmutzigen, fleckigen Grauton des Bürgersteigs, auf dem er stand. Die Augen warfen das Rot einer Verkehrsampel zurück. Und dann war er wirklich weg.
    Case schloss die Augen, rieb sie mit tauben Fingern und lehnte sich gegen die bröcklige Ziegelmauer.
    Ninsei war viel einfacher gewesen.

5
    Die Ärzte, von denen Molly versorgt wurde, betrieben ihr Geschäft in zwei Geschossen eines anonymen Wohnblocks in der Nähe des alten Stadtkerns von Baltimore. Es war ein modulares Gebäude, eine Riesenversion des Cheap Hotel; jeder Sarg war vierzig Meter lang. Case fand Molly, als sie gerade aus einem kam, der das aufwendig gearbeitete Schild eines gewissen GERALD CHIN, ZAHNARZT trug. Sie hinkte.
    »Er sagt, wenn ich gegen was trete, fällt’s mir ab.«
    »Hab einen deiner Freunde getroffen«, sagte er. »Einen Modern.«
    »Ach ja? Wen denn?«
    »Lupus Yonderboy. Hatte’ne Nachricht.« Er reichte ihr eine Papierserviette, auf der in seiner ordentlichen, schwerfälligen Druckschrift mit rotem Filzstift WINTERMUTE stand. »Er hat gesagt …« Aber sie hob rasch den Finger an den Mund.
    »Gehn wir Krebse essen«, sagte sie.
     
    Nach dem Lunch in Baltimore – Molly hatte ihren Krebs mit beängstigender Leichtigkeit zerlegt – fuhren sie mit der U-Bahn nach New York. Case hatte gelernt, keine Fragen zu stellen; sie brachten ihm nur den Finger vor dem Mund ein. Ihr Bein schien ihr zu schaffen zu machen, und sie redete nicht viel.
    Ein schmächtiges, kleines Negermädchen, in dessen Haare Holzperlen und altertümliche Widerstände straff verflochten waren, öffnete die Tür des Finnen und führte sie durch den zugemüllten Korridor. Case hatte den Eindruck, das Zeug sei inzwischen irgendwie gewachsen. Zumindest schien es sich unmerklich zu verändern, vom Druck der Zeit zusammengepresst zu werden, während unsichtbare Flocken lautlos darauf herabrieselten und eine Mulchdecke bildeten, eine kristalline
Ausfällung ausrangierter Technologie, die verborgen auf den Müllplätzen des Sprawl blühte.
    Hinter der Army-Decke wartete der Finne am weißen Tisch.
    Mit raschen Gesten zog Molly ein Stück Papier hervor, kritzelte etwas darauf und schob es dem Finnen hin. Er nahm es zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt es von sich weg, als könnte es explodieren. Er machte ein Zeichen, das Case nicht verstand und in dem eine Mischung aus Ungeduld und mürrischer Resignation lag.
    Der Finne stand auf und wischte sich Krümel von der Vorderseite seiner abgetragenen Tweedjacke. Auf dem Tisch stand ein Glas mit Salzheringen neben einer angebrochenen Plastikpackung Knäckebrot und einem Blech-Aschenbecher, der von Partagas-Klippen überquoll.
    »Augenblick«, sagte der Finne und verschwand aus dem Zimmer.
    Molly setzte sich an seinen Platz, fuhr die Klinge ihres Zeigefingers aus und spießte damit ein graues Stück Hering auf. Case spazierte im Zimmer hin und her und befingerte im Vorübergehen die Scananlage an den Säulen.
    Nach zehn Minuten kam der Finne angeschwirrt und bleckte grinsend die gelben Zähne. Er nickte, zeigte Molly den hochgereckten Daumen und bedeutete Case, ihm mit der Türplatte zu helfen. Während Case das Klettband andrückte, fischte der Finne eine kleine, flache Konsole aus der Tasche und tippte eine komplizierte Sequenz ein.
    »Schätzchen«, sagte er zu Molly, wobei er die Konsole wieder verstaute, »da bist du auf was gestoßen. Im Ernst, so was riech ich. Verrätst du mir, woher du’s hast?«
    »Yonderboy.« Molly schob Heringsglas und Knäckebrot weg. »Hab nebenher’nen Deal mit Larry gemacht.«
    »Clever«, meinte der Finne. »Ist’ne KI.«
    »Nun mal langsam«, sagte Case.

    »Bern«, sagte der Finne, ohne auf Case einzugehen. »Bern. Hat unbegrenzte schweizerische Staatsbürgerschaft nach deren Gegenstück zu unsrem Gesetz von 53. Für Tessier-Ashpool SA gebaut. Denen gehört das Mainframe und die Originalsoftware.«
    »Stop. Was ist ein Bern?« Case stellte sich bewusst zwischen die beiden.
    »Wintermute ist der Erkennungscode für’ne KI. Hab die Turings-Registriernummern.’ne Künstliche Intelligenz.«
    »Alles schön und gut«, sagte Molly, »aber was bringt uns das?«
    »Wenn Yonderboy Recht hat«, erwiderte der Finne, »dann steckt diese KI hinter Armitage.«
    »Ich hab Larry dafür bezahlt, dass er Armitage durch die Moderns ein bisschen beschnüffeln lässt«, erklärte Molly, an Case gewandt. »Die haben die merkwürdigsten Verbindungen. Der

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