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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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einsame Gestalt in einem leuchtend orangenen Parka mit Kapuze wartete bei einer modellierten Felsformation.
    »Robin wird da sein, nicht wahr, Porphyre?«
    » Mistah Lanier«, sagte er verdrießlich.
    Sie seufzte.
    Der verchromte schwarze Fokker landete sanft; Gläser klirrten leise im Barschrank, als die Kufen auf dem Dach des Envoy aufsetzten. Das gedämpfte Motorengeräusch erstarb.
    »Was Robin angeht, Porphyre, so muss ich den ersten Schritt tun. Ich werde heut’ Abend mit ihm reden. Unter vier Augen. Bis dahin möchte ich, dass du ihm aus dem Weg gehst.«

    »Wird Porphyre ein Vergnügen sein, Missy«, sagte der Friseur, als hinter ihnen die Kabinentür aufging. Und dann fuhr er herum, krallte die Finger in sein Gurtschloss, und Angie drehte sich um und sah den leuchtend orangenen Parka in der Luke, den erhobenen Arm, die verspiegelte Brille. Die Kanone machte nicht mehr Lärm als ein Feuerzeug, aber Porphyre krümmte sich und griff sich mit der langen schwarzen Hand an den Hals, während der Sicherheitsdienstler die Luke hinter sich zuzog und auf Angie lossprang.
    Etwas schlug hart gegen ihren Bauch, als Porphyre wie eine Gummipuppe in seinen Sitz sackte und die schmale rosa Zungenspitze aus dem Mund hängen ließ. Aus einem puren Reflex heraus schaute sie nach unten und sah ihr verchromtes schwarzes Gurtschloss durch eine klebrig aussehende grünliche Plastikraute. Sie blickte auf, in ein ovales weißes Gesicht, das von einer fest zugezogenen, orangenen Nylonkapuze eingerahmt wurde. Sah das eigene, vom Schock ausdruckslose Gesicht doppelt in den silbernen Linsen. »Hat er heute Abend was getrunken?«
    »Was?«
    »Er.« Ein Daumen wurde zu Porphyre gereckt. »Hat er Alkohol getrunken?«
    »Ja … Vorhin.«
    »Scheiße.« Eine Frauenstimme. Sie wandte sich zu dem bewusstlosen Friseur um. »Hab ihn sediert, will aber nicht seinen Atemreflex unterdrücken.« Angie sah zu, wie die Frau Porphyre den Puls fühlte. »Schätze, er ist okay …« Zuckte sie mit den Achseln in dem orangenen Parka?
    »Sicherheitsdienst?«
    »Was?« Die Brillengläser blitzten auf.
    »Sind Sie vom Net-Sicherheitsdienst?«
    »Nein, verdammt. Ich entführe dich.«
    »Wirklich?«

    »Und ob.«
    »Warum?«
    »Nicht aus einem der üblichen Gründe. Jemand hat’s auf dich abgesehen. Auf mich auch. Ich hätte dich nächste Woche abgreifen sollen. Aber die können mich. Musste sowieso mit dir reden.«
    »So? Mit mir reden?«
    »Kennst du jemand namens 3Jane?«
    »Nein. Ich meine ja, aber …«
    »Spar’s dir für später. Wir müssen schnell weg hier.«
    »Porphyre …«
    »Der kommt bald wieder zu sich. So wie der aussieht, möchte ich lieber nicht hier sein, wenn er aufwacht.«

31
    3Jane
    Wenn er sich hier in Bobbys großem Landsitz befand, dachte Slick, als er in dem engen, gekrümmten Korridor die Augen aufmachte, dann war das Haus merkwürdiger, als es ihm beim ersten Mal vorgekommen war. Die Luft war stickig, und das grünliche Licht des Glasbausteinbands an der Decke gab ihm das Gefühl, unter Wasser zu sein. Der Tunnel bestand aus einer Art glasiertem Beton. Er kam sich eingesperrt vor.
    »Vielleicht sind wir im Keller oder so gelandet«, sagte er und hörte das leise, scharfe Echo, das der Beton zurückwarf, wenn er sprach.
    »Wir müssen nicht unbedingt in der gleichen Konstruktion stecken, die du letztes Mal gesehen hast«, meinte Gentry.
    »Und was ist es dann?« Slick berührte die Betonwand; sie war warm.
    »Ist doch egal.« Gentry ging in die Richtung, in die sie blickten. Hinter der Biegung bestand der Boden aus einem unebenen,
rutschigen Mosaik aus Porzellanscherben, die in eine Art Epoxidharz eingelassen waren.
    »Schau dir das an.« Die Scherben wiesen abertausend Muster und Farben auf, aber sie waren nach keinerlei Konzept, sondern rein willkürlich angeordnet.
    »Kunst.« Gentry zuckte mit den Achseln. »Ein Hobby von jemand. Das müsstest du doch gut finden, Slick Henry.«
    Wessen Hobby es auch war, mit den Wänden hatte er sich nicht weiter abgegeben. Slick kniete sich hin, strich mit den Fingern über das Mosaik, spürte die rauen Kanten der Keramikscherben, dazwischen glasigen, gehärteten Kunststoff. »Was soll das heißen, ›Hobby‹?«
    »So wie die Dinger, die du baust, Slick. Deine Spielzeuge aus Schrott.« Gentry setzte sein verkrampftes, verrücktes Grinsen auf.
    »Du hast doch keine Ahnung«, sagte Slick. »Widmest dein ganzes abgefucktes Leben der Suche nach der Gestalt des Cyberspace, Mann, obwohl der

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