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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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Machste da immer so’ne kleine Show draus?«
    Riviera lockerte den elastischen Infusionsschlauch und nahm ihn ab. »Ja. Bringt mehr Spaß.« Er lächelte. Sein Blick war jetzt entrückt, seine Wangen waren gerötet. »Hab mir eine Membran einsetzen lassen, direkt über der Vene, so dass ich mir wegen der Nadel keine Sorgen machen muss.«
    »Tut das nicht weh?«
    Die glänzenden Augen sahen Case an. »Natürlich tut’s weh. Aber das gehört doch dazu.«
    »Ich hab immer Derms genommen.«
    »Schlappschwanz«, spöttelte Riviera und schlüpfte lachend in ein kurzärmliges, weißes Baumwollhemd.
    »Muss geil sein«, sagte Case und stand auf.
    »Willst du’nen Schuss, Case?«
    »Hab’s mir abgewöhnen müssen.«
     
    »Freeside«, sagte Armitage und drückte eine Taste an dem kleinen Braun-Hologrammprojektor. Das fast drei Meter hohe Bild zitterte und wurde dann scharf. »Da sind Kasinos.« Er griff in die Gitterprojektion und zeigte hin. »Hotels, gehobene Eigentumswohnungen, große Läden hier entlang.« Seine
Hand wanderte. »Die blauen Flächen sind Seen.« Er ging zu einem Ende des Modells. »Große Zigarre. Verjüngt sich an den Enden.«
    »Das sehn wir«, sagte Molly.
    »Bergeffekt, wo sie schmaler wird. Gelände wird scheinbar steiler und felsiger, lässt sich aber gut besteigen. Je höher man klettert, desto geringer wird die Schwerkraft. Sportanlagen da oben. Da ein Velodrom.« Er zeigte hin.
    »Ein was?« Case beugte sich vor.
    »’ne Radrennbahn«, erklärte Molly. »Hochgriffige Niederschwerkraftreifen. Machen über hundert Kilometer die Stunde.«
    »Die Seite interessiert uns nicht«, sagte Armitage, ernst wie immer.
    »Schade«, sagte Molly. »Bin’ne begeisterte Radfahrerin.«
    Riviera kicherte.
    Armitage ging ans andere Ende der Projektion. »Die hier schon.« Die inneren Details des Hologramms hörten hier auf, und das letzte Segment der Spindel war leer. »Das ist die Villa Straylight. Steiler Aufstieg aus der Schwerkraft heraus, und jeder Zugang wird streng überwacht. Es gibt nur einen einzigen Eingang, hier, genau in der Mitte. Null Gravitation.«
    »Was ist da drin, Boss?« Riviera beugte sich vor und reckte den Hals. Vier winzige Figuren glitzerten direkt vor Armitages Fingerspitze. Armitage schlug danach wie nach Mücken.
    »Peter«, sagte Armitage, »du wirst der Erste sein, der das rauskriegt. Du besorgst dir eine Einladung. Sobald du drin bist, siehst du zu, dass Molly reinkommt.«
    Case starrte in die Leere, die Straylight darstellte, und musste dabei an die Story des Finnen denken: Smith, Jimmy, der sprechende Kopf und der Ninja.

    »Kann man Näheres erfahren?«, fragte Riviera. »Ich muss mir schließlich überlegen, was ich anziehen soll.«
    »Merkt euch die Straßen«, sagte Armitage und kehrte zur Mitte des Modells zurück. »Desiderata Street. Rue Jules Verne.«
    Riviera verdrehte die Augen.
    Während Armitage die Straßennamen von Freeside aufzählte, sprossen auf seiner Nase, seinen Wangen, seinem Kinn ein Dutzend Pickel. Sogar Molly lachte.
    Armitage hielt inne und musterte alle mit seinen kalten, ausdruckslosen Augen.
    »Sorry«, sagte Riviera. Die Pickel flimmerten kurz und waren weg.
     
    Case erwachte spät in der Schlafperiode und merkte, dass Molly neben ihm auf dem Schaum hockte. Er spürte ihre Anspannung. Verwirrt blieb er liegen. Als sie sich rührte, verblüffte ihn die schiere Geschwindigkeit ihrer Bewegung. Im Nu war sie auf und davon. Case hatte nicht einmal mitbekommen, dass sie die Plane aufgeschlitzt hatte.
    »Keine Bewegung, Freundchen.«
    Case rollte zur Seite und steckte den Kopf durch den Schlitz im Plastik. »Wa …«
    »Schnauze!«
    »Ach, du bis’, Schwester«, sagte eine Zionitenstimme. »Katzenauge nennen sie dich, oder Wandelndes Messer. Ich heiß Maelcum, Schwester. Die Brüder wolln sich mit dir un’ Cowboy unterhalten.«
    »Welche Brüder?«
    »Die Gründer. Die Ältesten von Zion, ihr wisst schon …«
    »Wenn wir die Luke aufmachen, weckt das Licht unsern Boss«, flüsterte Case.
    »Hab’s besonders dunkel gemacht«, sagte der Mann. »Kommt! Ich’n’ ich besuchen die Gründer.«

    »Dir ist doch klar, wie schnell ich dich aufschlitzen kann, Freundchen?«
    »Steh nich rum un’ quatsch, Schwester. Kommt mit!«
     
    Die zwei noch lebenden Gründer Zions waren Greise, gebeugt vom beschleunigten Altern, das alle befällt, die zu viele Jahre außerhalb des Schoßes der Schwerkraft leben. Ihre braunen Beine, spröde vom Kalziumverlust, wirkten im

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