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Nevada Pass

Nevada Pass

Titel: Nevada Pass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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bereits auf Mittag zu, aber der Himmel war so dunkel und der Schneefall so dicht, daß die Lichtverhältnisse nicht besser waren als kurz vor Einbruch der Nacht und die Sichtweite kaum ein paar Schritte betrug. Außerdem wurde es mit jeder Minute kälter. Die Soldaten stellten sich mit dem Rücken zu dem immer heftiger werdenden Schneesturm und bildeten zitternd und mit den Füßen stampfend eine Kette zwischen dem Holzdepot und dem Tender. Sie arbeiteten so schnell sie konnten, denn keiner von ihnen war scharf darauf, sich auch nur eine Sekunde länger als unbedingt nötig in der beißenden Kälte aufzuhalten.
    Ein Stück weiter hinten hastete auf der anderen Seite des Zuges eine nur undeutlich sichtbare Gestalt lautlos die Schienen entlang und kletterte auf die vordere Plattform des Versorgungswaggons. Die Tür war verschlossen. Der Mann, der Überrock und Mütze eines Kavalleristen trug, bückte sich, untersuchte das Schloß, zog einen schweren Schlüsselbund aus der Tasche, wählte einen Schlüssel aus und schob ihn in das Schloß. Die Türe ging sofort auf. Der Mann trat in den Wagen und zog die Tür hinter sich zu.
    Ein Zündholz flammte auf, und gleich darauf verbreitete eine kleine Petroleumlampe trübes Licht. Deakin klopfte sich den Schnee vom Mantel, den O'Brien ihm geliehen hatte und sah sich um.
    Im hinteren Teil des Waggons standen rechts und links vom Mittelgang auf behelfsmäßigen Gestellen zweiunddreißig gleich große Särge. Wer auch immer die Armee mit Särgen versorgte – er mußte der Ansicht sein, daß alle Kavalleristen gleich groß und gleich schwer waren. Den größten Teil des übrigen Raumes nahmen Vorräte verschiedenster Art ein. Rechter Hand stapelten sich Kisten und Säcke mit Nahrungsmitteln. Auf der linken Seite standen messingbeschlagene Kästen aus eingeöltem Holz, die relativ wenig Platz beanspruchten, und nicht näher erkennbare Gegenstände, über die Zeltplanen gebreitet waren. Die Holzkästen trugen die Aufschrift: M EDIZINISCHER B EDARF : US A RMY . Deakin hob eine der Planen hoch. Auch hier standen Kisten aus eingeöltem Holz, aber auf diesen stand in großen, roten Buchstaben mehrfach das Wort G EFAHR !, ebenso wie auf den Kästen, die er unter den nächsten Planen entdeckte. Als er die letzte und kleinste Plane hochhob, kam jedoch ein hoher, schmaler, grauer Kasten mit einem ledernen Tragegriff zum Vorschein. Er trug die Aufschrift: US A RMY P OST & T ELEGRAPHENDIENST .
    Deakin rollte die Plane zusammen, schob sie unter seinen Mantel, nahm den grauen Kasten, machte die Petroleumlampe aus, trat auf die Plattform hinaus und verschloß die Tür hinter sich. Selbst in der kurzen Zeit, die er im Innern des Waggons verbracht hatte, war die Sicht draußen wiederum merkbar schlechter geworden. Bloß gut, daß wir mit dem Zug unterwegs sind, dachte Deakin. Bei diesem Wetter wäre man mit einem Pferd oder einer Kutsche rettungslos verloren.
    Er eilte mit dem schweren Kasten in der Hand den Versorgungswaggon entlang und kletterte auf die vordere Plattform des ersten Pferdewaggons. Die Türe war nicht verschlossen. Er trat ein, zog die Türe hinter sich zu, setzte den Kasten ab und machte eine Petroleumlampe an.
    Fast alle Pferde standen. Die meisten kauten traurig an dem Heu aus den Krippen herum, die an beiden Längsseiten des Waggons angebracht waren. Ihre Boxen boten ihnen kaum Platz, sich zu bewegen, aber das schien sie nicht zu stören. Auch Deakins Anwesenheit nahmen sie gelassen hin. Einige sahen ihm neugierig entgegen, wandten den Kopf aber bald gelangweilt wieder ab.
    Deakin würdigte die Pferde keines Blickes. Er interessierte sich vielmehr für den aus Holzlatten zusammengezimmerten Verschlag, in dem der Heuvorrat untergebracht war und der sich rechts neben ihm befand und fast bis zur Waggondecke reichte. Er entfernte die beiden oberen Latten, kletterte auf den Heuhaufen und grub dicht an der Waggonwand ein tiefes Loch. Dann sprang er wieder auf den Boden hinunter, wickelte den grauen Kasten in die Plane, kletterte wieder auf den Heuhaufen, hievte den Kasten hinauf, ließ ihn in das Loch hinab und bedeckte ihn mit Heu. Selbst unter ungünstigsten Umständen müßte der Sender mindestens vierundzwanzig Stunden unentdeckt bleiben, dachte Deakin. Und mehr als vierundzwanzig Stunden brauchte er nicht.
    Er machte die Lampe aus, verließ den Waggon und ging weiter bis zum Ende des zweiten Waggons. Auf der Plattform klopfte er den Schnee von seinem Mantel, trat ins Innere,

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