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Nevada Pass

Nevada Pass

Titel: Nevada Pass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Colt und feuert über und neben das Schloß. Er schoß viermal, ohne zu merken, daß zwei Kugeln abprallten und durch den Waggon pfiffen – im Augenblick gab es tödlichere Gefahren für die Soldaten als Querschläger. Nach dem vierten Schuß gab die Tür unter dem verzweifelten Druck von Bellews Hand nach.
    Er trat auf die Plattform hinaus und wurde fast im gleichen Augenblick von dem Sturm, der inzwischen fast Hurrikanstärke erreicht hatte, und einer besonders heftigen und plötzlichen Schlingerbewegung des Waggons umgeworfen. Um nicht abzustürzen, mußte er sich mit beiden Händen am Geländer festklammern, und dabei verlor er den Colt, den er in der Rechten gehabt hatte, auf Nimmerwiedersehen.
    Bellew wagte einen selbstmörderischen Versuch, aber da die Gefahr eines plötzlichen Todes durch eigenes Verschulden nur der Gefahr eines plötzlichen Todes durch äußere Einflüsse gegenüberstand, hatte er nichts zu verlieren. Er sprang auf die vordere Plattform des Bremswaggons zu, erwischte das Geländer, zog sich hoch und näherte sich der Tür, die in den Bremswaggon führte. Er zerrte mit der ganzen Kraft an ihr, die ihm seine Verzweiflung verlieh, aber auch diese Tür war abgeschlossen. Bellew preßte sein Gesicht an die Scheibe neben der Tür und spähte ins innere. Seine Augen weiteten sich, und sein Gesicht erstarrte.
    Das schwere Bremsrad befand sich am Ende des Waggons, aber die Hand, die es in Betrieb hätte setzen sollen, umklammerte statt dessen eine aufgeschlagene Bibel: Devlin lag mit dem Gesicht nach unten neben seinem Bett und zwischen seinen schmalen Schultern ragte der Griff eines Messers hervor.
    Bellew löste seinen Blick von dem Toten und starrte mit blinden Augen auf die Landschaft, die der Zug jetzt mit einer Geschwindigkeit von nahezu hundert Stundenkilometern durchraste. Zum ersten Mal seit seiner Kinderzeit bekreuzigte er sich, und allmählich verschwand die Angst aus seinem Gesicht und machte stiller Resignation Platz.
    Die sieben Menschen, die immer noch mit entsetzten Gesichtern den Waggons nachblickten, waren in dumpfes Schweigen versunken, es gab nichts mehr zu sagen. Das Schicksal der Soldaten war besiegelt.
    Die drei Waggons hatten jetzt schon mehr als zwei Kilometer zurückgelegt und rasten – wie durch ein Wunder immer noch auf den Schienen – auf die letzte Kurve vor der Brücke zu.
    Und dann kam das Ende der Katastrophe. Marica sah es kommen, wandte sich mit einem Ruck vom Fenster ab und schlug die Hände vors Gesicht. Die Waggons schossen über die Kurve hinaus – ob sie die Schienen mit sich rissen oder nicht, ließ sich aus der Entfernung nicht sagen –, kippten zur Seite, wurden von ihrem eigenen Schwung über den Rand des Abgrunds hinausgetragen und drehten sich träge in der Luft, bevor sie – noch immer aneinandergekoppelt – jetzt wieder in ihrer ursprünglichen Lage alle drei gleichzeitig mit dem Donnerknall eines detonierenden Munitionsdepots auf die gegenüberliegende Steilwand krachten. Einen Augenblick lang verharrten die bis zur Unkenntlichkeit verbeulten Waggons in dieser Lage, als seien sie an der Felswand festgenagelt, dann stürzten sie gespenstig langsam in die Tiefe und wurden schließlich vom Zwielicht verschluckt.
    Die elf noch verbliebenen Passagiere des Zuges hatten sich am hinteren Ende des zweiten Pferdewaggons, der jetzt das Zugende bildete, versammelt und untersuchten die Kupplung, deren jetzt freies Endstück vorher mit dem ersten Truppenwaggon verbunden gewesen war: Drei der vier massiven Sicherungsbolzen hingen immer noch locker an ihrem Platz. Claremont starrte ungläubig auf sie hinunter. »Wie kann es nur passiert sein? Sehen Sie sich doch nur die Größe dieser Bolzen an!«
    »Ich bin zwar nicht so verrückt, mit dem Gedanken zu spielen, in die Schlucht hinunterzusteigen und der Sache nachzugehen – es wäre sowieso sinnlos, weil die Waggons zweifellos völlig zertrümmert sind – aber ich wüßte zu gern, in welchem Zustand das Holz war, an dem diese Bolzen befestigt waren.«
    »Ich dachte, ich hätte einen Schuß gehört …«
    »Vielleicht«, warf Deakin ein, »war es auch ein schwerer Holzbalken, der auseinanderbrach.«
    »Natürlich«, sagte Claremont und ließ die Kette und die Platte fallen. »Natürlich, das muß es gewesen sein.«
    »Aber warum sollte er … Banlon, sie sind der Lokomotivführer. Und außerdem sind Sie der einzige Eisenbahner, den wir noch haben. Also müssen wir uns an Sie wenden.«
    »Bei Gott,

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