Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Dents Geschimpfe ab, wie auch Rory, dessen Gang kaum weniger schlingernd war als der Gords und der ständig vergaß, seine Ellenbogen einz u fahren. Kort hatte einen längeren Schritt als der Rest von uns, und als wir versuchten, ihm eine kürzere Schrittlä n ge anzutrainieren, geriet er ständig ins Stolpern, während der schlaksige Lofert große Schwierigkeiten damit zu haben schien, den Unterschied zwischen rechts und links zu begreifen. Er hinkte ständig eine Sekunde hinter uns her, weil er bei jedem Kommando immer erst zu seinem Nebenmann schielen musste, um zu ermitteln, in welche Richtung der sich wandte.
    Dent beschimpfte uns alle aufs Derbste, aber ohne den geschliffenen Sarkasmus eines Sergeant Rufet auch nur annähernd zu erreichen. Ich konnte nicht verstehen, wa r um er uns nicht ruhig Anweisungen geben konnte, bis ich den Kadettenhauptmann Jaffers und Oberst Stiet entdec k te, die an der Seite des Exerzierplatzes standen. Jaffers hatte ein Notizbuch in der Hand und schien jede Gruppe unter Stiets wachsamem Blick zu begutachten. Caulder Stiet stand direkt hinter seinem Vater, leicht nach links versetzt, und verfolgte unser Treiben ebenfalls mit krit i schem Blick. Ich fragte mich, ob er wohl Kommentare zu unserem Auftritt abgab. Ich begann, Sergeant Rufets o f fensichtliche Abneigung gegen den Jungen zu verstehen. Es war ein Ärgernis, dass dieser junge Laffe seinem V a ter als Ohr und Auge in sämtlichen Bereichen der Ak a demie diente. Aber hätte ich, wenn ich sein Vater und in einer vergleichbaren Position gewesen wäre, nicht ebe n falls versucht, meinen Sohn nach meinem Beispiel zu formen? Doch noch während ich versuchte, seine Anw e senheit auf diese Weise zu rechtfertigen, wurde mir klar, dass mein eigener Vater von mir erwartet hätte, dass ich mir weit mehr Zurückhaltung auferlegte, und dass er es auf keinen Fall geduldet hätte, dass ich in einer Kade t tenuniform herumlief, ohne mir zuvor das Recht dazu erworben zu haben.
    Diese Gedanken beschäftigten mich so sehr, dass ich, als das Kommando »Abteilung links!« erscholl, aus Ve r sehen »links um!« schwenkte und damit unsere ganze Gruppe aus dem Tritt brachte. Zur Strafe erhielt ich einen Tadel, den ich »abexerzieren« musste, bevor ich zurück ins Wohnhaus zum Lernen gehen durfte.
    Ich war nicht der Einzige, dem eine solche Strafe au f gebrummt wurde. Als Dent uns endlich nach einer a b schließenden Standpauke abtreten ließ, hatte so gut wie jeder Kadett einen oder mehrere »Strafpunkte« abzuexe r zieren, sprich, »Strafrunden« auf dem Paradeplatz zu drehen. Eine solche Strafrunde bestand darin, dass man einmal um den Exerzierplatz herummarschieren und d a bei an jeder Ecke anhalten und in alle v ier Himmelsric h tungen salutieren musste. Eine solch sinnlose Disziplin hatte ich noch nie erlebt, und ich empfand sie als eine törichte Vergeudung von Zeit, die ich weit nutzbringe n der mit Lernen hätte verbringen können. Rory, Kort und Gord marschierten immer noch, als ich meine eine Stra f runde beendete und sie verließ, um zurück nach Haus Carneston zu gehen.
    Ich hatte gehofft, dort ein wenig Muße zum Lernen zu finden. In vielerlei Hinsicht war ich allein aufgewachsen, und die ständige Anwesenheit von Menschen und der damit verbundene Lärm begannen mir auf die Nerven zu gehen. Aber als ich in meine Unterkunft zurückkam, wurde mir klar, dass meine Hoffnung trügerisch gewesen war. Die langen Tische in unserem Gemeinschaftsraum waren bereits voll mit Kadetten, Büchern, Zetteln und Tintenfässern. Ein Unteroffizier, den ich nicht kannte, führte Aufsicht als eine Art Studienmentor. Er umkreiste den Tisch wie ein Hund während des Mittagessens, machte Bemerkungen und beantwortete Fragen und li e ferte denen Hilfestellung, die sie benötigten. Rasch holte ich meine Bücher und suchte mir einen freien Platz an der Ecke des Tisches, gleich neben Spink.
    Ich war meinem Vater nachträglich dankbar dafür, dass er mich in weiser Voraussicht auf meine Lektionen vorbereitet hatte. Ich kannte den Stoff und musste ledi g lich die stumpfsinnige Plackerei ertragen, Informationen abzuschreiben, die mir bereits vertraut waren. Viele der anderen waren nicht in dieser glücklichen Lage. Den Schreibarm fest an meine Seite gedrückt, machte ich meine Varnisch- und Geschichtsaufgaben und holte dann meine Mathesachen heraus. Die Aufgaben, die Haup t mann Rusk uns aufgegeben hatte, waren simple Reche n aufgaben, was die Arbeit zu einer noch

Weitere Kostenlose Bücher