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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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schließlich verflogen, denn keine Gruppe junger Männer kann über längere Zeit hinweg Trübsal blasen, und wir schienen entschlossen, all das hinter uns zu la s sen und mit unserer Ausbildung voranzukommen. Meine Noten lagen in allen Fächern über dem Durchschnitt, und in meinem Pionierkurs war ich eindeutig der Beste. Wann immer Carsina meine Schwester besuchte, schaffte sie es, mir einen warmherzigen Brief zu schicken. Ich kam gut mit meinen Freunden klar, und meine Probleme schienen sich auf gelegentliches Schlafwandeln zu b e schränken und darauf, dass ich noch einmal einen Wac h stumsschub bekam und meine neuen Stiefel mir ein w e nig zu eng wurden. Der Winter stand vor der Tür. Stra h lend helle Tage klirrender Kälte wechselten sich mit so l chen mit grauem Himmel und eisigem Regen ab. Unsere gemeinsamen Lernabende am Kamin hatten geradezu etwas Gemütliches. Für kurze Zeit kehrte Frieden in mein Leben ein.
    Die Zusammenkunft des Rates der Herren, die in j e nem Monat anstand, brachte für mich eine doppelte En t täuschung. Alle Trupps, die neuen wie die alten, wette i ferten miteinander darin, wer der berittenen Ehrenform a tion angehören durfte, die die Edlen in Alt-Thares em p fangen sollte. Die Carneston-Reiter gehörten nicht zu den Auserwählten. Als Erstjährler hatten wir ohnehin keine großen Chancen gehabt, aber gehofft hatten wir trot z dem. Die zweite Enttäuschung für mich war die Nac h richt, dass mein Vater die Reise zum Rat der Herren in diesem Jahr nicht unternehmen konnte, weil er zu Hause dringende Probleme hatte. Anscheinend hatten unsere zahmen Bejawis Vieh aus der Herde eines Nachbarn g e stohlen und konnten nun nicht begreifen, dass mein Vater das nicht hinnehmen wollte. Er musste zu Hause bleiben und die Sache i n Ordnung bringen, gemeinsam mit uns e ren Flachländern und dem erzürnten Herdenbesitzer.
    Ich beneidete die anderen Kadetten, die Besuch erha l ten würden. Väter und ältere Brüder oder andere entfer n tere Familienangehörige kamen zu der Zusammenkunft nach Alt-Thares. Wir sollten mehrere Tage Urlaub b e kommen, die wir zu Verwandtenbesuchen nutzen kon n ten. Aber nicht alle von uns hatten Verwandte, die sie besuchen konnten. Gord hatte welche, wie auch Rory. Die Väter von Nate und Kort würden gemeinsam reisen und ihre Familien zu einem kurzen Aufenthalt in der Stadt mitbringen. Die beiden Freunde freuten sich auf die Aussicht, ihre Herzensdamen sehen zu können, auch wenn der Besuch nur kurz und die Mädchen wohlbehütet wären. Trists Onkel wohnte in Alt-Thares, und er besuc h te ihn oft, aber er war dennoch ganz aufgeregt bei dem Gedanken, dass sein Vater und sein älterer Bruder z u sammen mit ihm am Tisch sitzen würden. Trists Familie hatte Nates und Korts Väter zu einem festlichen Aben d essen eingeladen, und die drei Kadetten freuten sich auf ein geselliges Siebttagsgastmahl. Die Väter von Oron und Caleb hatten nicht vor, zur Ratsversammlung zu g e hen, aber Orons Tante lebte in Alt-Thares, und sie hatte ihn und Caleb eingeladen, ihre zusätzlichen freien Tage bei ihr zu verbringen. Von edler Geburt, führte sie immer noch ein in unseren Augen exzentrisches Leben. Sie hatte den jüngsten Sohn eines Adeligen geheiratet, einen M u siker, und das Paar war in ganz Alt-Thares für die mus i kalischen Zusammenkünfte bekannt, zu denen es lud. Oron und Caleb freuten sich beide auf eine lebhafte A b wechslung vom Schulalltag. Spink dagegen hatte nicht die geringste Chance, irgendjemanden von seiner Fam i lie zu besuchen; die Reise war zu beschwerlich und zu kos t spielig. Und so bedauerten er und ich uns gegense i tig, dass wir mutterseelenallein waren, und rüsteten uns für ein paar einsame Tage im Wohnheim. Wir hofften, dass wir an den Tagen Ausgang bekommen würden und ein i ge der kleinen Geschäfte in der Stadt besuchen kon n ten. Ich hatte immer noch mein Versprechen einzulösen, das ich meiner Schwester gegeben hatte, ihr Knöpfe und Spitze zu besorgen.
    Als der Eröffnungstag der Ratsversammlung nähe r rückte und immer mehr Edelleute, alte wie neue, in der Stadt eintrafen, rückten auch ihre politischen Differenzen in der Presse und auf unserem Campus in den Vorde r grund. Die Spannungen zwischen den Söhnen alten und neuen Adels, die inzwischen in den Hintergrund getreten waren, machten sich e rneut in Form kleiner, unangene h mer Vorfälle bemerkbar. Mehrere heikle Entscheidungen standen auf der Tagesordnung, über die der Rat der He r ren auf

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