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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Kadetten würden unter gleichen Voraussetzungen auf die Akademie aufgenommen und hätten die gleichen Chancen, sich auszuzeichnen und aufzusteigen.«
    Er richtete seine Worte an Niemanden im Besonderen, aber Dent stürzte sich auf die Bemerkung wie ein Hund auf den Knochen. Er stieß einen gequälten Seufzer aus. »Man hat mich ja gewarnt, dass ihr ein ignoranter Haufen seid, aber ich dachte, eine simple logische Schlussfolg e rung hätte euch gezeigt, dass ihr auf der untersten Stufe der Befehlsaristokratie steht und die geringsten Chancen habt, zu den Schaltstellen der Macht aufzusteigen – ebenso, wie eure Väter Edelleute von geringerem Status sind, denen ihr Adelstitel lediglich per Erlass verliehen worden ist. Sicher, wenn ihr es schaffen solltet, eure drei Jahre hier erfolgreich durchzustehen, werdet ihr eure m i litärische Karriere als Leutnants beginnen, aber es gibt keine Garantie, dass ihr jemals über diesen Rang hinau s kommen werdet – geschweige denn, dass ihr ihn übe r haupt behalten werdet. Gegenüber euresgleichen brauche ich kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Viele hier an der Akademie empfinden eure Anwesenheit als peinlich. Wären eure Väter nicht aufgrund ihrer Verdienste im Feld in den Adelsstand erhoben worden, wärt ihr jetzt nichts weiter als gemeine Fußsoldaten. Erzählt mir nicht, das wüsstet ihr nicht selbst! Wir tolerieren euch zähn e knirschend, weil der König beliebt hat, eure Väter zu adeln. Aber erwartet nicht von uns, dass wir unsere ak a demischen und charakterlichen Standards auf euer N i veau absenken!«
    Unteroffizier Dent war ganz außer Atem, als er mit seiner Tirade fertig war. Ich glaube, erst da merkte er, dass wir, so hungrig, wie wir waren, mucksmäuschenstill und regungslos auf unseren Plätzen saßen. Gords Gesicht war puterrot. Rorys Hände waren zu Fäusten geballt, so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Spinks Schu l tern waren hart wie Stahl. Trist schaffte es als Erster zu sprechen. All seine Eleganz und sein sonst so lakonischer Tonfall waren aus seiner Stimme gewichen. Er ließ den Blick um den Tisch herum wandern und schaute mö g lichst allen von uns in die Augen, um deutlich zu m a chen, dass er in erster Linie zu uns sprach und nicht zu Dent.
    Zuerst hatte es den Anschein, als wolle er auf elegante Weise das Gesprächsthema wechseln. »Der Sohn eines Soldatensohnes ist in erster Linie Soldat und erst in zwe i ter Sohn.« Er trank einen Schluck von seinem Kaffee und fuhr dann fort: »Der zweite Sohn eines Edlen ist ebe n falls ein Soldatensohn. Aber vielleicht sind solche Sold a tensöhne in erster Linie Edelleute und erst in zweiter L i nie Soldaten. So habe ich es sagen hören. Vielleicht ist das der Weg des gütigen Gottes, die Vorteile ins Gleic h gewicht zu bringen, mit denen ein Mensch geboren wird. Manchen ist die Fähigkeit gegeben, stets daran zu de n ken, dass ihre Väter Adelige sind, während andere halt Soldaten bis ins Mark sind. Ich persönlich wäre lieber an erster Stelle der Sohn eines Soldaten und erst an zweiter Stelle der Sohn eines Edelmanns. Und was ist mit denen, die in erster Linie Adelige sind? Nun, ich habe ebenfalls sagen hören, dass viele von ihnen im Kampf fallen, bevor sie lernen, erst einmal wie ein Soldat zu kämpfen und sich erst dann auszustaffieren wie ein Aristokrat.«
    An seinen Worten war nichts Lustiges; ich hatte sie schon einmal gehört, von meinem Vater, und sie für we i se befunden, nicht für witzig. Dennoch lachten wir alle schallend, und Rory ließ sich von seiner Begeisterung so mitreißen, dass er mit seinem Löffel auf die Tischkante s chlug. Alle lachten – bis auf Dent. Der Unteroffizier wurde erst weiß im Gesicht, und dann rot, scharlachrot. »Soldaten!«, spie er. »Das ist alles, wozu ihr je geboren wurdet, alle miteinander. Soldaten.«
    »Und was ist falsch daran, Soldat zu sein?«, fragte R o ry angriffslustig.
    Bevor Dent etwas erwidern konnte, glättete Gord die Wogen der Diskussion. »Die Schrift lehrt uns, dass das Gleiche auch auf Sie zutrifft, Herr Unteroffizier«, warf Gord beinahe schüchtern ein. »Sind Sie nicht auch ein zweiter Sohn und mithin dazu ausersehen, Soldat zu we r den? Die Schrift sagt auch: ›Ein jeder soll Erfüllung fi n den an dem Platz, den der gütige Gott ihm zugewiesen hat, und seine Pflicht gut und mit Zufriedenheit tun.‹« Entw e der hatte Gord seine Gesichtszüge hervorragend unter Kontrolle, oder er meinte das, was er sagte, tatsäc h lich

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