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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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kniffen. Er schaute uns an und schien an seinen Neui g keiten fast zu ersticken.
    »Und? Was hast du herausgekriegt? Hat er dir irgen d was erzählt?«, fragte Oron.
    »Das ist nicht fair! Das ist einfach nicht fair, und es gibt keinen Grund dafür!«, stieß Trist zähneknirschend hervor. Er ging zum Kamin, stellte sich mit dem Rücken zu uns und wärmte seine Hände.
    »Was ist denn?«, fragte Rory.
    »Es sollen nicht bloß Einzelne ausgesondert werden!« Trist drehte sich um und schaute uns an. »Zugrunde g e legt werden die Durchschnittsnoten der Patrouille. Die P a trouille mit dem niedrigsten Durchschnitt ist draußen. Das heißt, dass ein Einzelner mit einem schlechten E r gebnis seiner ganzen Gruppe das Studium versauen kann.«
    »Aber warum?«, entfuhr es gleich mehreren von uns gleichzeitig.
    Trist zog seine Handschuhe aus und warf sie auf den Tisch. »Weil die Akademie ihr Budget für Pferde übe r schritten hat und die Kosten gesenkt werden müssen. A l so sucht der Kommandant nach einer Möglichkeit, ein paar aus unserer Klasse loszuwerden. Das ist jedenfalls meine Meinung. Auch wenn Caulder mir da was erzählt hat von wegen, dass jede Gruppe ihre einzelnen Mitgli e der auf ein höheres Niveau bringen sollte, und wenn wir das bei unseren schwächeren Mitgliedern bis jetzt noch nicht geschafft hätten, würden wir das später als käm p fende Truppe auch nicht schaffen.«
    Rory zog die Augenbrauen zusammen. »Das klingt ganz so wie das, was Oberst Stiet damals in seiner ersten Rede sagte, die er uns am Anfang des Jahres gehalten hat. Aber ich dachte, das wäre bloß als Inspiration g e meint gewesen, und nicht, dass er das tatsächlich wahr machen würde.«
    Oron schaute sich wütend um. »Das bedeutet, dass, egal, wie gut ich abschneide, egal, wie fleißig ich gelernt habe, jeder von euch mich morgen reinreißen könnte. Ich könnte von der Akademie des Königs fliegen für etwas, auf das ich absolut keinen Einfluss habe.«
    »Spink.« Caleb spie den Namen wie ein Schimpfwort aus. »Spink könnte uns alle reinreiten. Wo ist er übe r haupt? Warum ist er nicht hier und lernt wie wir alle? Ist ihm das alles egal?«
    »Er wurde ins Büro des Kommandanten gerufen. E r innerst du dich nicht?« Ich sprach die Worte leise aus, fast teilnahmslos. Mir kam der Gedanke, dass nur einer von uns sich an die Worte des Kommandanten aus der Begrüßungsrede gehalten hatte: Gord. Er hatte versucht, Spinks mathematische Fähigkeiten auf sein eigenes N i veau zu heben. Und dann, in einer Aufwallung von Ve r zweiflung, dachte ich an das, was Gord sonst noch gesagt hatte: wenn jemand wirklich danach trachtete, die neuen Edelleute im Rat der Herren zu schwächen, werde er Mi t tel und Wege finden, uns gegeneinander aufzuhetzen. Sollten Spinks schwache Leistungen dafür sorgen, dass wir alle nach Hause mussten und uns für die Zukunft nur noch die Option blieb, uns als gemeine Soldaten zu ve r dingen, wie würden unsere Väter darauf reagieren? Wem würden sie die Schuld zuschieben?
    »Nun, er täte jedenfalls gut daran, sich hier bald wi e der einzufinden! Ich will nicht, dass meine Karriere zu Ende ist, nur, weil irgendein Bursche von der Grenze nicht weiß, wie viel sechs mal acht ist. Büffel nur ja tüc h tig mit ihm, Gord, sonst können wir alle einpacken!« Das war Rory.
    »Wir zählen auf dich. Sieh zu, dass er besteht«, fügte Trist in einem Ton hinzu, der mir nicht gefiel.
    Gord hob den Kopf und sah ihm fest in die Augen. »Ich werde tun, was ich kann. Ich werde ihm so viel Hi l fe anbieten, wie es meine und seine Zeit erlaubt.«
    Er widmete sich wieder seinen Büchern. Nach einer kurzen Weile erfüllte wieder das übliche Geräusch von raschelndem Papier und schabenden Radiermessern den Raum. Trist ging in sein Zimmer und kam mit seinen eigenen Büchern zurück. Wir machten ihm am Tisch Platz. Er borgte sich Orons Grammatik, um ein varn i sches Verb nachzuschlagen, und schrieb es auf einen Ze t tel. Trist schaute nicht von seinen eigenen Büchern auf, während er leise zu Gord sagte: »Du sitzt in Mathe i m mer neben ihm. Und er ist Linkshänder.«
    Alle am Tisch hoben den Kopf. Ich schaute Trist u n gläubig an. »Willst du damit sagen, dass sie schummeln sollen? Dass Gord Spink abschreiben lassen soll?«
    Trist schaute keinen von uns an. »Gord korrigiert j e den Abend sämtliche Aufgaben von Spink, bevor er sie am nächsten Tag abgibt. Wo ist da der Unterschied?«
    Gord atmete einmal tief durch, dann sagte er mit

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