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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Hauptmann Maw hatte uns einen kunterbunten Haufen verschiedener Werkzeuge und Materialien zug e teilt. Wie Trist richtig bemerkt hatte, war darunter nur ein Stück Holz, das lang genug war, um den Bach zu übe r spannen. Eine Patrouille suchte bereits die leichteste und offensichtlichste Lösung. Sie legte das lange Brett auf den Boden und schob es langsam über den Bach, bis es auf der anderen Uferböschung auflag. Aber das Brett bog sich unter dem Gewicht des ersten Kadetten, der versuc h te, hinüberzugehen, sodass er die Balance verlor und in den halb gefrorenen Matsch plumpste. Er kletterte he r aus, über und über mit Schlamm bedeckt, vor Nässe tri e fend, noch durchgefrorener, als er es ohnehin schon g e wesen war, und völlig entmutigt. Seine Kameraden joh l ten, als er zu ihnen zurückkam. Maw, der still auf einer Bank am Ufer saß und ein Buch las, hob den Blick, schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. Ich war sicher, dass er ein Grinsen unterdrückte. Wortlos zog er seine Pfeife aus der Manteltasche und stopfte sie.
    Auch ich schüttelte den Kopf. Ich nahm an, dass Maw eine andere Lösung im Kopf hatte. Was so leicht erschi e nen war, als wir Modelle gebaut hatten, kam mir jetzt wie eine schier unüberwindliche Hürde vor. Wie einfach war es doch, sich von oben über ein Modell zu beugen und eine kleine Planke an die richtige Stelle zu legen. Doch plötzlich sah ich den ersten Schritt zur Lösung des Pr o blems. »Wir brauchen mindestens zwei Mann, die auf die andere Seite rübergehen«, rief ich. »Wir können keine Brücke nur von dieser Seite aus errichten.«
    Keiner wollte gehen. Es war ein steiler Weg nach u n ten, ein nasser und schlammiger nach drüben, und dann eine mühselige Kraxelei auf der anderen Seite nach oben. Wer da rüber ging, würde sich seine Uniform und seine Stiefel einsauen. Ich schaute den Bach hinauf und hi n unter. Es war keine Brücke in Sicht. Der Weg durch das Bett war die einzige Möglichkeit, ans andere Ufer zu gelangen. »Mindestens zwei von uns müssen rüberw a ten.«
    »Ich jedenfalls nicht!«, verkündete Trist mit einem Grinsen. »Nicht kurz vor dem Dunkelabend. Ich habe Pläne für die freien Tage, und meine Klamotten saube r machen gehört ganz sicher nicht dazu. Soll Rory doch gehen.«
    Ich hatte die Lektion, die ich eben erst gelernt hatte, schon wieder vergessen. Ich hätte einfach zwei der K a detten den Befehl geben müssen hinüberzuwaten, statt eine Diskussion darüber anzufangen. Ich wollte aber auch nicht mit gutem Beispiel vorangehen und selbst hinüberwaten.
    Zum einen, weil ich die gleichen Gründe wie Trist ha t te, nämlich sauber bleiben zu wollen; zum andern, und das war mindestens genauso wichtig, wollte ich dort bleiben, wo die Baumaterialien waren, weil ich nur so einen gescheiten Bauplan machen konnte. Ich holte Luft und schwächte meine Bemerkung ab. »Niemand braucht schon jetzt zu gehen, Trist. Wir müssen erst festlegen, welche Materialien von dem Teil des Teams mit nach drüben genommen werden müssen. Zwei Mann mit le e ren Händen rüberzuschicken bringt uns überhaupt nichts.«
    »Die anderen haben schon angefangen, und wir st e hen immer noch hier herum und reden«, beklagte sich Oron.
    Er hatte Recht. Ich sah, dass eine Patrouille dabei war, Querhölzer auf ihre lange Planke zu nageln. Glaubten sie allen Ernstes, sie damit stabiler machen zu können? Eine andere Gruppe hatte einer dritten Gruppe erfolgreich eine zweite lange Planke abgehandelt. Ich sah mir unsere noch einmal an, stellte sie aufrecht hin und schüttelte sie. Sie wackelte. Selbst zwei von ihnen würden nicht stark genug sein, um als Steg für eine Brücke dienen zu kö n nen. »Es hat keinen Sinn, irgendetwas anzufangen, s o lange wir keinen festen Plan haben«, sagte ich zu den anderen. »Und irgendwie glaube ich nicht, dass diese eine lange Planke im Zentrum unserer Überlegungen st e hen sollte. Ich glaube, sie soll uns von der eigentlichen Lösung ablenken. Was wäre, wenn wir dieses eine Stück Holz nicht hätten? Was würden wir dann machen?«
    Wir alle schauten mit ganz neuen Augen auf unseren Haufen. »Eine Seilbrücke«, sagte Rory.
    Ich nickte. »Wir befestigen sie an den Schößlingen. Aber wir brauchen trotzdem ein Team, das auf der and e ren Seite arbeitet.«
    Rory kniete sich hin und begann das Seil von seiner Rolle abzuwickeln. Die anderen machten sich ebenfalls hektisch ans Werk, ohne so recht zu wissen, was sie e i gentlich machen sollten. Ich

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