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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nach, und er rutschte zu mir zurück. Spink und Rory le g ten sich flach auf den Boden und streckten die Hände aus, um ihn bei den Handgelenken zu packen. Ich stem m te meine Schulter unter seinen gewaltigen Hintern und drückte von unten, während sie von oben zogen. Seine Füße rutschten auf dem Schlamm weg, aber er b e wegte sich nach oben, und als die anderen Kadetten aus meiner Patrouille seine Arme zu fassen kriegten, schaf f ten wir es schließlich mit vereinten Kräften, ihn bis zum Rand der Uferböschung zu hieven. Ich hörte, wie der rechte Schultersaum seiner Uniform riss und wie ein Knopf absprang. Dann hatten die anderen ihn endlich oben. Ich hörte auf zu stemmen und krabbelte neben ihm die Böschung hoch. Wir erreichten beide den Rand der Uferböschung genau in dem Moment, als Maw seine Uhr hochhielt und rief: »Zeit! Bleibt stehen, wo ihr seid, K a detten!«
    Und das taten wir, schwer atmend und völlig verdreckt und durchnässt. »Wir sind die Einzigen«, flüsterte Nate. Ich bewegte nur die Augen, um mich zu vergewissern, dass er Recht hatte. Wir waren die einzige Patrouille, die das andere Ufer erreicht hatte. Die Überreste unserer Brücke hingen in kläglichen Fetzen, aber ich hatte meine Patrouille über den Bach bekommen. Ich wartete darauf, was Maw zu uns sagen würde. Ich wollte unbedingt h ö ren, dass wir unsere Sache gut gemacht hätten.
    »Kadetten. Sammelt eure Materialien und die Wer k zeuge ein und bringt sie zurück ins Magazin. Das Holz legt zu dem Brennholz für das Naturkundegebäude. D a nach habt ihr für den Rest des Tages frei. Ich hoffe, ihr habt viel Spaß in euren Dunkelabend-Ferien.«
    Wir schauten einander an und überlegten, was seine Worte zu bedeuten hatten. Die Erstjährler-Patrouille von Haus Skeltzin wirkte völlig niedergeschmettert. Die be i den Altadel-Patrouillen machten einen besorgten Ei n druck. Waren sie durchgefallen? Als Maw wegging, rief er über die Schulter: »Die Noten für diese Übung werden in drei Tagen an meiner Tür ausgehängt. Kadett Burvelle, Sie kommen bitte in mein Büro. Nachdem Sie sich gew a schen haben natürlich.«
    So war denn mein Triumph nur von kurzer Dauer. Die anderen Patrouillen hatten weniger Arbeit damit, ihre Siebensachen zusammenzupacken, als wir. Die Brücke, die scheinbar so wacklig und zerbrechlich g ewesen war, erwies sich als ein verdammt zäher Brocken, als es da r um ging, sie wieder abzubauen. Ich sagte wenig, wä h rend ich den größten Teil der Arbeit machte. Es war kalt, und die Arbeit war schmutzig und zudem äußerst u n dankbar. Ich musste zum x-ten Mal hinunter in das Bachbett klettern, um die Bretter einzusammeln, die h e runtergefallen waren. Als ich wieder hochkletterte, sah ich, dass nur noch Gord auf mich wartete, eine verdrec k te Taurolle über der Schulter. Die anderen hatten bereits ihren Teil zusammengepackt und weggebracht. Ich u n terdrückte ein trauriges Lächeln; mein »Kommando« hatte nicht einmal abgewartet, dass ich den Befehl zum Wegtreten gab.
    Gord und ich sprachen wenig, während wir nach Haus Carneston zurückgingen. Als wir uns der Eingangstreppe näherten, sagte er: »Ich fahre über die Dunkelabend-Ferien nach Hause. Die Familie meines Onkels fährt raus zu unserer Jagdhütte am Fororsee. Er ist jetzt zugefroren, und man kann dort Schlittschuh laufen.«
    »Ich wünsche dir viel Spaß«, sagte ich ohne innere Beteiligung. Ich fragte mich, ob es besser gewesen wäre, die Einladung meines Onkels anzunehmen, kam jedoch nach kurzer Überlegung zu dem Ergebnis, dass Ferien mit Epiny und meiner grimmigen Tante wahrscheinlich anstrengender wären als Ferien, die ich alleine verbrac h te. Inzwischen hatte ich keine große Lust mehr, zusa m men mit den anderen Kadetten in die Stadt zu fahren. Ich hatte das Gefühl, sie im Stich gelassen zu haben.
    »Ich könnte deine Uniform mitnehmen. Wir haben dort Dienstboten. Sie sind ziemlich gut im Reinigen von Kleidern.«
    Er sah mich nicht an, als er mir dieses Angebot mac h te, und einen Moment lang wusste ich nicht, was ich s a gen sollte. Ich glaube, er hielt mein Schweigen für Ve r drossenheit, denn er sagte: »Ich möchte mich entschuld i gen, Nevare. Ich habe die Brücke mit meinem verdam m ten Gewicht kaputt gemacht. Ohne mich wären wir r ü bergekommen.«
    Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Ich wäre nicht im Traum auf die Idee gekommen, irgendjemand and e rem die Schuld für das zu geben, was passiert war. Das sagte ich ihm auch. »Ich

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