Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller
von Melinda White - der Melinda White von der Highschool?«
»Richtig.« David berichtete, wie die Polizei ihre Spur bis zu ihrem Flohmarkt verfolgt hatte.
»Okay. Ihre Schwester hat sie als vermisst gemeldet«, fuhr Theo fort. »Sie finden ihr Auto. Eure Zeitungsanzeige führt sie hierher. Wieso bekommen sie deswegen einen Durchsuchungsbefehl?«
David erzählte ihm von Mrs Bindels Korbtruhe, die sie für die Müllabfuhr am Straßenrand hinterlassen hatten. Und dass der Polizist Melindas Kleidung in der Truhe gefunden hatte.
»Dürfen sie das tun, Theo?«, wollte David wissen. »Ist das nicht eine Verletzung meiner Privatsphäre?«
»Alles, was offen auf der Straße herumsteht, darf von jedem untersucht werden. Die Polizei hat selbstverständlich das Recht, die Truhe zu öffnen und hineinzusehen.«
»Die Bluse ist nicht drin gewesen, als wir sie am Sonntagabend rausgestellt haben.« David sah Ivy Zustimmung heischend an.
»Natürlich war sie nicht drin«, bestätigte sie.
»Mich müsst ihr nicht überzeugen«, erklärte Theo. »Ich bin schließlich euer Anwalt.« Er sah David lange und fest an. »Außerdem bin ich euer Freund.«
Die Decke quietschte. Vermutlich durchsuchte die Polizei dort oben gerade das Schlafzimmer, durchwühlte Ivys Unterwäsche und betastete das Bettzeug.
»Ivy hat eine Menge Leute gesehen, die stehen geblieben sind und in der Truhe herumwühlten«, sagte David. »Jeder von ihnen hätte die Bluse reinlegen können.«
Theo machte sich ein paar Notizen. »Was für Leute? Wie viele?«
»Unsere Nachbarin«, zählte Ivy auf. »Und eine andere Frau, die in der Gegend wohnt. Ein großer Mann, aber zu dem Zeitpunkt war es schon zu dunkel, um zu erkennen, wer er war.« Ivy nahm den Salzstreuer in die Hand, der auf dem Tisch stand, ein kleiner Keramikfrosch, den sie bei Goodwill gefunden hatte. Sie strich mit dem Daumen über den glatten Kopf und versuchte zu verhindern, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen. »Es müssen auch noch andere da gewesen sein. Ich habe nicht die ganze Zeit darauf geachtet.«
»Wir dachten, dass sie Sachen mitnehmen würden«, warf David ein. »Was ja in Ordnung gewesen wäre, weil wir hofften, dass das Ding bis zum Morgen verschwunden sein würde. Ich meine … wir hofften …« David fing an zu stottern.
»Sammler«, unterbrach ihn Ivy. »Es ist besser, dass jemand die Sachen nimmt und benutzt, als dass wir sie wegwerfen.«
Theo sah sie verblüfft an. Ivy dachte an seine Wohnung,
die ganz mit Chrom und Glas und weißen Berberteppichen ausgestattet war. Theo konnte sich ebenso wenig vorstellen, eine alte Korbtruhe fremder Leute in seine Wohnung zu schleppen, wie er sich vorstellen konnte, eine Timex-Uhr zu tragen oder Wein aus einer Flasche mit Schraubverschluss zu trinken.
»Ivy war ein bisschen erschrocken, als sie spät in der Nacht eine Frau da draußen sah«, erzählte David mit gedämpfter Stimme.
»Und?«, fragte Theo.«Ivy?«
»Ich hörte ein Geräusch. Ich schaute aus dem Küchenfenster und sah sie.«
»Diese Frau, hast du sie erkannt?«, wollte Theo wissen und machte sich weitere Notizen.
Ivy schluckte. »Sie sah so aus wie ich.«
Theo hörte auf, zu schreiben.
»Jedenfalls sahen ihre Haare genauso aus wie meine«, fügte Ivy hinzu.
»War sie schwanger?«
Ivy schloss die Augen und versuchte, sich zu erinnern. »Ich … ich weiß es nicht. Der Deckel der Truhe war hochgeklappt.«
»Hast du der Polizei von den Leuten erzählt, die du da draußen gesehen hast?«
»Sie haben mich nicht gefragt«, fing Ivy an.
»Gut«, sagte Theo. »Weil du dir vorstellen kannst, was sie denken werden, wenn du ihnen sagst, dass du jemanden gesehen hast, der so aussah wie du. Das klingt so, als wärst du selbst draußen gewesen und würdest jetzt versuchen, eine Erklärung dafür zu konstruieren,
für den Fall, dass sich ein anderer Zeuge meldet, der dich gesehen hat.«
»Aber ich war das nicht!«
»Natürlich warst du das nicht. Das weiß ich«, flüsterte Theo. Er hielt sich einen Finger an die Lippen und deutete mit dem Kopf auf die Esszimmertür. »Ich sage doch nur …«
»Sie werden denken, dass ich lüge oder eine schwangere Irre bin.«
»Du bist nicht verrückt«, versicherte David. »Melinda ist die schwangere Irre. Zum Teufel, ich wünschte, ich hätte nie …« Theo warf ihm einen vernichtenden Blick zu, und Davids Worte erstarben.
»Okay, also zurück zu Melinda.« Theo sah von David zu Ivy. »Wann habt ihr sie zuletzt gesehen?«
David starrte
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