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Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller

Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller

Titel: Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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und der Motor ihres Autos heulte auf. Sie brauchte eine Weile, bis ihr klarwurde, dass sie das Gaspedal durchgetreten hatte. Sie versuchte, sich zu entspannen, und stellte den Motor ab.
    Bevor sie wusste, was sie tat, war sie aus dem Auto gestiegen und ging auf das Haus zu.
    Sie hob den Deckel der Mülltonne an. Sie war leer. Das war seltsam. Die meisten Mülltonnen und Recycling-Behälter
vor den anderen Häusern in der Straße waren übervoll.
    Je genauer sie sich umsah, desto fester wurde ihre Überzeugung, dass dies Melindas Haus gewesen war. Die Sonne stand tief am Himmel, und die abblätternde Farbe warf dunkle Schatten auf die Wände, die aussahen wie Wunden. In den Regenrinnen wucherten Pflanzen. War es beängstigend gewesen, hier aufzuwachsen, oder nur tieftraurig?
    Ein Windstoß blies ihr die Haare ins Gesicht, und Ivy zog ihre Jacke fester um sich. Sie bemerkte, dass die Jalousien an dem Fenster des Raums, den sie für Melindas Schlafzimmer hielt, ein paar Zentimeter geöffnet waren. Dahinter brannte ein Licht.
    Ivy sah sich um. Jetzt war sie schon so weit gekommen. Nur ein kurzer Blick - was konnte das schon schaden?
    Sie lief über den Rasen, quetschte sich an einem stacheligen Quittenbusch vorbei, beugte sich hinunter und spähte hinein.
    Es verschlug ihr fast den Atem. Die Farbe der Wände! Grellrosa hatte Jody diese Farbe genannt. Direkt unter dem Fenster, nur wenige Zentimeter von Ivy entfernt, stand ein schmales Bett mit einem Kopfteil aus Ahornholz und einer säuberlich ausgebreiteten rosa und weiß karierten Überdecke. Das Licht im Zimmer kam von einer Lampe auf einem kleinen Schreibtisch an der gegenüberliegenden Wand. Der Fuß der Lampe war geformt wie eine Frau in einem weit schwingenden gelben Ballkleid - Kate Winslet in einem Cinderella-Kleid.

    Es war Melindas Zimmer, genau so, wie Jody es beschrieben hatte. Aber Mrs White hatte das Haus doch verkauft und war fortgezogen!
    Die Schreibtischplatte war mit halb abgebrannten Kerzen übersät. Ivy erschauerte und wischte ein Insekt fort, das an ihrem Hals krabbelte.
    Über den Kerzen waren Fotos und Zeitungsausschnitte dicht an dicht an die Wand geklebt. Ivy stand zu weit entfernt, um genau zu erkennen, was darauf abgebildet war, aber eines sprang ihr in die Augen. Es sah wie ein Zeitungsforo eines Football-Spielers aus, der mit erhobenem Arm zurücktrat, um einen Pass zu werfen. Die weiße Zahl 7 auf dem dunklen Trikot war deutlich zu erkennen.
    Sieben . Das war Davids Nummer gewesen.
    » Schlampe .« Die Stimme schien aus dem Nichts zu kommen, aber es war ihre eigene.
    Am liebsten hätte Ivy die Hand durch die Fensterscheibe gestreckt und Davids Foto von der Wand gerissen und dann das Zimmer nach weiteren Fotos von ihm und nach Gott weiß was für Erinnerungsstücken durchsucht, die Melinda womöglich aufgehoben hatte - und die in den Augen der Polizei weitere Beweise waren, die David mit Melinda verbanden. Die Logik war ihr bestens bekannt: Frauen wurden von Liebhabern ermordet, nicht von Zufallsbekanntschaften.
    Wenn sie nur in das Haus eindringen könnte, um diese Beweise zu zerstören, von denen sie ohne den geringsten Zweifel wusste, dass sie Beweise für eine Obsession und nicht für eine Beziehung waren. Ivy spürte
Jodys Gegenwart wie einen teuflischen Kobold, der auf ihrer Schulter saß und sie vorwärtstrieb.
    Sie rüttelte am Fenster, aber es war verriegelt. Und das war auch gut so, denn in ihrem gegenwärtigen Zustand war es völlig ausgeschlossen, hindurchzukriechen. Durch eine Tür zu gehen war wesentlich klüger. Vorausgesetzt, dass niemand zu Hause war.
    Ivy ging vorsichtig über den unebenen Boden an der Vorderseite des Hauses entlang. Der Rasen war ein Durcheinander aus Fingerhirse, anderem Unkraut und Kahlstellen. An allen Fenstern waren die Jalousien heruntergezogen. In der Einfahrt parkte kein Auto.
    Sie blickte in beiden Richtungen die Straße entlang. Kein Verkehr. Keine Nachbarn, die aus den Fenstern der nahe gelegenen Häuser spähten.
    Ivy stieg die bröckelnden, gemauerten Stufen zur Haustür hoch. Die Tür hinter den wuchernden Ästen der Taxusbüsche war mit dicken Schichten weißer Farbe bedeckt - Zuckerguss auf Honigkuchen. Das Hexenhaus , so hatten die Schüler es genannt. Der Briefschlitz war mit Klebeband überklebt, ebenso der Klingelknopf. Sie spähte durch die kleine Glasscheibe in der Haustür und konnte mit Mühe einen dunklen Vorraum und eine Tür erkennen, die in ein dämmeriges Zimmer führte. Wer

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