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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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Nacht etwas geträumt«, fuhr sie fort und war etwas überrascht, dass er ihr seine volle Aufmerksamkeit widmete, ganz ohne einen seiner üblichen verächtlichen Kommentare. »Von Poe - glaube ich«, ergänzte sie.
    Varens Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. »Poe?«
    »Ja.« Sie nickte und biss sich auf die Unterlippe. Sie befürchtete plötzlich, dass sie am Ende doch wieder allein dastehen würde.
    »Was ist passiert?«, fragte er. Er schien sie tatsächlich ernst zu nehmen, aber vielleicht lag das auch nur daran, wie sie ihn angeschaut hatte: mit großen Augen und begierig darauf, dass er ihr glaubte.
    Seine Frage war wie eine karierte Startflagge, auf die Isobel nur gewartet hatte. »Dein Poe-Buch«, sagte sie, brach jedoch ab, als ihr klar wurde, dass sie, wenn sie ihm den Rest erzählen wollte, auch zugeben musste, dass sie das Buch in den Müll geworfen hatte. Vielleicht konnte sie die Wahrheit ein wenig beschönigen Und stattdessen sagen, dass sie es verloren hatte.
    Doch dann ließ etwas ganz anderes sie nicht weitersprechen.
    Aus ihrem Zimmer kam ein leises Türklopfen.
    »Isobel?«, rief ihre Mutter. Was war denn heute Abend los? Eltern-Tochter-Sprechstunde?
    »Oh nein«, brummte Isobel und hob den Kopfüber das Fenstersims. Zwischen den zwei Eisbechern konnte sie sehen, wie sich die Türklinke bewegte.
    »Geh schon«, sagte Varen. Er legte sich nach hinten und verschwand im Schatten. Die Spitzen seiner Stiefel waren das Einzige, was im Lichtkegel noch von ihm zu sehen war. »Ich wart hier.«
    »Isobel?«, rief ihre Mutter noch einmal. »Warum hast du denn abgeschlossen?«
    Isobel versuchte, die Sache ganz ladylike zu handhaben, kletterte durch das Fenster zurück in ihr Zimmer und schloss es so leise wie möglich. Dann zog sie das Rollo nach unten, um die Eisbecher zu verstecken, und öffnete die Tür.
    »Isobel, was machst du de-?«
    »Ich versuche schon die ganze Zeit, unter die Dusche zu gehen.«
    Einen Augenblick lang sah ihre Mutter sie, einen Korb voller Wäsche von Danny unter dem Arm, befremdlich an. Dann lächelte sie schwach. »Es scheint dir wirklich besser zu gehen, wenn du mich so anfauchst.«
    Isobel runzelte die Stirn und verspürte ein schlechtes Gewissen beim Anblick ihrer Mutter und ihrer kaum zu verbergenden Erleichterung darüber, dass ihre Tochter aus dem Reich der Zombies zurückgekehrt war. »Ich fauche nicht«, sagte sie. »Was ist denn?«
    »Brad ist da. Er bringt dir deine Hausaufgaben.«

 
     
    Ungebeten
     
    Brad saß am Küchentisch, als Isobel hereinkam. Ihm gegenüber saß ihr Dad und zwischen den beiden lagen, aufeinandergestapelt, die Bücher und Ordner aus Isobels Spind.
    Nachdem sie ihren Bademantel aus-und ein übergroßes Sweatshirt angezogen hatte, war Isobel die Treppe hinuntergeschlichen. Leider hatte sie über den Lärm des Fernsehers hinweg nichts hören können. Jetzt, als sie in der Küchentür stand, fragte sie sich, wie viel Brad ihrem Vater wohl erzählt hatte. Ob er Varen erwähnt hatte? Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien Brad einfach nur ihrem Vater zuzuhören, der alte Footballerinnerungen aufleben ließ. Vielleicht war das ja wirklich alles.
    »Isobel«, sagte ihr Vater zurückhaltend - er schien zu merken, wie verärgert sie war.
    Ihre Miene verfinsterte sich noch mehr, als ihr klar wurde, dass die eineinhalb Jahre, in denen Brad sich bei ihrem Vater eingeschleimt hatte, sich jetzt auszahlten. Und Brad wusste das - das sah sie an dem überlegenen Schimmer in seinen Augen. Und er wusste auch, dass sie ihren Eltern nichts von ihrer Trennung er-zählt hatte. Der Gedanke, dass sie für ihn ein offenes Buch war, Machte Isobel so wütend, dass sie am liebsten etwas nach ihm Werfen wollte. Und dieses Gefühl wurde auch nicht besser, als ihr Vater sagte: »Beruhige dich. Brad hat dir nur deine Hausaufgaben gebracht.«
    »Ja, ich weiß.« Ihr Blick richtete sich auf Brads trügerisch hübsches Gesicht. »Danke, das ist wirklich nett von dir. Und jetzt geh bitte.«
    »Isobel«, fuhr ihr Vater sie warnend an. Früher hatte er Brad immer »einen guten Jungen« genannt. Ja, vielleicht hätte sie sich ihre sarkastische Bemerkung lieber schenken sollen. »Also ich weiß ja nicht, was zwischen euch beiden los ist.« Er stand auf und beugte sich vor wie ein Schiedsrichter, der gerade ein Foul gepfiffen hat. »Aber, Isobel«, er zeigte mit anklagendem Finger auf sie (das konnte sie absolut nicht ausstehen), »so sprichst du nicht mit einem Gast in

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