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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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heiratete. Die beiden blieben mit ihrer gemeinsamen Tochter Jersey auf der Insel bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, als er Pilot wurde und Zoe nach Frankreich ging.
    Obwohl dieser idyllische Teil aus Zoes Vergangenheit nicht besonders gut zu ihrer selbstverfaßten Legende paßte, fiel er zeitlich mit e inem bedeutenden historischen Ereignis zusammen. Ich hatte nicht vergessen, daß Frankreich 1940 von den Deutschen besetzt wurde; und die Woche, in der Zoe – jedenfalls laut Jersey – ihren überraschenden Ausflug nach Frankreich machte, fiel genau in die Zeit, als Paris in die Hände der Deutschen fiel. In Paris war nicht nur der Ritter von Hauser, wie Jersey sagte, der seine zwölfjährige Tochter Halle abholen wollte, sondern es mußte auch ein noch älterer Bekannter von Zoe dort gewesen sein.
    Und ich hatte auch mein Gespräch mit Laf im Pool des Sun Valley Lodge nicht vergessen, wo er mir erzählt hatte, daß Zoe nie die Königin der Nacht war, als die sie sich gern darstellte. Ob meine Großmutter Zoe nun eine Halbweltdame oder nur eine Tänzerin war, ob sie in der Résistance gekämpft hatte, wie Wolfgang behauptete, oder, wie Laf meinte, eher eine Nazikollaborateurin war – morgen jedenfalls würde ich Zoe Behn in Augenschein nehmen, und dann würden wir weitersehen.
    Dank der Geheimniskrämerei, um nicht zu sagen, der Verlogenheit in unserer Familie, wußte Wolfgang vielleicht nicht, daß unsere Mütter, Jersey und Halle, Halbschwestern waren. Es war auch möglich, daß er nicht wußte, daß die 83jährige Scharteke Zoe, die er so reizend fand, tatsächlich seine eigene Großmutter war. Schließlich hatte ich das alles bis heute nacht auch nicht gewußt.
    Aber in einem Punkt, den Jersey erwähnt hatte, konnte Wolfgang nicht die ganze Wahrheit gesagt haben. Es hatte mit der Woche von Sams Beerdigung zu tun – und es ließ die letzte kryptische Nachricht von Sam noch bedrohlicher erscheinen.
    Jersey hatte, wie Augustus und Grace, vor der Beerdigung kurz mit dem Testamentsvollstrecker über die Testamentseröffnung gesprochen; aber im Gegensatz zu Augustus und Grace hatte Jersey dafür einen Grund. Sie kannte Mr. Leo Abrahams gut, denn er war sowohl der Anwalt von Onkel Earnest gewesen als auch sein Nachlaßverwalter, als Jersey durch den Tod von Earnest zur Witwe geworden war. Nachdem nun auch Sam tot war, wollte Jersey verständlicherweise wissen, wie ihr Einkommen in Zukunft aus dem Vermögen bezahlt wurde, das in den vergangenen sieben Jahren ihrem Stiefsohn gehört hatte. Aber das war noch nicht alles.
    Als Jersey erfuhr, daß wahrscheinlich ich Sams Haupterbin sein würde, wollte sie herausfinden, ob ich wußte, was diese Verantwortung mit sich bringen könnte, denn sie hatte mehr als nur eine vage Vermutung, was Sam von seinem Vater geerbt haben könnte. Vielleicht war meine Mutter nicht ganz so betrunken, wie es damals am Grab den Anschein hatte. Im nachhinein hatte uns ihr erstaunliches Benehmen eine Atempause von Augustus und Grace verschafft, die lang genug war, so daß wir beide alleine zu Mittag essen konnten. Aber als Jersey erkannte, daß ich null Ahnung hatte, beschloß sie, sich mit mir zu treffen, sobald der Rest der Familie die Stadt verlassen hatte, und mich über alles zu informieren.
    Jersey hatte etwas zu der Beerdigung mitgebracht, und obwohl sie am Telefon nicht viel sagen konnte, war das, was sie sagte, genug. Sie hatte vor, mir das, was sie mitgebracht hatte, später, nach unserem Gespräch, zu geben – aber ich war verschwunden. Nach eingehender Gewissensprüfung hatte sie es dann in Packpapier gewickelt, verschnürt und an mich geschickt. Auf die Innenseite des Packpapiers hatte sie ein paar Zeilen an mich geschrieben, aber leider hatte ich das Papier weggeworfen, ohne ihre Nachricht bemerkt zu haben. Nach Jerseys Beschreibung, die so präzise war, wie sie das bei einem Überseegespräch verantworten konnte, wußte ich, daß es sich um das Runenmanuskript handelte, das ich in der Firma im Department of Defense Standard verstaut hatte – kurz bevor ich die tödlicheren Manuskripte von Sam erhielt, die jetzt in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien versteckt waren. Jerseys Runenmanuskript war also dasselbe, von dem Wolfgang behauptet hatte, er habe es von Zoe bekommen und er persönlich habe es mir geschickt – ein Manuskript, von dem mir Laf später versicherte, daß es weder Wolfgang noch Zoe je besessen haben konnten.
    Meine Mutter und ich beschlo ssen

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