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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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wegschicken würde, um in dem Restaurant allein mit dir zu sprechen. Aber Virgilio konnte wenigstens aufpassen, daß er dich nicht irgendwohin schleppte und auch tatsächlich zum vereinbarten Treffpunkt an der Kärtnerstraße kommen würde…»
    Hier machte Wolfgang zum ersten Mal eine Pause. Er schüttelte den Kopf. «Ariel, wenn du wüßtest… Ich bin in den vergangenen vierzehn Tagen fast verrückt geworden bei dem Versuch, dich vor dir selbst zu beschützen.»
    Vor mir selbst?! Ich hätte ihn am liebsten angeschrien. In meinem Kopf heulten tausend Sirenen auf, aber ich zwang
    mich, ruhig zu bleiben und das Ganze noch einmal durchzugehen: Wolfgang hatte also gerade gestanden, daß er seit der Begegnung mit mir an der Wahrheit herumstückelte, bis sie wie ein Patchwork aussah; daß er mich einen ganzen Nachmittag lang von einem Priester bewachen ließ, der möglicherweise ein Waffenhändler mit Mafiaverbindungen war; und daß er meinen Großvater dazu benutzte, um mich zu überreden, meine Erbschaft in einer öffentlichen Bibliothek zurückzulassen. Hatte ich etwas ausgelassen?
    Nun, eigentlich schon. Eine kleine Sache war da noch. «Wolfgang, warum will jeder diese Manuskripte haben? Du,
    Pastor Dart und wer weiß noch?» fragte ich. «Ich weiß, sie sind wertvoll – aber warum sind sie so wichtig, daß der Pod um die halbe Welt fliegen mußte, nur um dich für ein paar Minuten in dem Weinberg zu treffen? Was mußtet ihr beide unbedingt dort und zu dieser Stunde besprechen?»
    Wolfgang sah mich an, als wäre meine Frage lächerlich und die Antwort ganz offensichtlich. Dann winkte er den Kellner zum zweiten Mal heran, um die Rechnung zu bezahlen.
    «Was den Inhalt der Dokumente betrifft, so kenne ich ihn nur zum Teil – und selbst das bedarf einiger Erklärung», sagte er. «Und Pastor Dart mußte ich sagen, wo du die Manuskripte versteckt hast – und zwar bevor wir nach Rußland abflogen. Wie sonst hätte Dart sie aus der österreichischen Nationalbibliothek holen können, bevor es jemand anderer tun würde?»
    Virgilio war uns vom Cafe Central aus gefolgt, und als Wolfgang die Bestellzettel aus unserem Kabinett in der Nationalbibliothek nach draußen gab, hatte er sich jeden einzelnen Buchtitel notiert. Ich fand dafür wirklich keine Worte.
    Als wir durch die schmale Straße zurückgingen, die nah genug am Fluß lag, um die feuchte Nachtluft zu riechen, hätte ich am liebsten geheult.

    Wolfgang nahm meine Hand und drückte sie, als wäre nichts gewesen. «Gehen wir noch ein bißchen zum Fluß hinunter», schlug er vor.
    Wir schlenderten am Flußufer entlang, wo man über das Wasser auf die beleuchtete Fassade von Notre-Dame und die von Efeu überwucherten Kaimauern blicken konnte.
    «Ariel», sagte Wolfgang und hob mein Gesicht zu sich empor. «Wenn ich dich anlüge, sagst du, es macht dich unglücklich. Aber wenn ich dir die Wahrheit sage, bist du auch nicht glücklich. Ich liebe dich so sehr. Was kann ich sagen oder tun, um dich glücklich zu machen?»
    «Wolfgang», sagte ich, «du hast gerade gesagt, daß du und ein Mafioso und mein Chef Pastor Dart mich manipuliert und verraten habt, daß du alles verraten hast, wofür Sam eingetreten war, wofür er vielleicht sogar sterben mußte – und du erwartest, das könnte mich glücklich machen? Es würde mich glücklich machen, wenn du mir ganz einfach die Wahrheit sagen würdest – frei heraus –, statt mich zu zwingen, sie dir abzuluchsen, oder mich ‹zu meinem eigenen Bestem im dunkeln tappen zu lassen. Ich möchte, daß du mir jetzt sagst, was du über Pandoras Manuskripte weißt – was sie mit Rußland und Zentralasien und nuklearem Material zu tun haben, denn das ist ganz offensichtlich der Fall, und welche Rolle du und die anderen bei all dem spielen.»
    «Du hast anscheinend nichts von dem verstanden, was ich vorhin gesagt habe», antwortete Wolfgang niedergeschlagen. «Erstens habe ich nie gesagt, Virgilio sei ein Mafioso, sondern daß er aus einer Familie von Waffenhändlern stammt – das ist ein Unterschied. Ich sagte, dein Onkel habe vielleicht etwas von Mafiaverbindungen gehört. Leute wie Virgilio müssen häufig Kontakte mit solchen Typen unterhalten aus Gründen ihrer eigenen Sicherheit. Das gilt auch für meinen Arbeitsbereich. Wenn wir jeden Waffenhändler wie einen Feind behandeln, dann wird sich bald alles nur noch hinter unserem Rücken abspielen, und wir verlieren jegliche Kontrolle über den Schmuggel, die wir jetzt vielleicht noch

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