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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Büchern vollgestellt waren, und hechtete auf ein paar Kissen, um zum Telefon zu greifen, das dort auf dem Boden stand.
    Ich hätte mich ohrfeigen können, weil ich abgenommen hatte. Es war Augustus.
    «Warum bist du nicht hiergeblieben?» war das erste, was er sagte. «Grace und ich wußten allmählich nicht mehr, wo wir dich noch suchen sollten. Wo bist du gewesen?»
    «Ich habe mich ein bißchen im Schnee vergnügt», sagte ich, während ich mich auf den Rücken rollte. «Ich dachte, die Party sei zu Ende. Oder habe ich etwas verpaßt?» Ich knöpfte meine nassen Hosen auf und versuchte, sie loszuwerden, um mir in diesem Eiskeller nicht den Tod zu holen. Mein Atem kondensierte zu Hauchwölkchen.
    «Dein Sinn für Humor erschien mir schon immer etwas deplaziert, um es gelinde auszudrücken», b elehrte mich Augustus. «Als du nach der Testamentseröffnung verschwunden bist, haben wir in deinem Hotel angerufen und erfahren, daß du noch am selben Vormittag abgereist bist.
    Aber nachdem das Testament verlesen war, hatten Grace und ich natürlich einer Pressekonferenz zugestimmt.»
    «Eine Pressekonferenz?» sagte ich und richtete mich erstaunt auf. Ich versuchte, den Hörer am Ohr zu behalten, während ich mich aus dem nassen Parka schälte und den Pullover auszog, aber ich bekam nur den Schluß mit von dem, was Augustus sagte.
    «Was muß mir gehören?» fragte ich zurück. Ich fuhr mit den Händen ein paarmal kräftig über meine Gänsehaut, stand auf und nahm das Telefon mit hinüber zum Kamin, wo ich Tannenzapfen und Papier unter die Holzscheite stopfte, während ich Augustus Antwort zuhörte.
    «Die Manuskripte natürlich.»
    Ich hielt das brennende Streichholz an das Papier und beobachtete mit Erleichterung, daß es sofort Feuer fing. «Ich habe keine Ahnung, von welchen Manuskripten du sprichst!»
    «Willst du damit sagen, du weißt von nichts?» sagte Augustus mit seltsamer Stimme.
    «Vielleicht könntest du mich einweihen, bevor ich hier erfriere», sagte ich mit klappernden Zähnen. «Was sind das für Manuskripte, die Sam mir hinterlassen hat?»
    Zu meiner Überraschung zögerte Augustus k einen Augenblick. «Sie sind sehr viel wert», sagte er. «Sobald du etwas über sie erfährst – wovon wir ausgehen können», fuhr er fort, «mußt du sofort mich oder unsere Anwälte informieren. Ich glaube, du erkennst die Lage nicht ganz, in der du dich befindest.»
    Okay, dachte ich, ich will es noch einmal versuchen. Ich holte tief Luft.
    «Nein, vermutlich nicht», gab ich zu. «Könntest du mir trotzdem mitteilen, Vater, was die ganze Welt bereits zu wissen scheint? Was sind das für Manuskripte?»
    «Die von Pandora», antwortete Augustus. Er spuckte den Namen aus wie etwas Bitteres.
    Pandora war meine Großmutter – die wenig liebevolle Mutter meines Vaters, die ihn kurz nach seiner Geburt verlassen hatte. Obwohl ich sie nie kennengelernt habe, war sie nach allem, was ich über sie gehört habe, die interessanteste, extravaganteste und unverschämteste der Behn-Frauen. Und das wollte in unserer Familie einiges heißen.
    «Pandora besaß Manuskripte?» fragte ich meinen Vater. «Tagebücher und Briefe, Korrespondenz mit den ‹Großen
    und Mächtigen›», sagte er in wegwerfendem Ton, und dann fügte er wie beiläufig hinzu: «Möglicherweise hat sie sogar Memoiren verfaßt.»
    Auch wenn ich in den meisten Dingen nicht mit meinem Vater übereinstimmte, kannte ich ihn gut genug, um zu merken, wann er etwas von mir wollte. Wahrscheinlich hatte er in den letzten zwei Tagen jede Viertelstunde hier angerufen. Wenn er so versessen darauf war, mich zu erreichen, und wenn dieses Zeug so heiß war, daß er bereit war, eine Pressekonferenz zu geben – warum schmeichelte er sich jetzt bei mir ein?
    «Woher kommt dieses späte Interesse?» fragte ich. «Ich meine, die liebe Pandora ist seit Jahren tot.»
    «Es wird allgemein angenommen, daß Pandora diese Manuskripte in die Obhut der… anderen Seite der Familie gegeben hat», sagte mein Vater förmlich. «Earnest muß sie jahrzehntelang unter Verschluß gehalten haben. Er hatte viele Angebote», fuhr Augustus fort, «aber er wußte nicht, was sie wirklich wert waren, weil sie alle in einer Art Geheimschrift verfaßt wurden. Dann hat dein Cousin Sam…»
    Heiliger Strohsack! Ich stand halbnackt vor dem Feuer mit dem Telefon in der Hand. Die Stimme meines Vaters war nur noch ein Nebengeräusch. Großer Gott – sie waren verschlüsselt!
    Sam war verschwunden, seit sein

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