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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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dir diese Krankheit so schnell einfangen? Dieser Bursche ist wie ein Virus. Bis jetzt ist noch keine Frau verschont geblieben. Und ich habe gedacht, du würdest ihm als einzige widerstehen. Ich habe gutes Geld auf dich gesetzt. Wir haben nämlich gewettet.»
    «Er ist wunderbar», erklärte ich Olivier. «Er hat so eine Art von… Ich weiß nicht, wie ich es nennen soll… Es ist nicht direkt Magnetismus…»
    «O nein!» rief Olivier, während er aufstand und die Hände auf meine Schultern legte. «Jetzt habe ich vielleicht auch das Geld für den Lebensmittelhändler verloren!»
    «Du hast hoffentlich nicht das Budget für exotische Kräutertees verwettet», sagte ich grinsend.
    Er setzte sich und vergrub stöhnend den Kopf in seinen Händen. Mir wurde plötzlich bewußt, daß ich dank Prof. Dr. Wolfgang K. Hauser seit einer Woche zum ersten Mal wieder gelächelt und Sam für ganze zehn Minuten vergessen hatte.
    Olivier sprang auf, als die Alarmanlage zu tuten begann und eine Stimme über den Lautsprecher verkündete:
    «Das ist ein Probealarm. Wir machen unsere Winter-Feuerübung. Diese Übung ist sowohl von der örtlichen Feuerwehr als auch von der Ordnungsbehörde des Bundes vorgeschrieben. Bitte begeben Sie s ich rasch zu Ihrem nächsten Notausgang und warten Sie auf dem Parkplatz in sicherem Abstand von den Gebäuden, bis Entwarnung gegeben wird.»
    Du liebe Zeit! Bei Feuerübungen konnten wir nur die Notausgänge benutzen. Alle Schleusen und Türen, die zurück ins Gebäude führten, wurden automatisch verriegelt, damit niemand bei einem wirklichen Notfall eingeschlossen wurde – einschließlich der Tür zur Empfangshalle, in der mein Mantel hing. Wenn es draußen etliche Minusgrade hatte, als ich ins Haus kam, würde es jetzt noch kälter sein. Und eine Feuerübung konnte eine halbe Stunde dauern.
    «Komm schon», sagte Olivier, während er in seinen Parka schlüpfte. «Zieh dich an! Wir müssen raus!»
    «Mein Mantel ist in der Lobby», sagte ich, während ich hinter ihm durch das bereit s menschenleere Großraumbüro zum Ausgang lief. Ein Heer von Menschen strömte aus den vier Ausgängen hinaus in den eisigen Wind.
    «Du bist komplett verrückt», sagte Olivier. «Wie oft habe ich dir gesagt, daß du nicht die Lobby benutzen sollst? jetzt wirst du in einen Eisblock verwandelt. Ich würde dich ja unter meinen Mantel nehmen, aber wir passen nicht beide hinein. Jetzt müssen wir ihn eben abwechselnd anziehen, immer so lange, bis der andere anfängt zu erfrieren.»
    «Ich habe einen Daunenparka im Auto, und meine Autoschlüssel sind hier in meiner Handtasche», sagte ich. «Ich setze mich ins Auto und lasse die Heizung laufen. Wenn die Übung zu lang dauert, gehe ich runter in die Cowboy-Bar auf einen Tee.»
    «Okay, ich komme mit», sagte Olivier. «Vermutlich hast du auch unvorschriftsmäßig geparkt, wenn du durch den Vordereingang hereingekommen bist.» Ich grinste ihn an, während wir im Strom der Menschenmenge ins Freie geschoben wurden. Dann rannten wir zur Vorderfront des Gebäudes.
    Als ich den Wagen aufschließen wollte, sah ich, daß die Verriegelungsknöpfe bereits oben waren. Der Wagen war offen. Das war merkwürdig, denn ich schloß meinen Wagen immer ab. Vielleicht war ich heute so zerstreut, daß ich es vergessen hatte. Ich kroch hinein, zog meinen Parka an und drehte den Zündschlüssel, während Olivier auf der anderen Seite einstieg. Der Motor sprang schwerfällig an. Insofern war es gut, daß ich noch einmal herauskam und den Wagen startete. Bei diesem Wetter konnte sich das Öl im Kurbelwellengehäuse in einen Eiszapfen verwandeln.
    Und dann bemerkte ich den Knoten, der an meinem Rückspiegel baumelte.
    Sam und ich hatten als Kinder mit Begeisterung alle Arten von Knoten gelernt. Ich war ein regelrechter Experte geworden und konnte die meisten Knoten einhändig schlingen wie ein richtiger Seemann. Sam sagte, die Inka hätten eine Knotenschrift gehabt, mit der sie rechnen und sogar eine Geschichte erzählen konnten. Als Kind verschickte ich Knoten-Nachrichten – manchmal auch an mich selbst, um festzustellen, ob ich mich später erinnern konnte, was sie bedeuteten.
    Bei mir lagen immer irgendwo ein paar Längen Garn oder Schnur herum – so auch auf dem Armaturenbrett. Wenn ich unter Streß stand oder mich mit einem Problem beschäftigte, flocht und knüpfte ich die Fäden, trennte die Knoten wieder auf, und manchmal entstand ein richtig kompliziertes Makramee. Wenn ich das Knüpfmuster

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