New Heroes - Die Zeit der Superhelden
uns sagen, und hoffen, dass sie uns bald freilassen.«
»Aber das ist doch reiner Wahnsinn!«
»Uns bleibt nichts anderes übrig«, sagte sein Vater und hob die Hände, die mit Handschellen gefesselt waren. »Wir wissen nicht mal, wo wir sind.«
Colin konzentrierte sich auf das Cockpit, wo sich der Pilot mit Facade unterhielt. »Wir sind in Florida«, berichtete er nach einer Weile. »Ich glaube, auf einer Militärbasis oder einem Luftstützpunkt. Sie reden gerade darüber, dass wir mit irgendwelchen Fahrzeugen zum Flughafen gebracht werden. Dort soll ein Privatjet auf uns warten.«
Warren sagte rasch: »Colin, noch wissen sie nichts über dein Gehör. Das ist zurzeit unser einziger Vorteil. Könnte sich noch sehr nützlich für uns erweisen.«
»Hey, warte mal … Soll das heißen, dass du sie reden hören kannst?«, mischte sich Danny ungläubig ein. »Im Ernst?«
»Später«, sagte Colin.
Warren warf seiner Frau einen raschen Blick zu, dann wandte er sich wieder an die beiden Jungen. »Wir sind jetzt ein Team, okay? Aber es kann sein, dass wir manchmal… unter bestimmten Umständen allein handeln müssen. Versteht ihr das?«
Die beiden Jungen nickten.
»Gut. Wenn einer von euch eine Möglichkeit sieht zu entkommen, dann nutzt sie sofort. Aber nur, wenn ihr absolut sicher seid, dass ihr euch nicht in Gefahr bringt. Und dass ihr es schaffen könnt.«
Zwei große Mannschaftswagen rangierten rückwärts an die Rampe des Chinook heran. Colins Eltern wurden in den ersten Wagen gebracht, die beiden Jungen in den anderen.
Einen kurzen Augenblick lang waren Colin und Danny allein. In dem Lastwagen war es fast unerträglich schwül; die Wände waren so heiß, dass sie sich nicht dagegenlehnen konnten. Bleistiftdünne Lichtstrahlen fielen durch eine Reihe von Löchern in der Decke.
»Hör zu«, sagte Colin schnell. »Wir haben nicht viel Zeit. Du musst mir vertrauen, okay? Hast du dich nie gefragt, woher sich unsere Eltern kennen? Sie haben nämlich früher zusammengearbeitet. Mein Vater war Titan und meine Mutter Energy.«
Danny schnaubte. »An jedem anderen Tag würde ich dir kein Wort davon abnehmen.«
»Als du mit deinem Vater – ich meine Facade – gestern zu unserem Haus unterwegs warst, konnte ich euch schon von Weitem reden hören. Facade weiß nicht, dass ich diese Kraft besitze, also sollten wir dafür sorgen, dass er es nicht herausfindet.«
»Was kannst du denn sonst noch?«
»Nicht viel. Jedenfalls jetzt noch nicht.« Colin schaute seine Handschellen genau an. »Bevor wir gefangen genommen wurden, hab ich eine Tür im Tunnel aufgebrochen, und ich konnte den Weg genau erkennen, obwohl es im Tunnel stockfinster war. Ich sollte eigentlich in der Lage sein, diese Dinger hier aufzubrechen.« Er spannte die Muskeln, konzentrierte sich und versuchte, die Handschellen aufzubrechen.
»Wenn du so weitermachst, scheuerst du dir nur die Handgelenke wund«, bemerkte Danny.
Colin entspannte die Muskeln. »Mein Supergehör kommt und geht. Vielleicht gilt das auch für meine sonstigen Kräfte. Wie ist es bei dir?«
»Ich hab nichts«, sagte Danny niedergeschlagen. »Selbst wenn meine Superschnelligkeit wieder zurückkommt, nützt sie mir rein gar nichts. Die Handschellen werde ich damit trotzdem nicht los.« Er seufzte. »Das wird er mir büßen. Bei der ersten Gelegenheit schlage ich ihm den Schädel ein!«
»Dan…«
»Ich meine es wirklich, Colin! Dieser Mann hat mir elf Jahre lang vorgelogen, mein Vater zu sein! Ich weiß nicht mal, ob mein echter Vater noch lebt! Und was ist mit meiner Mutter? Sie hat geschlafen, als wir gestern Nacht das Haus verlassen haben. Wahrscheinlich hat sie keine Ahnung, wo wir sind. Sie wird halb krank vor Sorgen sein. Und was ist mit Niall? Er ist erst sieben! Wie wird er sich bei der ganzen Sache fühlen? Facade muss Nialls Vater sein!«
»Pass auf – wir wissen noch gar nicht, warum sie dich haben wollen, und dein Vater, ich meine Facade, sagte vorhin etwas darüber, dass wir nicht ewig von zu Hause wegbleiben würden. Vielleicht ist alles nur halb so schlimm, wie wir glauben.«
»Warum hat er uns dann gekidnappt?«
Doch auf diese Frage wusste Colin keine Antwort.
Danny fuhr fort: »Hast du den Ausdruck in seinen Augen gesehen? Ich kenne ihn schließlich gut. Der möchte eigentlich genauso wenig hier sein wie wir. Ich glaube -«
»Still!« Colin unterbrach ihn brüsk. »Mein Vater sagt grade was.« Colin konzentrierte sich auf die Stimme seines Vaters.
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