New Heroes - Die Zeit der Superhelden
Palmtop.«
»Ein was?«
»Ein Minicomputer. Ich habe gerade einen Fortschrittsbericht von Victor bekommen. Die letzte Lieferung der Ausrüstung ist eingetroffen.«
»Und wer ist Victor?«, fragte Joseph weiter.
»Ein besonders cleverer Mensch. Vor allem wenn es darum geht herauszufinden, was andere Menschen denken. Deshalb wurde er für das Projekt eingestellt. Er gehört zu den wenigen Menschen, die etwas zustande bringen können.«
»Klar, ich hab schon gesehen, wie Sie ihn anschauen …«
Rachel unterbrach ihn brüsk. »Essen Sie endlich fertig!«
Joseph aß gehorsam weiter. Mit vollem Mund sagte er plötzlich: »Schmeckt irgendwie … nicht richtig.«
»Essen Sie!«
Er blickte auf die Karotte, die er gerade aufgespießt hatte. »Da sind irgendwelche Drogen drin, stimmt’s? Sie mischen etwas ins Essen, um mich folgsam zu machen.«
»Essen Sie!«, befahl Rachel.
Joseph schob die Karotte in den Mund und begann zu kauen. »Die Sache gefällt mir nicht. Ich hab genug von Leuten, die mich für ihre Zwecke ausnutzen wollen. Ich dachte, diese Zeit sei längst vorbei.«
»Sie wird bald vorbei sein.«
»Ich weiß, was mit Ihnen geschehen wird, Rachel.«
»Ich will nichts darüber hören!«
»Sie und Ihre Leute haben mich aus dem Gefängnis geholt, weil ihr meine Fähigkeit braucht, in die Zukunft zu sehen. Ich weiß zwar nicht alles, aber ich weiß, wie die Sache für Sie persönlich endet, Rachel. Ich habe Ihren Tod vorausgesehen, Rachel. Es wird kein angenehmes Sterben.«
Kapitel 17
Gene ließ Colin in der Obhut einer sehr kleinen, aber reichlich wild aussehenden jungen Frau zurück, die sich Trish nannte. Sie schien ungefähr zwanzig Jahre alt zu sein, hatte große braune Augen, gegeltes und leuchtend orange gefärbtes Haar und unzählige Piercings im Gesicht. Außerdem trug sie einen ziemlich großen Silberring durch die Unterlippe, der gegen ihre Zähne klapperte, wenn sie redete.
Doch trotz ihres leicht bedrohlich wirkenden Aussehens stellte Colin bald fest, dass Trish alles andere als Furcht einflößend war. Sie hatte eine sanfte, melodiöse Stimme und trug stets ein fröhliches Lächeln im Gesicht.
Trish nahm ihn von Gene in Empfang und führte ihn in ihr Büro. Sie deutete auf einen Stuhl, der vor einer weiß getünchten Wand stand. »Setz dich. Ich möchte ein Foto von dir machen. Ist das in Ordnung?«
»Warum?«
»Vorschrift. Wir müssen über jeden Jugendlichen, der bei uns aufgenommen wird, eine Akte anlegen, und dazu gehört eben ein Foto. Ist aber nicht der einzige Grund. Nach meiner Erfahrung geben die meisten von euch falsche Namen an, und wenn ihr dann später wieder mal hier auftaucht, könnt ihr euch nicht mehr dran erinnern, welchen Namen ihr beim ersten Mal angegeben habt. Ist mir eigentlich völlig wurscht, ob du einen falschen Namen angibst oder den von deiner Uroma, aber wenigstens wollen wir nächstes Mal wissen, wer du bist, wenn du hier wieder auftauchst, damit wir nicht jedes Mal wieder eine neue Akte für dich anlegen müssen. Capito? Also, wenn es dir nichts ausmacht?«
Colin setzte sich. »Fangen Sie an.«
Trish schloss ihre Schreibtischschublade auf und nahm eine altertümliche Polaroid-Kamera heraus. »Okay…« Sie drückte auf den Auslöser. »Und noch eins zur Sicherheit. Gut, prima. Danke.« Sie wartete, bis die Bilder fertig belichtet waren, und schloss dann Kamera und Bilder in der Schublade ein. Schließlich setzte sie sich hinter ihren Schreibtisch. »Hol mal den Stuhl hier rüber, Colin. Bist du heute zum ersten Mal in einem Haus wie diesem?«
»Ja«, murmelte Colin, während er den Stuhl zurechtrückte.
»Okay. Wir müssen erst mal den Papierkram erledigen. Einverstanden?«
»Klar doch.«
»Willst du ein Glas Wasser oder sonst was? Bist du hungrig?«
»Ich bin am Verhungern. Keine Ahnung, wann ich zum letzten Mal was gegessen habe.«
Trish schloss wieder ihre Schublade auf und nahm eine Packung Kekse heraus. »Greif zu.«
»Danke!« Colin stürzte sich darauf und riss die Packung auf. Beim Duft der Schokoladenkekse begann sein Magen, laut zu knurren. Er begann, einen Keks nach dem anderen hinunterzuschlingen.
»Was passiert als Nächstes?«, fragte er mit vollem Mund.
»Wie meinst du das?«
»Na, wie lange muss ich hierbleiben?«
»Du wirst hier nicht eingesperrt, Colin. Du kannst kommen und gehen, wie du magst. Aber da du noch minderjährig bist, muss ich einen Bericht an das Jugendamt schicken. Sie schicken dann morgen oder
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