New Heroes - Die Zeit der Superhelden
sich mit Facade verhielt, der den Platz von Dannys Vater eingenommen hatte. Er erzählte, wie Danny seine Superkraft entdeckt hatte und wie es zur Entführung gekommen war. Razor blieb mehr als skeptisch.
»Du weißt, wozu ich fähig bin«, sagte Colin. »Und meine Kräfte fangen gerade erst an, sich zu entwickeln. Deshalb wusste ich, was die Männer vorhatten, die uns verfolgt haben. Ich bin kein Hellseher, sondern ich konnte sie tatsächlich hören.«
»Und deshalb konntest du auch meine Hand fast zerquetschen? Durch Superkraft?«
»Ich glaube schon.«
Razor schüttelte ungläubig den Kopf, dann lachte er wieder. »Da sitze ich also neben jemandem, der zur nächsten Generation von Supermenschen gehört? Wir sind ein Superteam, was? Ein Supermensch und ein Autodieb.«
»Das machst du also? Du klaust Autos?«
»Hey, jeder Mensch muss doch irgendwie seine Brötchen verdienen, oder nicht? Ich kann eben gut mit Autoschlössern und Motoren umgehen. Mein Alter sagte immer: ›Such dir etwas, das du wirklich gut kannst, und bleib dabei.‹« Er bemerkte Colins Gesichtsausdruck und fügte schnell hinzu: »Die Leute kostet es ja keinen Cent. Die sind doch alle gut versichert.«
»Das überprüfst du vorher, richtig? Bevor du ein Auto klaust, lässt du dir vom Eigentümer erst mal die Versicherungspolice zeigen und fragst sie höflich, ob sie ihr Auto in den nächsten Tagen unbedingt brauchen?«
Razor warf Colin einen Blick voller Abscheu zu. »Hör bloß auf, hier herumzubeten! Das Leben in dieser Welt ist eben hart, und du musst dir nehmen, was du kriegen kannst. Ich wette, du bist in einem hübschen kleinen Reihenhaus aufgewachsen, deine Mami und dein Papi haben sich immer liebevoll um dich gekümmert, und du hast alles hingeschmiert bekommen, was du wolltest, richtig? Aber nicht alle Leute hatten so viel Glück.«
»Das ist keine Entschuldigung dafür, andere Leute zu bestehlen. Was ist mit diesem Wagen hier? Auch geklaut?«
»Nein. Ritchies Mutter hat ihn ihm geschenkt. War fast ein Wrack, hat uns zwei Monate gekostet, die Kiste total auseinanderzunehmen und den Motor zu überholen.«
»Warum suchst du dir dann nicht einen Job als Automechaniker?«
»Weil es uns eben nur ein paar Minuten kostet, uns ein Auto unter den Nagel zu reißen, und dafür bekommen wir dann von einem Typen, den ich kenne, dreihundert Grüne bar auf die Kralle.«
»Du riskierst Kopf und Kragen und er sahnt ab.«
»Hör mal, manchmal muss man solche Sachen eben einfach durchziehen, okay?«
»Schon gut.«
»Übrigens wollten wir sowieso bald aus dem Autogeschäft aussteigen. Wird allmählich zu heiß. Letzten Monat wollte sich ein Kumpel ein Auto besorgen, aber der Besitzer kam raus und ballerte auf meinen Kumpel. Hat ihm fast die Hand weggeschossen.«
»Was willst du stattdessen machen?«
»Ich hab neulich einen alten Typen getroffen, der zu Hause scharfe Sachen brennt. Ziemlich gutes Zeug. Hat einen ganzen Keller voller Flaschen. Und ich und mein Kumpel, wir tun uns zusammen und nehmen ihm den Stoff für zehn Dollar die Flasche ab.« Razor grinste breit. »Nicht mal die Hälfte von dem, was wir dann dafür auf dem Schwarzmarkt bekommen.«
»Wie alt bist du eigentlich? Siebzehn ungefähr? Und hast dich doch schon vom Autodieb zum illegalen Schnapshändler hochgearbeitet, alle Achtung. Was kommt als Nächstes? Drogen? Kidnapping? Auftragskillen?«
Razor schlug wütend mit der Faust aufs Lenkrad. »Du bist ein Arschloch, Colin! Wer gibt dir das Recht, mir ständig Moralpredigten zu halten? Du fieses, undankbares kleines Monster!«
»Okay, okay. Tut mir leid!«
»Herrgott noch mal … Du bist wirklich total daneben! Ich tu alles, um dir zu helfen, und was machst du? Du zahlst es mir mit Beleidigungen heim!«
»So hab ich’s nicht gemeint. Ich hab nicht behauptet, dass du das alles wirklich machst. Es ist nur, dass du, na ja …«
Razor grinste plötzlich. »… dass ich auf der schiefen Bahn bin?«
»So ungefähr.«
»Viele Typen wie ich werden irgendwann lebenslänglich eingebunkert. Kann mir nicht passieren. Wer überleben will, muss einen Trick kennen: Du musst wissen, wann du auf die schiefe Bahn gerätst, und rechtzeitig abspringen.«
»Woher hast du eigentlich deinen Namen?«, wollte Colin plötzlich wissen.
»Was?«
»Razor. Rasiermesser. Warum nennen dich alle Razor?«
»Kein bestimmter Grund. Nur so ein Spitzname.«
»Und wie heißt du richtig?«
Razor warf ihm einen misstrauischen Blick zu. »Warum willst du
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