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New Heroes - Die Zeit der Superhelden

New Heroes - Die Zeit der Superhelden

Titel: New Heroes - Die Zeit der Superhelden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Carroll
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um mich, seit Mama ganz arg krank wurde.«
    Die Frau legte Colin den Arm um die Schultern und drückte ihn an sich. »Oh du Ärmster!« Sie wandte sich an ihren Mann. »Gib ihnen doch eine Belohnung, Bernie!«
    Der Mann griff in seine Hosentasche, aber Razor trat einen Schritt zurück und wehrte mit beiden Händen ab. »Nein, nein! Wir brauchen keine Almosen!« Er drehte sich abrupt um und ging zum eigenen Auto zurück.
    »Tut mir leid, Mister«, sagte Colin verlegen. »Als sich mein Vater abgesetzt hat, versprach Wayne Mama, sich um uns alle zu kümmern …«
    Das Paar schaute stumm zu, wie Razor das Auto an die Zapfsäule steuerte.
    Colin fiel eine passende Zeile aus einem alten Cowboyfilm ein. »Er sagt immer, selbst wenn dir nichts mehr bleibt, hast du am Ende doch noch deinen Stolz.«
    »Wohin seid ihr beide eigentlich um diese Zeit unterwegs?«, fragte die Frau.
    »Nach Orlando. Wir haben herausgefunden, dass unser Dad jetzt dort wohnt. Wir wollen ihn zwingen, uns endlich Unterhalt zu zahlen.«
    »Dein Akzent klingt ein bisschen seltsam«, sagte der Mann. »Woher stammt ihr beide denn?«
    »Eigentlich aus Pennsylvania«, sagte Colin, »aber ich hab bis vor zwei Jahren bei Mamas Schwester in Schottland gelebt. Aber dann haben sie mich wieder nach Hause geschickt, weil … weil … na ja, ich hab ja schon gesagt, dass es Mama nicht sehr gut geht und sie wird bald …« Er brach ab und gab sich größte Mühe, so zu tun, als müsse er seine Tränen niederkämpfen.
    Der Mann klopfte ihm auf die Schulter. »Bestimmt kommt alles wieder in Ordnung«, sagte er. Er blickte zu Razor hinüber, der gerade Benzin in den Tank füllte und sich offensichtlich bemühte, nicht mehr als für sechzehn Dollar aufzufüllen. »Dein Bruder ist ein guter junger Mann. Er kümmert sich um dich.« Er senkte die Stimme. »Schau mal, es ist nichts daran auszusetzen, wenn ein Mann seinen Stolz hat. Aber er sollte trotzdem nicht allzu stolz sein, verstehst du?«
    »Nein«, log Colin.
    Der Mann nahm seinen Geldbeutel heraus und drückte Colin ein paar Scheine in die Hand. »Das erzählst du ihm aber erst, wenn ihr wieder auf dem Freeway seid und er nicht mehr umkehren kann, okay?«
    Colin wurde fast von seinem schlechten Gewissen überwältigt; es musste sich wohl auf seinem Gesicht gespiegelt haben, denn die Frau drängte: »Nimm es ruhig!«
    »Aber … das haben wir nicht verdient …«, stammelte Colin.
    »Eine kleine Belohnung, nichts weiter.«
    »Wir haben es aber wirklich nicht verdient«, sagte Colin. Zumindest das ist die Wahrheit, sagte er sich.
    »Dann nimm es als Geschenk.«
    »Danke. Danke vielmals. Das hilft uns ganz gewaltig.«
    Der Mann klopfte ihm noch einmal auf die Schulter. »Du kümmerst dich um deine Mama und deinen Bruder, okay?«
    »Mach ich … Und danke nochmals.« Er streckte dem Mann die Hand hin. »Übrigens – ich heiße Bernard.«
    »Wirklich?«, rief der Mann erfreut. »So heiße ich auch!«
     

     
    »Wie viel haben wir abgesahnt?«, wollte Razor wissen, sobald sie wieder auf dem Freeway waren.
    Colin zählte die Scheine. »Fünf Zwanziger und ein Fünfziger. Hundertfünfzig Dollar.«
    Razor lachte. »Mann, das war absolut super!«
    »Es war absolut gemein.«
    »Colin. Du hast doch gesehen, wie sie gekleidet waren. Wie groß ihr Schlitten war. Diese Leute sind stinkreich. Für die sind hundertfünfzig Grüne nichts weiter als Peanuts. Und was haben sie nicht alles für ihr Geld bekommen! Sie sind jetzt überzeugt, dass sie zwei Jungen aus dem armen Volk geholfen haben. Eine gute Tat, ein gutes Gewissen – ich sag dir, davon zehren sie noch wochenlang! Das ist allemal hundertfünfzig Grüne wert!«
    So leicht war Colin nicht zu überzeugen. »Kann sein«, murmelte er ausweichend.
    »Du kannst dich darauf verlassen. Netter kleiner Knalleffekt, dass du ihm vorgeschwindelt hast, dass du genauso heißt wie er. Bernie! Du bist der geborene Gauner!«
    »Hör auf. Hat mir keinen Spaß gemacht.«
    Wieder lachte Razor. »Schau doch, wir haben jetzt genug Kohle, um bis Richmond zu kommen und deinen Freund zu finden. Worüber jammerst du denn dauernd?«
    »Es war einfach nicht richtig.«
    »Willst du mir wirklich weismachen, dass dir die Sache keinen Spaß gemacht hat? Colin, du hast gerade zwei nette ältere Leute um hundertfünfzig Dollar erleichtert, und das hast du besser hingekriegt, als ich es jemals geschafft hätte, obwohl ich doch deiner Meinung nach ein Gangster bin. Daran solltest du denken, wenn du dich das

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