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New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Remke
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speziellen Fall auf der Dachterrasse. The white elephant in the room nannten es die Amerikaner, wenn alle um den heißen Brei herumredeten. Jeder sah den Elefanten, schließlich stand er mitten im Zimmer. Weiß war er noch dazu, doch alle taten so, als würde er nicht existieren.
    Tom lenkte schließlich ein: »Also gut. Es tut mir leid.«
    »Das reicht mir nicht.«
    ‚Es tut mir leid‘ war nicht genug für Zoe. Es tut mir leid, dass ich deine Lieblingskaffeetasse runtergeschmissen und zerdonnert habe. Geschenkt. Es tut mir leid, dass ich eine Delle in dein Auto gefahren habe. Akzeptiert. Es tut mir leid, dass ich die letzte Portion Häagen-Dazs-Eiscreme deiner Lieblingssorte Chocolate Chip Cookie Dough aufgegessen habe. Wird verziehen. Aber nur, wenn du zur Tankstelle fährst und sofort eine neue holst. Es tut mir leid, dass ich dich belogen und auf lauwarm habe köcheln lassen – nee, da musste er sich schon etwas Besseres einfallen lassen.
    »Ich habe mich völlig inakzeptabel und verantwortungslos verhalten.«
    Schon besser.
    Bevor Tom weiterreden konnte, brachte der Ober neue Drinks. Einen Moment lang herrschte Schweigen, das Zoe überspielte, indem sie ihre Cocktailserviette zu immer kleiner werdenden Dreiecken faltete.
    Dann sagte Tom leise, aber bestimmt: »Ich hätte nie mit dir schlafen sollen, nachdem ich wusste, dass du für mich arbeiten würdest.«
    Er blickte auf, als würde er erwarten, eine geknallt zu kriegen. Und tatsächlich überlegte Zoe, aufzustehen und zu gehen.
    »Aber ich wollte einfach, und du wolltest auch, und der Champagner war nicht gerade förderlich, um klar zu denken. Ich dachte, irgendwie kriegen wir das dann schon hin. Es tut mir wirklich leid!«
    Zoe war sprachlos. Spielte er mit ihr oder meinte er es tatsächlich ernst? Hatten XY-Chromosomenträger überhaupt die intellektuelle Fähigkeit, ernsthaft solche Sätze zu formulieren? Oder hatte hier jemand lediglich ein Drehbuch auswendig gelernt? Sie schaute ihn nachdenklich an.
    Thomas Fiorino. Plötzlich kam er ihr gar nicht mehr so egoman vor. Plötzlich schien er ein Gewissen zu haben. Ein schlechtes noch dazu, was in diesem Fall ja richtig gut war. Außerdem hatte er ihr gerade mal eben so ein Interview mit Tom Ford organisiert. Ganz selbstlos, wie er vorgab, oder um aufzuschneiden? In diesem Zweifelsfall beschloss Zoe, sich für Tom – und selbstlos – zu entscheiden. Der Mann war einfach zu gut aussehend und einnehmend, ohne affektiert oder gelackt zu wirken. Er hatte etwas Echtes an sich. Er konnte mit irritierender Aufmerksamkeit zuhören und war charmant wie Cary Grant in den alten Schwarzweißfilmen. Eigentlich konnte es ein solches Exemplar Mann gar nicht geben.
    Im Stillen beschloss Zoe, künftig den Begriff McSchleimi einzumotten und wieder zu McNachbar überzugehen. Oder gar zu McDreamy. Und außerdem war es vielleicht doch nicht so naiv, sich verändern zu wollen. Fortan verwegener zu sein und spontaner. Du kannst das, Zoe Schuhmacher, feuerte sie sich selbst an. Du brauchst keinen Plan B und C. Du brauchst nicht einmal einen Plan A. Du lässt dein Leben zur Abwechslung einfach einmal laufen. Denn wenn sie ehrlich war, gefiel ihr dieser Tom ziemlich gut. Und wenn sie ganz ehrlich war, sogar so verdammt gut, dass sie in diesem Moment ernsthaft darüber nachdachte, die Badezimmerspiegelregeln eins bis drei einfach auszusetzen, zumindest friends with benefits anzustreben und abzuwarten, ob nicht vielleicht mehr daraus werden würde. Du planst schon wieder voraus, Zoe Schuhmacher, ermahnte sie sich. Nun lass es doch einfach laufen.
    Tom sah sie mit durchdringendem Blick an und beugte sich zu ihr herüber. Jetzt würde er sie küssen. Sie schloss erwartungsvoll die Augen. »Es wird nicht wieder vorkommen, Zoe. Das verspreche ich dir«, sagte er leise, aber bestimmt. »Lass uns Freunde sein.«

OKTOBER
     
    Retail therapy oder: Warum Shoppen tatsächlich glücklich macht
     
    Retail therapy wird laut Urban Dictionary als »Ventil für Frustrationen« und »Gegenmittel zu Stress« definiert. Stress – ob im Job oder in der Liebe oder im Job und der Liebe – lässt sich demnach prima verkaufen. Im Austausch gegen das hundertdreißigste Paar Schuhe zum Beispiel. Durch zielloses Einkaufen seine Laune zu heben, funktioniert tatsächlich, besagt zudem eine Studie der ehrwürdigen Carnegie Mellon University.
     
    ( New York für Anfängerinnen , S. 117)

 
    Zoe, Eros und Mimi bogen erwartungsvoll in die 17th Street ein, wo

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