New York für Anfaengerinnen
deutschen Modeplattform StyleChicks . Könnte ich bitte Mr. Ford sprechen.«
»Um was geht es?« Die Stimme klang so frostig-unterkühlt, dass Zoe automatisch ein schlechtes Gewissen bekam. Vermutlich hatte sie die Telefonistin bei einem Arbeitsvorgang unterbrochen, von dem das Überleben der gesamten Menschheit abhing.
»Wir haben uns über einen gemeinsamen Freund, Tom Fiorino, kennengelernt und wollten uns bei Gelegenheit zum Lunch treffen.«
»Ich hinterlasse eine Nachricht.«
Dann legte das Wesen einfach auf. Zoe hielt den Telefonhörer noch ein paar Sekunden in der Hand, weil sie das irrationale Gefühl hatte, dass da noch etwas kommen müsste. Tat es aber nicht. Was war das denn jetzt? Verwundert schüttelte sie den Kopf. So eine Assistentin würde es bei Schönhoff Publishing keine drei Tage machen.
Tom Ford rief den restlichen Morgen nicht mehr zurück und am Nachmittag ebenfalls nicht. Zoe probierte es am nächsten Tag also erneut. Wahrscheinlich war die Nachricht dieser Aushilfsassistentin verloren gegangen. Oder die Aushilfsassistentin war samt der Nachricht mittlerweile rausgeflogen.
»Büro Tom Ford«, meldete sich dieselbe Stimme am anderen Ende der Leitung wieder.
»Hier ist Zoe Schuhmacher von StyleChicks. Könnte ich bitte Mr. Ford sprechen«, bemühte sie sich mit herablassender Direktheit zu sagen, was ihr hoffentlich so etwas wie Autorität verlieh.
»Um was geht es?«, bellte die andere Seite.
»Ich habe bereits eine Nachricht hinterlassen. Tom und ich haben uns über Tom Fiorino kennengelernt und wollten uns einmal zum Mittagessen treffen.«
»Ich hinterlasse eine Nachricht.« Und dann legte sie einfach wieder auf.
Das gibt’s doch nicht?! Spinnt die?!
Dann schreibe ich eben eine E-Mail, dachte sich Zoe. So leicht ist Zoe Schuhmacher nicht kleinzukriegen.
Lieber Tom,
es hat mich sehr gefreut, dich über unseren gemeinsamen Freund Tom Fiorino kennengelernt zu haben. Ich würde mich noch mehr darüber freuen, wenn wir unsere spannende Konversation bei einem Lunch fortsetzen könnten.
Mit besten Grüßen,
Zoe Schuhmacher
*
»Und er hat immer noch nicht geantwortet«, echauffierte Zoe sich Mimi gegenüber, als sie sich an diesem Abend zur Girls Night Out bei Dashing Diva die Fußnägel lackieren ließen. In Marine metallic. Mimi und Zoe versanken nebeneinander in den Miss-Piggy-farbenen Plüschhochsitzen, hatten jeweils einen Cosmo in der Hand, die Füße ins warme Wasserbecken getaucht und diskutierten über die mangelnde Etikette von Tom Fords Assistentin.
»Wie kann man nur so unhöflich sein?«, ärgerte sich Zoe.
»Was ist denn daran unhöflich?«, fragte Mimi verwundert.
»Entschuldige mal, Mimi. ER kam doch auf die Idee, dass wir uns UNBEDINGT zum Lunch treffen müssen, also könnte ER doch auch höflicherweise meine mittlerweile drei Anrufe und zwei E-Mails beantworten, oder?«
»Aber das hat er doch nicht so gemeint.«
»Was hat er nicht so gemeint?«
»Das mit dem Lunch.«
»Wie kann man es bitte nicht so meinen, wenn man sagt: ‚ We HAVE to meet for lunch. I’d LOVE to continue our amazing conversation, my dear Zoe .‘«
»Aber Schätzchen, das heißt übersetzt so viel wie: ‚Ich bin jetzt gerade mal höflich zu dieser Tussi, die mir da gegenübersteht, damit ich endlich unsere Unterhaltung beenden kann.‘«
»Wie bitte? Das ist doch genau das Gegenteil von dem, was er zu mir gesagt hat.«
»Genau. Aber so ist das nun mal mit uns Amerikanern.«
Und daraufhin betrieb Zoe mit Mimis Hilfe ein bisschen amerikanisch-deutsche Sprachwissenschaft. Um endlich – und für immer – alle transatlantischen Missverständnisse auszuräumen.
Was der Ami sagt / Was der Deutsche hört / Was der Ami meint
We’ll do our best / Super, das klappt! / Daraus wird nichts
I hear what you say / Wir sind einer Meinung / Ich sehe das völlig anders
Very interesting / Sehr interessant / Das ist sterbenslangweilig
I’m sure it’s my fault / Wieso glaubt er jetzt, dass er schuld ist? / Das ist nun wirklich deine Schuld
You must come for dinner / Toll, ich bin gerade zu ihm nach Hause zum Abendessen eingeladen worden / Ich bin nur höflich und habe nicht die geringste Absicht, dich abends zu bekochen
*
Zoe und Eros wurden immer wieder einmal gefragt, ob es in einer Frauenredaktion tatsächlich so zugehe wie in Der Teufel trägt Prada . Bis vor kurzem hatten sie dann immer gelacht und abgewunken. Nee, alles ganz easy. Doch seit Lord Voldemort bei
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