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New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Remke
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Internetauftritts von Sehnsucht hatte gewinnen können.
    »Großartig, einfach großartig!«, rief sie und tanzte einmal quer durch das, was früher mal Allegras Wohnzimmer gewesen war. »Das müssen wir feiern. Und zwar mit einem feinen Essen bei einem feinen Italiener. Lass uns zu Da Claudio um die Ecke gehen!«
    Sie machten eine letzte Sicherheitskopie und zogen los. Unten auf der Hegestraße hakte Zoe sich bei Ben ein und stellte fest: »Wir haben es geschafft! Mit der getesteten Beta-Version kann ich tatsächlich im April auf die ‚Bright Young Things’-Konferenz fahren und Sehnsucht dort der digitalen Szene vorstellen. Ich bin so stolz auf uns!«
    »Ich auch, meine Süße.« Ben zog sie zu sich heran und küsste sie ins Haar.
    Zoe zuckte erst kurz zusammen, ließ sich dann aber von Bens kleiner emotionaler Grenzüberschreitung nicht die Laune verderben. Er hatte sie sicher nur aus Gewohnheit geküsst und nicht etwa aus Hoffnung oder gar aus Verlangen. Sie warf übermütig den Kopf in den Nacken und rief: »Kannst du dich noch an ‚Ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm‹ erinnern?« Und schon hüpften die beiden los.
    Ein silbergrauer Audi mit leicht getönten Scheiben fuhr langsam an ihnen vorbei. Zoe lächelte dem Fahrer ein wenig entschuldigend zu. Was der wohl über die beiden Verrückten denken mochte? Dann hielt sie für einen Moment wie erstarrt inne. War das Thomas Fiorino am Steuer? Der Audi gab Gas und verschwand um die Ecke.
    »Was ist?«, fragte Ben, weil Zoe ihn kurz aus dem Takt gebracht hatte.
    Sie fasste sich wieder. Es konnte unmöglich Tom gewesen sein. Schließlich hatte sie Aaron Papst deutlich gesagt, was er ihm ausrichten sollte. Und überhaupt. Wenn es Tom gewesen wäre, würde er dann nicht offiziell an ihrer Tür klingeln, um mit ihr reden zu wollen, anstatt sie zu stalken?
    Zoe versuchte wieder in den Rhythmus zu kommen. »Ach nichts. Ich wäre nur fast gestolpert.«
     
    Claudio höchstpersönlich begrüßte seine Gäste an diesem Abend schon an der Eingangstür und führte Zoe und Ben an einen etwas abseits gelegenen Ecktisch, der mehr vom Licht der Tischkerze als von der regulären Restaurantbeleuchtung erhellt war. Letztere dimmte Claudio dann noch demonstrativ. Er drückte ihnen mit einem wissenden Lächeln die Speise- und Weinkarte in die Hände, als schien er fest damit zu rechnen, dass sie nach einer Vorspeise mit irgendwelchen aphrodisierenden Schalentieren von Lust übermannt in seinem Lagerraum verschwinden würden. Was hatte es auf sich mit italienischen Gastwirten und ihren Kuppeleien?, fragte sich Zoe belustigt. Fast war sie versucht, Claudio über ihre rein platonische Beziehung zu Ben aufzuklären, ließ es dann aber sein. Der olle Italiener musste ja nicht alles wissen.
    »Was essen wir heute denn Schönes?«, fragte Zoe und öffnete die Speisekarte.
    »Ich weiß noch nicht«, antwortete Ben zögerlich und starrte so intensiv auf die Karte, als wollte er sie wie eine geheime Botschaft, die nach dem Lesen umgehend verbrannt werden musste, auswendig lernen.
    »Kannst dich wohl etwa nicht entscheiden, BENNI?«, stichelte Zoe übermütig.
    »Natürlich kann ich das«, antwortete Ben leicht angesäuert. »Was isst du denn?«
    »Erst das Rindfleisch-Carpaccio und als Hauptspeise die Spaghetti Vongole.«
    »Das nehme ich auch«, rief Ben sichtlich erleichtert, klappte geräuschvoll die Speisekarte zu und schob sie auf dem Tisch so weit weg von sich wie irgend möglich. Als ob er Angst hätte, ansonsten seine Meinung noch sieben bis zehn Mal zu ändern.
    »Übrigens, ich hätte da noch eine Idee, wie wir die Chatfunktion besser integrieren könnten …«
    Zoe musterte ihn, während er sprach. Er war immer noch sehnig und dünn und fast ein bisschen weiblich schön. Was sein leicht verwegener Zweitagebart aber wieder ausglich. Die Grübelfalte auf der Stirn verlieh ihm zudem etwas Intellektuelles. Er trug das richtige Holzfällerhemd zu den richtigen Jeans, dazu die richtige Baseballkappe, aber auf diese ironische Art und Weise, wie es nur echte Hipster taten. Eigentlich sieht er verdammt gut aus, dachte Zoe. Er hatte sich äußerlich kein bisschen verändert. Sie bestellte zur Feier des Tages eine Flasche Brunello di Montalcino und entspannte sich. Vielleicht sollte sie sich heute Abend einfach einmal wieder die Kante geben? Schließlich gab es Anlass zum Feiern: den Launch der Beta-Version von Sehnsucht .
     
    Zwei identische Vor- und Hauptspeisen sowie eine zweite Flasche

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