Nextopia
verkauft. Ein paar Karten wurden auf eBay sogar für schier unglaubliche 1000 Dollar verkauft. Kurz darauf stürzten die Apple-Server ab, weil der Trailer auf iTunes zu sehen war.
Das könnte auch erklären, warum die Macher von Prometheus Anfang 2012 einen 20-sekündigen Trailer veröffentlichten – und zwar für den noch folgenden Film-Trailer.
Genau wie Minisodes pressen Trailer den Saft aus einem Kinofilm und laden die Zuschauer ein, sich die spektakulärsten, spannendsten, witzigsten, geheimnisvollsten und schönsten Elemente des Produkts anzusehen. Es gibt jedoch einen bedeutenden Unterschied:
Filmtrailer haben zwar einen Anfang, aber kein Ende
AMERIKANISCHE FORSCHER FÜHRTEN EIN EXPERIMENT MIT MENSCHEN DURCH, die gerade einen Film gesehen hatten, der auf einer wahren Geschichte beruhte. Den Kinogängern wurde ein Blatt Papier mit zwei Absätzen ausgehändigt. Jeder der beiden Absätze war ein Epilog, der beschrieb, was nach Ende des Films mit der Hauptfigur passierte. Einer der Epiloge entsprach der Wahrheit, der andere nicht. Wie bei den weiter oben vorgestellten Experimenten wurde der einen Hälfte der Probanden gesagt, welcher der Epiloge wahr sei, während die andere Hälfte darüber im Ungewissen blieb. Und wie bei den bereits erwähnten Experimenten blieben die Mitglieder der zweiten Gruppe länger glücklich als die der ersten.
Mit einem feststehenden Ende der Geschichte war auch der Konsum des Films beendet. Die Personen, denen gesagt wurde, was nach dem Ende des Films tatsächlich passierte, brachten deshalb weniger Zeit damit zu, über das Ergebnis sowie die möglichen weiteren Wendungen und Verwicklungen der Geschichte nachzudenken.
Wenn sie kein feststehendes Ende kannten, genossen die Zuschauer den Film mehr und für einen längeren Zeitraum, denn sie dachten mehr über mögliche Ausgänge und deren Bedeutung für den Film nach und stellten Vermutungen darüber an, wie der Schluss und die gesamte Geschichte aussehen könnte und sollte. Goldene Erwartungen geben uns einfach wundervolle Abschlüsse.
Bei einem Filmtrailer können wir den Kuchen gleichzeitig besitzen und aufessen. Er schenkt uns Goldnuggets, die saftigen Teile des Films, aber er setzt unserem Konsum kein Ende, er hilft uns, Erwartungen aufzubauen, und lädt uns ein, diese Erwartungen minutenlang, stundenlang, tagelang oder sogar jahrelang auszukosten – eine Konsumdauer, die der tatsächliche Film nicht bietet.
Also konsumieren und genießen wir Trailer. Aber nicht notwendigerweise die dazugehörigen Filme. Wir sehen uns die Filme nicht an, weil wir keine Notwendigkeit dazu verspüren. Was ein Beweis für die Macht der goldenen Erwartungen ist, welche die Filmtrailer in uns geweckt haben. Es ist jedoch auch ein Beweis für die goldenen Erwartungen, die konkurrierende Filmtrailer erzeugen. Denn wenn der Film erst mal angelaufen ist, gibt es neue Trailer für neue Filme, die unser Interesse wecken. Und wenn der Film erst im Kino läuft, schwindet sein Wert aufgrund des Preisnachlasses von heute im Angesicht von morgen.
Trailerismus könnte, zumindest in Teilen, auch den Wandel der gesamten Film- und Musikindustrie erklären, in der weniger Filme und Platten, aber mehr Nebenprodukte verkauft werden, die sogar wichtiger geworden sind als die Filme und die Musik, auf die sie zurückgehen. Mit zunehmender Geschwindigkeit bewegen sich die Produktions- und Werbekosten weg von den Filmen und hin zu Computer- und Videospielen. Obwohl die Spiele einmal als Nebenprodukte von Filmen begonnen haben, werden sie nun zu den profitabelsten und verkaufsstärksten Produkten. Häufig entstehen sogar Filme als Nebenprodukte zu den Spielen (wer weiß, wie die Karriere von Angelina Jolie verlaufen wäre, wenn sie nicht frühzeitig die Videospiel-Sexikone Lara Croft auf die Leinwand gebracht hätte?).
So veröffentlichen heutzutage immer mehr Musiker ihre Songs in Videospielen und Computerprogrammen und erzielen damit riesige Hits, ganz egal ob sie später als Nebenprodukt tatsächlich noch ein Album veröffentlichen oder nicht.
Da der Trailerismus zum Bestandteil des Alltagskonsums der meisten Menschen wird, ist es ganz normal, dass Spiele attraktiver werden als Filme und Alben: Filme oder Songs haben ein Ende, Spiele nicht. Das Spiel ermöglicht Ihnen, ständig neue Erwartungen über das Bevorstehende aufzubauen, diese goldenen Erwartungen lange Zeit auszukosten und schließlich immer wieder Ihr eigenes Happy-End zu gestalten.
Die
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