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Nexus

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Titel: Nexus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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setzten uns zum Essen. «Iß erst mal», sagte ich, «dann fällt es dir schon ein.»
    «Ja, ja», rief sie. «Eines weiß ich noch ... er sagte, sie erinnerten ihn ein wenig an den frühen Melville ... und auch an Dreiser.»
    Ich schluckte.
    «Ja, und an Lafcadio Hearn.»
    «Was? Auch den hat Pap gelesen?»
    «Ich habe dir schon gesagt, daß er sehr belesen ist.»
    «Und meinst du nicht, daß er das nur geflunkert hat?»
    «Durchaus nicht. Er war todernst. Er ist wirklich ganz begeistert, sage ich dir.»
    Ich goß den Wein ein. «Hat Pap den gekauft?»
    «Nein, ich.»
    «Woher wußtest du, daß das Napoleons Lieblingswein war?»
    «Das hat mir der Verkäufer gesagt.»
    Ich tat einen guten Schluck.
    «Nun?»
    «Nie was Besseres gekostet. Und Napoleon hat den jeden Tag getrunken? Der Glückspilz.»
    «Val, du mußt mir ein wenig unter die Arme greifen, wenn ich gewisse Fragen beantworten soll, die Pap mir stellt.»
    «Ich dachte, du könntest auf alles Auskunft geben.»
    «Heute sprach er von Grammatik und Rhetorik. Davon habe ich aber keine Ahnung.»
    «Ich auch nicht, um ehrlich zu sein. Aber du hast doch die höhere Schule besucht. Wer in Wellesley sein Examen gemacht hat, sollte schon etwas wissen ...»
    «Ich habe kein College besucht. Das habe ich nie behauptet...»
    «Doch, doch.»
    «Vielleicht in unserer ersten Zeit. Ich wollte Eindruck auf dich machen, du solltest mich nicht für unwissend halten.»
    «Mir hätte es verdammt nichts ausgemacht, wenn du nicht mal durch die Grundschule gekommen wärst. Ich pfeife auf Gelehrsamkeit. Dieses Getue um Grammatik und Rhetorik ist nichts als dummes Zeug. Je weniger man von solchen Dingen weiß, desto besser. Besonders eine Schriftstellerin ...»
    «Aber wenn er Fehler findet? Was dann?»
    «Dann sagst du - ‹VielIeicht haben Sie recht. Ich muß mir das noch mal überlegene Oder noch besser: ‹Wie würden Sie das ausdrücken?› Dann ist er in der Defensive. Verstehst du?»
    «Manchmal wünsche ich, du wärest an meiner Stelle.»
    «Ich auch. Dann wüßte ich, ob der Scheißkerl es ehrlich meint oder nicht.»
    Sie überhörte die Bemerkung. «Heute», sagte sie, «sprach er über Europa. Es war, als läse er meine Gedanken. Er führte amerikanische Schriftsteller als Beispiel an, die drüben gelebt und studiert hatten. Er hielt es für richtig, in einer solchen Atmosphäre zu leben, sie sei Nahrung für die Seele.»
    «Was sagte er sonst noch?»
    Sie zögerte eine Weile, bevor sie damit herausrückte.
    «Er sagte, wenn ich das Buch vollendete, würde er mir das Geld für einen ein- oder zweijährigen Aufenthalt in Europa geben.»
    «Wunderbar. Aber was geschieht mit deiner kranken Mutter? Mit mir , in anderen Worten?»
    Auch daran hatte sie gedacht. «Ich werde sie wahrscheinlich umbringen müssen.» Sie beruhigte mich aber gleich und meinte, was er ihr auch geben mochte, es würde wohl für uns zwei reichen. Pap sei ein freigebiger Mann.
    «Du siehst, ich habe Pap richtig beurteilt. Ich möchte dich nicht treiben, Val, aber...»
    «Ich soll mich beeilen und das Buch fertig machen, meinst du?»
    «Ja. Wie lange würde das nach deiner Schätzung noch dauern?»
    Ich sagte, ich hätte nicht die leiseste Ahnung.
    «Ein Vierteljahr?»
    «Weiß ich nicht.»
    «Hast du schon alles im Kopf?»
    «Nein, durchaus nicht.»
    «Macht dir das keine Sorgen?»
    «Natürlich. Aber was kann ich tun? Ich plage mich so gut ich kann.»
    «Du wirst doch unterwegs nicht aussteigen?»
    «Wenn ich das täte, könnte ich wieder einsteigen. Ich hoffe das jedenfalls.»
    «Du möchtest doch gern nach Europa, nicht wahr?»
    Ich beäugte sie erst ziemlich lange, bevor ich antwortete.
    «Möchte ich? Weib, ich möchte überallhin.. . nach Asien, Afrika, Australien, Peru, Mexiko, Siam, Arabien, Java, Borneo . .. auch nach Tibet und nach China. Wenn wir einmal gehen, so möchte ich für immer fortbleiben. Ich will vergessen, daß ich hier geboren bin. Ich will mich in Bewegung halten, wandern, die Welt durchstreifen. Ich möchte bis ans Ende jeder Straße gehen ...»
    «Und wann willst du schreiben?»
    «Unterwegs.»
    «Val, du bist ein Träumer.»
    «Sicher bin ich das, aber ein aktiver. Das ist ein Unterschied.»
    Dann setzte ich hinzu: «Wir sind alle Träumer, nur wachen einige von uns rechtzeitig auf, um ein paar Worte zu Papier zu bringen. Sicherlich möchte ich schreiben. Nur glaube ich nicht, daß das die Hauptsache und das Ende von allem ist. Wie soll ich es ausdrücken?
    Schreiben ist so,

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