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Nibelungen 04 - Das Nachtvolk

Titel: Nibelungen 04 - Das Nachtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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fliehen? Aber wer könnte ihn verraten habe? E t wa der junge Knappe aus seinem Zelt? Ob der Kerl am Ende beobachtet hatte, wie er verkleidet aus dem Zelt herausg e kommen war? Golo leckte sich nervös die Lippen. Er mußte seine Pläne ändern! Vielleicht sollte er sich unter die Zuschauer des Turniers mischen und erst bei Nacht wiederkommen, um seine Pferde zu holen. Doch dann müßte er an den Wachen des Lagers vorbei, und das waren allesamt Männer des Bischofs, die ihn zumindest vom Sehen her kannten. Ärgerlich schüttelte er den Kopf. Ohne die Pferde hatte es keinen Sinn zu fliehen! Sie waren seine Zukunft!
    Eine schwere Hand legte sich auf seine Schulter. »Herr von Zeilichtheim, habe ich Euch endlich gefunden!«
    Erschrocken drehte Golo sich um. Er hatte sich immer noch nicht richtig an seinen falschen Namen gewöhnt, und manc h mal passierte es ihm, daß er gar nicht reagierte, wenn er mit dem Adelstitel angesprochen wurde. Es war einer der Diener des Bischofs, der ihn aufgespürt hatte.
    »Ich war bereits in Eurem Zelt. Es freut mich, Euch nach dem schweren Sturz so wohlauf zu sehen.«
    Golo war sich nicht sicher, ob sein Gegenüber die letzte B e merkung ironisch gemeint hatte. Zumindest verzog der Kerl keine Miene dabei. Jetzt waren auch noch die beiden Wachen beim Pferdeknecht auf ihn aufmerksam geworden und kamen herüber. Ob Jehan geahnt hatte, daß er fliehen wollte? Wie sonst hatten ihn diese Kerle so schnell gefunden? Und was mochte der Bischof von ihm wollen?
    »Was für eine eigenartige Gewandung tragt Ihr nur? Ihr we r det Euch neu kleiden müssen, bevor Ihr vor den Herzog der Sumpflande tretet, Herr Golo.«
    »Zu welchem Anlaß wünscht der Herr de Thenac mich denn zu sehen?« fragte der Knecht möglichst unverfänglich. »Nur wenn ich das weiß, vermag ich mich wirklich angemessen zu gewanden.«
    »Der Herzog der Sumpflande pflegt mich nicht über seine Absichten aufzuklären«, entgegnete der Diener steif. »So wie es mir scheint, wird dies in Anbetracht der Ereignisse dieses Tages wohl ein Gespräch unter vier Augen werden.«
    Golo schluckte. Also doch … Jehan hatte ihn beobachten la s sen und wußte um seine Fluchtpläne. Der Knecht atmete tief durch. Nun galt es, die Haltung zu wahren und alles entschi e den zu leugnen. Der Bischof war kein Mann, der Spaß verstand, wenn jemand versuchte, seine Pläne zu durchkreuzen.
    »Ich wollte mich nur davon überzeugen, daß mein Schlach t roß im Turnier nicht verwundet worden ist«, murmelte Golo gepreßt.
    »Natürlich«, entgegnete der Diener des Bischofs gelassen.
    Klang ein Hauch von Ironie in seiner Stimme, oder bildete er sich das ein? Der Knecht spürte, wie ihm kalter Schweiß den Rücken hinablief. Solche Intrigenspiele waren nichts für ihn. Er liebte es, wenn die Dinge klar und unmißverständlich waren. »Können wir nun zu Eurem Zelt gehen, Herr? Der Herzog der Sumpflande besteht sehr dringlich darauf, Euch zu sehen.«
    »Selbstverständlich!«
    Die drei Männer geleiteten ihn bis zum Zelt, und während die beiden Waffenknechte draußen Posten bezogen, folgte der Di e ner Golo sogar bis ins Innere und ließ ihn auch, während er sich neu ankleidete, nicht aus den Augen.
    »Wo soll ich den Herrn Herzog denn treffen?«
    »In der kleinen Kapelle unten am Fluß. Er hat sich dort zum stillen Zwiegespräch mit dem Herrn eingefunden. Dort ist es ruhig. Niemand wird uns stören.«
    Der Knecht schluckte. Genau das hatte er befürchtet. Er kan n te den Ort, und für seinen Geschmack war es dort entschieden zu ruhig. Ein kleiner, sehr dichter Wald schirmte die Kapelle gegen den Turnierplatz ab. Sie stand auf einer Lichtung, die zwar nahe am Wasser lag, doch vom Fluß aus nicht einzusehen war. Ein Ort, wie geschaffen dazu, um ihn ermorden zu lassen. Golo griff nach seinem Schwert und gürtete es um seine Hü f ten. Er wußte zwar, daß er gegen Jehan und vermutlich auch gegen die beiden Waffenknechte nicht im Schwertkampf best e hen konnte, aber so blieb ihm zumindest die Illusion, sich ve r teidigen zu können. Er war sich sicher, daß der Bischof und se i ne Spießgesellen ihn dort auf der Lichtung ermorden würden. Seine Leiche würden sie in den Fluß werfen oder im Wald unter einem Haufen alten Laubes verbergen. Er hatte seine Schuldi g keit getan. Jehan brauchte ihn nun nicht mehr weiter. Ja, nach diesem Fluchtversuch bestand für den Bischof keinerlei Anlaß mehr, ihm zu vertrauen.
    »Seid Ihr bereit, Herr?« Der Diener sah ihn fragend

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