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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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morgen würde er den Eber losschicken, damit er die Lager Ricchars auskundschaftete. Und Belliesa … Sie war unbezahlbar, um die Moral der Truppen hochzuhalten. Sie hatte ein Lied darüber gemacht, wie er g e meinsam mit dem Eber losgezogen war, um die Flüchtlinge im Schnee zu suchen. Es war sehr heroisch und gefiel den einf a chen Leuten. Doch wie üblich hatte es mit dem, was wirklich geschehen war, nicht viel gemein.
    Es wurde immer unmöglicher, der Mann zu sein, den sie in ihren Versen beschrieb. Der Auserwählte! Davon, daß er im Fieberwahn davongelaufen war, war natürlich nicht die Rede. Mehr als hundert Flüchtlinge hatten sie aus dem Schnee retten können, und der Eber spielte sich jetzt als der Beschützer von Witwen und Waisen auf. Volker schnaubte verächtlich.
    Wenn er in der Stadt war, würde er zuallererst ein heißes Bad nehmen. Vielleicht fand sich auch eine Magd, mit der er sich für einen Abend vergnügen konnte. Er hatte schon lange bei keiner Frau mehr gelegen. Es war nicht mehr so leicht … Alle betrac h teten ihn mit heiliger Ehrfurcht. Und mit Heiligen ging man nicht ins Bett. Wäre diese Sache nur endlich überstanden!

    »Er marschiert nach Dune!« Der Eber stützte sich schwer auf den Kartentisch und zog mit dem Zeigefinger den Weg nach, den Ricchars Armee genommen hatte. Seine Pelzweste war vo l ler getrockneter Blutflecken. Auf seiner Stirn prangte eine fr i sche Schnittwunde. Eine Woche lang war der Räuber mit seinen Männern verschwunden gewesen, und als er in dieser Nacht zurückgekehrt war, war seine Schar zu einem kleinen Häuflein zusammengeschmolzen.
    Volker hatte zunächst nur Golo und zwei der Ritter wecken lassen, denen er besonders vertraute. Er wollte nicht, daß die Neuigkeiten zu schnell die Runde machten. Es war unfaßbar! Ricchar hatte es tatsächlich gewagt, sich auf einen Winterfel d zug einzulassen!
    »Wie hat er es geschafft, daß wir keine Nachrichten von se i nem Vormarsch erhalten haben?« fragte Rother, einer von Vo l kers Rittern. Er war ein junger dunkelhaariger Krieger, dem man deutlich ansah, daß Römerblut in seinen Adern floß. Für Volkers Geschmack war er etwas zu arrogant, aber er verstand sich hervorragend darauf, Dinge zu organisieren und Schw ä chen in Plänen aufzudecken.
    Der Eber schnaubte wie ein Tier. »Wie er das schaffte? Der Bastard hat die Wölfe geholt! Sachsenkrieger! Es müssen mi n destens dreihundert sein. Sie schirmen seine Armee ab. Die Sachsen sind überall in den Bergen und Wäldern. Deshalb ist keiner unserer Späher zurückgekehrt. Und deshalb liegen jetzt über die Hälfte meiner Männer dort draußen im Schnee. Diese Hunde bringen jeden um, der ihnen verdächtig erscheint. Jede Köhlerhütte und jedes einsame Bauernhaus haben sie geplü n dert und niedergebrannt. Wo sie langgekommen sind, sieht es aus wie in einem Schlachthaus.«
    Rother runzelte die Stirn und warf dem Eber einen vieldeut i gen Blick zu. Volker ahnte, woran der Ritter dachte. Für einen ehrbaren Krieger gab es kaum einen Unterschied zwischen den Taten des Ebers und den Plünderungen der Sachsen.
    »Und was ist mit Ricchars Armee?« fragte Golo.
    »Ich hab ’ sie gesehen. Hier unter dem Burgfelsen von Dune lagert sie.« Der Gesetzlose deutete auf die Karte. »Es sind mehr als tausend Fußsoldaten. Dazu kommen fast fünfhundert Re i ter, und allein der Teufel weiß, wie viele Sachsensöldner er g e dungen hat.«
    »Woher weißt du, daß es so viele sind?« fragte Rother ske p tisch. »Hast du sie etwa gezählt?«
    »Die Schilde der Einheiten. Du weißt ja wohl, daß er seine Männer wie Römer ausstattet. So war es leicht zu erkennen, welche Truppen er aufgeboten hat. Und die Pferde habe ich selbst gesehen.«
    »Macht er Anstalten, weiter auf uns zu zumarschieren?«
    Der Gesetzlose schüttelte den Kopf. »Nein. Wir haben ein paar seiner Männer erwischt und alles aus ihnen herausgeholt, was sie wußten. Ricchar wird dort noch eine Weile bleiben. Sein Lager sieht auch so aus, als habe er sich darauf eingerichtet, dort Quartier zu machen. Angeblich wartet er noch auf weitere Truppen, die von der Mosel her zu ihm stoßen sollen.«
    Volker fluchte. »Das dürfen wir auf keinen Fall zulassen. Er ist jetzt schon fast doppelt so stark wie wir.«
    Der Eber zog die Nase hoch und spuckte auf den Boden. »Es sieht ganz so aus, als hätte er Angst vor dir, Auserwählter.«
    »Unsinn. Er erwartet, daß wir uns hier in Icorigium verscha n zen. Wenn man eine befestigte

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