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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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allein durch die verschneiten Straßen ging. Er lauschte auf das Knirschen des Schnees unter seinen Sohlen und den Wind, der heulend um die Dachgiebel pfiff. Wäre er nur wirklich so sicher, wie er g e genüber den anderen aufgetreten war. Natürlich wußte er, wie riskant es war, das befestigte Lager in der Stadt zu schwächen. Aber sie konnten auch nicht einfach hierbleiben, bis der Fra n kenfürst sich stark genug fühlte, Icorigium zu belagern.
    Der Spielmann erklomm eine der schmalen steinernen Tre p pen, die zur Stadtmauer hinaufführten. Die Befestigungsanl a gen von Icorigium waren in einem guten Zustand. Es würde Ricchar nicht leichtfallen, die Stadt zu erobern. Doch sie würde untergehen … Im Grunde bräuchte der Frankenfürst nicht ei n mal anzugreifen. Er konnte einfach sein Heerlager vor den Mauern aufschlagen und darauf warten, daß der Hunger sie zwang, ihm die Tore zu öffnen. Sie würden von niemandem Unterstützung bekommen.
    Volker erreichte den großen Turm am südlichen Ende der Mauer. Den Schuldturm. Hier waren jene Bewohner der Stadt eingekerkert, deren Sippen mit den fränkischen Besatzern ve r wandt waren. Dem Spielmann war es zuwider gewesen, U n schuldige hinter Kerkermauern verschwinden zu lassen, doch im Kriegsrat hatte man ihn überstimmt. Das Risiko, daß einer dieser Frankenfreunde nachts heimlich Ricchars Truppen die Tore öffnete, war einfach zu groß. Der Spielmann hatte dafür gesorgt, daß die Zellen in dem aus weißen Steinen erbauten Turm so gemütlich wie möglich eingerichtet worden waren. Überall gab es Feuerbecken und Lampen, um Kälte und Fin s ternis aus dem abweisenden Gemäuer zu vertreiben.
    Energisch klopfte er gegen das Tor des Turms. Einige Auge n blicke verstrichen, bis schließlich geöffnet wurde. Der junge Mann, der auf Wache stand, war kaum dem Knabenalter en t wachsen. Überrascht salutierte er vor Volker. Der Spielmann erwiderte den Gruß und erklomm dann die schmale Treppe, die zur Plattform des Turms führte. Dies war die höchste Stelle der Verteidigungsanlagen. In der Finsternis waren die Häuser unter ihm kaum noch zu erkennen. Dunkle Wolken verhüllten den Mond und die Sterne. Fast konnte man hier oben das G e fühl haben, von der Welt losgelöst durch die Dunkelheit zu schweben. Könnte er nur wirklich alles hinter sich lassen! Doch sein König hatte ihm den Kampf gegen Ricchar befohlen. Gu n ther fürchtete den Frankenfürsten …
    Volker blickte nach Südosten. Dort irgendwo hinter den Be r gen, die sich in der Nacht verbargen, lag Ricchars Armee. Was für Gedanken der Frankenfürst wohl hegte. Ob er schlief? Vie l leicht saß er auch über seinen Kartentisch gebeugt und brütete über den Untergang der Rebellen. Oder aber er wanderte, g e nau wie Volker es tat, schlaflos durch sein Heerlager.
    Der Spielmann seufzte. Er hatte seinen Entschluß gefaßt.

17. KAPITEL

    olo war zu Tode erschöpft. Vier Tage hatte Vo l ker sie quer über die Berge abseits von Straßen und Dörfern bis hin zum Tote n maar geführt. Sechshundert Mann, fast die Hälfte ihrer A r mee, hatte er für den Überfall ausgewählt. Es waren nur solche d a bei, die kräftig genug erschienen, um die Strapazen, die vor ihnen lagen, durchzustehen. Trotzdem w a ren dreiundzwanzig gestorben. Erfroren auf den eisigen Ber g hängen oder einfach vor Erschöpfung zusammengebrochen. Fast fünfzig waren desertiert. Golo mochte es ihnen nicht ve r denken. Doch das eisige Wetter war auch ihr Schutz. Der Eber und seine Späher hatten kaum feindliche Kundschafter ausfi n dig machen können. O f fenbar hatten sich die sächsischen Wölfe in ihre Höhlen z u rückgezogen. Auch wenn ihm die Qualen der letzten Tage oft unerträglich erschienen waren, so erfüllte es Golo doch mit Stolz, daß sie bis hierher gekommen waren.
    Mehr als eine Stunde warteten sie nun schon an den Geröl l hängen der beiden kreisrunden dunklen Seen. Die Straße nach Dune verlief über den kaum mehr als hundert Schritt breiten Sattel, der die Maare voneinander trennte. Ein Drittel ihrer Streitmacht hatte an den steil zu den Seen abfallenden Hängen Posten bezogen. Die Männer trugen Mäntel aus hellem Leinen oder Schaffelle, so daß sie in der felsigen Schneelandschaft schon auf ein paar Schritt so gut wie unsichtbar waren.
    Der Rest ihrer Armee hielt sich in zwei kleinen Wäldchen an den beiden Enden der Straße verborgen. Die Ruinen des Dorfes, die östlich des Totenmaars aufragten, hätten auch ein gutes Versteck

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