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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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Nicholas hatte ihm erzählt, was er wissen wollte.
    Julius sah, daß Felix’ Freunde Nicholas keine Schuld an den Ereignissen gaben, vielmehr gar nicht genug über die Kämpfe im Süden hören konnten, und er konnte Nicholas’ Geschichte, die durch häufiges Erzählen stark abgespeckt war, immer noch ein wenig aufpolstern. Außerdem hatte er eine ganze Menge spannender Anekdoten über Sarno auf Lager.
    Er fand das alles durchaus anregend und schämte sich ein wenig dafür. Aber war es nicht besser, von den Toten zu erzählen, anstatt sie einfach zu vergessen?
    Er jedenfalls hielt es so. Und erzählte Lorenzo Strozzi davon, der kurz nach Tobias’ Ankunft vorbeikam, weil er sich nach seinem Bruder in Neapel erkundigen und sich versichern lassen wollte, daß König Ferrante auf dem Thron bleiben würde und die Firma Strozzi nichts zu befürchten habe. Julius, ebenfalls in Sorge um sein Bankguthaben, berichtete, was er wußte, ohne allerdings irgendwelche Zusicherungen zu geben. Darauf begann Lorenzo, sich über den Geiz der Strozzi in Brügge zu beschweren, und meinte, bei Charetty halte man im Zug der Geschäftserweiterung doch sicher nach aufgeweckten jungen Leuten Ausschau. Als niemand diesen Faden aufnahm, lenkte er das Gespräch auf Felix. Nicholas erzählte ihm von der Schlacht. Endlich verabschiedete sich Lorenzo. An der Tür drehte er sich noch einmal nach Nicholas um. »Ich schulde Euch noch etwas dafür, daß Ihr den Vogel wiederbeschafft habt.«
    Einen Moment lang schien Nicholas nicht zu verstehen. Dann sagte er: »Den Vogel Strauß? Wo ist er denn?«
    Lorenzos stets griesgrämiges Gesicht hellte sich auf. »Tommaso hat ihn. In der Bretagne haben sie ihn mit Schalentieren gefüttert. Er kam ganz heruntergekommen hier an, und Tommaso versucht jetzt, ihn so weit hochzupäppeln, daß er vor dem Winter über die Alpen gebracht werden kann. Ich habe das Geld für ihn bekommen.«
    »Gut.«
    »Ist das alles?« fragte Julius, als sich die Tür geschlossen hatte. »Loppe sagte, Felix hätte ihm irgendeine Geschichte aufgetischt …«
    »Ja, ich weiß. Aber laß zuerst Tobias ausreden.«
    Tobias nahm seine Rede wieder auf, war aber noch mittendrin, als sie alle aufstehen mußten, weil Giovanni Arnolfini erschien, der Seidenhändler aus Lucca, der der Demoiselle einen Ballen schwarzen Samt mitgebracht hatte, ein Geschenk des Allerdurchlauchtigsten Dauphin, der trauernden Mutter zum Trost über den Verlust ihres tapferen jungen Sohns.
    Wieder sprachen sie von Felix, und wieder berichtete Nicholas von der Schlacht. Als Arnolfini weg war, sah Nicholas Tobias an. »Warum sperrt Ihr diese verfluchte Tür nicht endlich ab!«
    »Weil gleich die Glocke zur Arbeit schlägt«, sagte Gregorio, »und wir gern möchten, daß die Schreiber alle herein können. Ich habe noch nichts zu essen gehabt. Wollen wir Meester Tobias mitnehmen und sehen, was sich tun läßt? Vorausgesetzt natürlich, die Demoiselle kann uns entbehren.«
    »Geht ihr drei«, meinte Nicholas. »Ich sage es ihr. Wir sehen uns später.« Damit ging er. Tobias und Gregorio, die sich noch kaum kannten, schauten einander wieder an.
    Das Gasthaus hatten sie praktisch für sich, weil sie so spät dran waren. Julius war hier seit langem Stammgast und ließ zu Tobias’ Ehren Speisen und Rheinwein in üppiger Menge auffahren. Aber Tobias trank gar nicht so viel, sondern wollte lieber einen genauen Bericht darüber, warum Jaak de Fleury nach Brügge gekommen und was ihm zugestoßen war.
    Hinterher saß er einen Augenblick schweigend da und kippte dann eine Menge Wein in einem Zug hinunter. »Und wie haben die Brügger das aufgenommen?« fragte er schließlich. »Lasten sie es Nicholas an?«
    »Anlasten?« rief Julius. »Er hat endlich bewiesen, daß er ein ganzer Mann ist. Ihr werdet das nicht wissen, aber er hat nie einem Menschen die Stirn geboten. Und jetzt, da er und die Demoiselle …«
    Gregorio warf hastig ein: »Sogar die Kaufleute haben die Heirat mittlerweile akzeptiert. Nicholas ist gut angesehen. Er kann geschäftlich tun und lassen, was er will.«
    Tobias achtete nicht auf die Worte. Er schaute immer noch Julius an, der spürte, wie er rot wurde. »Aha«, sagte Tobias. »Und was will er tun oder lassen? Hat er Euch das schon verraten?«
    »Na ja, bis jetzt leitet Nicholas das Unternehmen ja noch nicht«, sagte Julius. »Aber ich denke, sobald der Alaunvertrag angenommen ist, wird von uns erwartet, daß wir die Zukunft mitplanen. Viel kann ich dazu noch

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