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Niceville

Niceville

Titel: Niceville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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glaube, sie würde es nicht über sich bringen, ihren Daddy
zu erschießen, auch wenn er Nacktfotos von ihr gemacht hat.«
    »Immerhin hat sie’s über sich gebracht, Donny Falcone um
fünfzigtausend zu erpressen«, bemerkte Danziger nach kurzem Schweigen.
    »Das stimmt«, sagte Coker. »Die ganze Sache wird langsam ein
bisschen …«
    »Unübersichtlich?«, schlug Danziger vor.
    »Ich meine, Donny weiß Bescheid, und jetzt auch noch sie …«
    »Abgesehen von der Frage, wo Merle Zane eigentlich ist.«
    »Hast du schon was von ihm gehört?«
    »Keinen Ton«, sagte Coker. »Es läutet dreimal, und dann meldet sich
die Mailbox.«
    »Irgendein Lebenszeichen?«
    »Nein.«
    »Hast du versucht rauszukriegen, wo sein Telefon ist?«
    »Ich hatte bisher noch keine Zeit dazu. Und du?«
    »Dasselbe. Glaubst du, er liegt irgendwo im hohen Gras und lauert
auf seine Gelegenheit?«
    »Oder er liegt irgendwo im hohen Gras und ist mausetot und die
Krähen picken an ihm herum. Könnte auch sein.«
    »Da gab’s doch mal einen Film über ein paar Leute, die einen Haufen
Geld gefunden haben, und dann gab’s Streit, und sie mussten sich gegenseitig
umbringen. Mit diesem komischen Schauspieler, der mal mit Angelina Jolie
verheiratet war.«
    »Billy Bob Thornton. Ein einfacher Plan .«
    »Ja, genau. Zu Anfang wollen sie das Geld bloß verstecken, um es zu
behalten, aber dann müssen sie Leute umbringen, und schließlich knallen sie
sich gegenseitig ab.«
    »Der Erste ist Billy Bob. Und dabei ist er der netteste Typ in dem
Film. Worauf willst du eigentlich hinaus?«
    »Fiel mir bloß so ein.«
    Schweigen.
    Der Vater mit der Motorsense half seinem Sohn, die Sense zu halten.
Er war bis zum Eichstrich mit Bier abgefüllt, und der Junge schwenkte die
Sense, als wäre er Luke Skywalker. Es würde nicht gut enden.
    »Was ich damit sagen wollte, Coker: Wenn wir so weitermachen, sind
wir bald an dem Punkt, wo wir uns gegenseitig erschießen müssen.«
    »Aber wir haben ihn noch nicht erreicht.«
    »Okay. Gut zu wissen.«
    »Wie steht’s mit Deitz und der CD ?«
    Danziger grinste.
    »Ich hab ihn durch ganz Tin Town gehetzt, vom Piggly Wiggly zum Winn
Dixie und weiter zum Helpy Selfy und dann wieder zum Piggly Wiggly. Ich sage
dir, Coker: Es war ein Gesamtkunstwerk.«
    »Wo machen wir die Übergabe?«
    »Wir brauchen keine Übergabe.«
    »Wir müssen ihm das Ding doch übergeben, oder nicht?«
    »Er hat es schon.«
    »Er hat es schon?«
    »Er weiß es bloß noch nicht. Ich hatte meinen Türöffner dabei, und
während er im Piggly Wiggly war und meine Botschaft gelesen hat, hab ich die
Heckklappe von seinem Humvee geöffnet und das Ding beim Wagenheber unter dem
Reserverad verstaut. Solange er keine Reifenpanne hat – und ein Humvee hat nie
eine –, wird er es nie finden.«
    Coker starrte ihn an.
    »Und wenn Deitz uns das Geld nicht überweist?«
    »Dann kriegt das FBI einen Tipp von uns. Wir rufen sie
an und sagen, dass Byron Deitz in seinem Humvee eine streng geheime CD spazieren fährt. Auf jeden Fall sind wir nicht im Besitz einer Sache, die uns
ernsthaften Ärger mit der CIA einbringen könnte.«
    »Riskant«, sagte Coker.
    »Nein. Es war kühn «, sagte Danziger und ließ sich das Wort
auf der Zunge zergehen. »Noch etwas: Ich habe ein Bündel Scheine aus der First
Third in die Kabelführung hinter dem Schalter für die Benzinpumpe geklemmt.«
    »Herrje, Charlie. Wie viel?«
    »Einhunderttausend.«
    »Verdammt, das ist eine Menge Geld.«
    »Tja, dann wird dir das hier auch nicht gefallen: Ich hab ein
bisschen von dem Zeug dazu gepackt, das wir in den Schließfächern gefunden
haben.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Wie zum Beispiel die antike Rolex und diese
Smaragdmanschettenknöpfe in der Cartier-Schachtel und eine Perlenkette.«
    »Scheiße, Charlie. Auf diese Rolex hatte ich ein Auge geworfen.«
    »Man trägt keine Rolex mehr, Coker. Jetzt hat man Movados.«
    »Sagt wer?«
    »Sagt GQ .«
    »Scheiß auf GQ . Warum hast du das getan?«
    »Für die Authentizität«, sagte Danziger und ließ sich auch dieses
Wort auf der Zunge zergehen.
    »Authentizität?«
    »Überzeugende zusätzliche Beweise. Nur für den Fall, dass wir Deitz
das Ganze anhängen müssen.«
    »Ich weiß, was Authentizität bedeutet, Charlie. Wird die Sache so
heikel?«
    »Ja. Solche Sachen werden immer heikel, jedenfalls in dieser Stadt.«
    Danziger sah zum Himmel. Sein Blick fiel auf die Wipfel der alten
Bäume auf Tallulah’s Wall.
    »Hast du darüber mal nachgedacht,

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