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Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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oder wie?«
    »Nein!«, widersprach Jenny entrüstet.
    »Ihr beide seid doch immer zusammen ausgeflippt.«
    »So redet man nicht mit seiner Mutter«, mahnte Ray und reckte seinen Finger Richtung Nicks Gesicht.
    »Sie ist nicht meine Mutter, verdammt noch mal!«, brüllte Nick.
    »Jedenfalls noch nicht!«, flüsterte Grace Joe ins Ohr.
    »Ich glaube, wir sollten uns aalle ein wenig beruuhigen«, hob Mrs Batts an. Nick sprang auf. Dabei stieß er gegen den Tisch, Jennys Wasserglas kippte um und platschte ihr auf den Schoß. Jenny quiekte und sprang ebenfalls auf.
    »Jetzt sieh doch maal, was du aangerichtet haast! Sie will dir doch bloß helfen!«, rief Mrs Batts und eilte an Jennys Seite.
    »Sie ist eine verlogene Kuh!«, brüllte Nick und schoss völlig aufgelöst um den Tisch herum. Er wollte nach oben und weinen. Als er an Ray vorbeikam, richtete der sich mühsam auf.
    »Wag ja nicht, ohne Erlaubnis vom Tisch aufzustehen«, donnerte er. Er trat einen Schritt vor, um die Angelegenheit zu regeln, blieb dabei aber am Stuhlbein hängen, geriet ins Taumeln, kippte gegen Nick und klammerte sich mit beiden Armen an ihm fest, um nicht zu stürzen.
    »Ray!«, schrie Jenny.
    »Pfoten weg!«, brüllte Nick und stieß Ray mit aller Kraft von sich.
    »Nicht hauen! Nicht hauen!«, kreischte Mrs Batts aufgeregt wie ein Kind auf dem Spielplatz. Denn sie dachte, Nick wäre auf Ray losgegangen. Joe brach in Tränen aus und wollte sich nach oben durchkämpfen, wurde aber von seiner Schwester aufgehalten. Sie packte ihn an seinen Jeans und hielt ihn auf dem Stuhl fest. Sie vermutete, und damit sollte sie auch Recht behalten, dass es für ihre Zwecke besser war, wenn sein angsterfülltes, qualvolles Jaulen hier am Tisch erscholl.
    Ray stolperte rückwärts. Im Fallen streckte er den Arm aus und fegte seinen Teller, das Salz und die Soßenschüssel vom Tisch.
    Es war die Hölle. Joe wand sich aus Grace’ Armen und rannte in Tränen aufgelöst und schreiend die Treppe hinauf.
    »Typisch. Jedes Mal das Gleiche«, sagte Grace wie beiläufig zu Mrs Batts und stiefelte ihrem Bruder hinterher.
    Aber Mrs Batts hatte genug gesehen. Ihr unfehlbarer sozialer Instinkt sagte ihr, dass es Zeit war zu gehen. Sie stand auf und zog ihren Mantel von der Stuhllehne. Es waren Soßenflecken darauf, bemerkte sie verschnupft. Sie sah sich nach Nick um – auf überhaupt gar keinen Fall durfte sie den Jungen in diesem Irrenhaus lassen. Aber Nicholas Dane war schon verschwunden.

5
  Meadow Hill
     
    Am nächsten Tag gegen Mittag kam die Polizei zu ihm nach Hause. Als es an der Haustür klopfte, versteckte er sich in seinem Zimmer. Doch als die Polizisten sich daranmachten, die Tür einzutreten, ging er runter und öffnete.
    Sie brachten ihn direkt in das Erziehungsheim Meadow Hill.
    Das Erste, was Nick von Meadow Hill sah, war eine grandiose Treppe, die am Ende der Zufahrt zwischen Rhododendren und Platanen aufblitzte und zu zwei eindrucksvollen Steinsäulen rechts und links der Eingangstür führte. Alle Büsche längs der Straße standen in Blüte, so dass der Wagen, umhüllt von heller Maisonne, durch einen ganzen Wald lilafarbener Blüten fuhr, bis er auf einem Parkplatz hielt, dessen Asphaltbelag überall aufgesprungen war. Das Gebäude ähnelte eher einer Kirche als einem Heim. Die Eingangstür sah aus, als wäre sie für Riesen gebaut. Die beiden Polizisten, die Nick abgeholt hatten, führten ihn die imposante, aber im Verfallen begriffene Treppe hinauf.
    »Na guck an, das ist ja richtig hochherrschaftlich«, sagte der eine.
    »Besser als das, wo du herkommst, was?«, sagte der andere.
    Nick folgte ihnen voller Bangen. Er hatte sie gefragt, ob Jenny wüsste, was mit ihm geschah, aber sie hatten nur die Achseln gezuckt. »Uns wurde gesagt, wir sollen dich hierherbringen, und das tun wir«, sagte der erste.
    Sie betraten das Gebäude, wo sie ihn einer dicken schwarzen Frau übergaben, die einen Hosenanzug trug. Sie bestätigte die Aufnahme des Jungen durch ihre Unterschrift und nahm ihn mit in ihr Büro. Sie stellte ihm Kekse und eine Cola hin und rief den Heimleiter an: Der Junge sei jetzt da. Dann setzte sie sich Nick gegenüber und schaute ihm beim Essen und Trinken zu. Seit dem Abend bei Jenny hatte er außer einem Stück Käse, das er in seiner Küche gefunden und vor dem Einschlafen vertilgt hatte, nichts gegessen.
    »Wieso bist du ausgerechnet hier gelandet?«, fragte ihn die Frau, die Dilys hieß. »Du brauchst mir nicht zu antworten, ich

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