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Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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scheint genau das Richtige für ihn zu sein. In der Schule gibt er sich große Mühe. Ich erwäge, ihn für den mittleren Schulabschluss vorzubereiten. Ich bin sicher, das schafft er, wenn er so weitermacht.«
    Tja – was sollte man da sagen? Mrs Batts wies Jenny nicht direkt ab, aber sie sah sich durch nichts veranlasst, Creals Einschätzung in Frage zu stellen.
    Freunde und Wohlgesinnte waren schön und gut – Verwandte etwas anderes. Verwandte hatten Rechte, aber auch Pflichten, und so konzentrierte Mrs Batts all ihr Bemühen auf diese Gruppe. Meadow Hill kostete ein Vermögen. Warum sollte der Staat für Nick zahlen, wenn seine Verwandtschaft in Geld schwamm? Die Option Australien hatte sich erledigt, die »Pasteetenseite« hingegen, wie sie diese Richtung ihrer Nachforschungen nannte, mochte erfolgversprechender sein.
    »Diese Scheißpasteeten«, machte sich Mrs Batts bei ihren Kolleginnen Luft. Und fügte hinzu: »Ich werde diesen Pasteeten auf den Grund gehen, und wenn es mich mein Leben kostet.« Oder: »Pasteeten, Pasteeten, Pasteeten, mein gaanzes Leben ist voller Pasteeten.« Doch, doch, Mrs Batts hatte durchaus Sinn für Humor.
    Sie fand heraus, dass Muriel die uneheliche Tochter eines gewissen Daniel Moberley – »Dreckskerl Dan« für Mrs Batts – und seiner langjährigen Geliebten Sarah war. Seine Ehefrau erfuhr von dieser Beziehung erst, als sie eine Reinigungsrechnung einiger sehr schicker Kleider fand, die ihr unbekannt waren. Sie stellte ihren Mann vor ein Ultimatum: Schluss mit der Schlampe oder Scheidung, und die würde ihn teuer zu stehen kommen.
    Sarah reagierte auf diese Krise mit einer Schwangerschaft. Da sich Dan mehr für Geld als für Liebe oder Kinder interessierte, entschied er sich für die billigere Lösung, und das war die Ehefrau. Er ließ Sarah mit dem Kind im Bauch und wenig mehr sitzen. Und damit ließ er es nicht bewenden. Sobald das Kind auf der Welt war, redete er Sarah ein, dass sie eigentlich keine Kinder mochte. Es dauerte nicht lange, da machte Sarah das kleine rundäugige Mädchen, das sie wie ein kleiner Kobold aus seiner Wiege heraus beäugte, für all ihr Leid verantwortlich. Fortan lebte sie mit ihrer Tochter auf Kriegsfuß, vierzehn Jahre lang, bis Muriel von zu Hause ausriss. Und diese erste Chance nutzte wiederum Sarah umgehend zur Flucht. Sie zog nach Australien und zeigte nicht mehr das geringste Interesse an ihrem Nachwuchs.
    Doch die Familie Moberley gab es noch, auch wenn sie heute nichts mehr mit Maggies Pasteten zu tun hatte. Nicks Großvater war tot, aber einige Kinder von ihm lebten noch, darunter Michael Moberley. Er hatte die Pastetenfirma geerbt, sie umgehend verkauft und lebte seitdem sehr angenehm von dem Erlös.
    Als Mrs Batts bei Michael Moberley anrief, war der nicht im Geringsten erstaunt zu erfahren, dass er Verwandte hatte, die er nicht kannte, denn er wusste, was sein längst verstorbener Vater für ein Mann gewesen war. Aber neugierig war er schon. In Australien gab es eine ehemalige Geliebte seines Vaters? Keine Überraschung. Ein Neffe, der Sohn einer verstorbenen Halbschwester, lebte in Manchester? Das hatte er nicht gewusst.
    Dass die Großmutter mit dem Jungen nichts zu tun haben wollte, empörte ihn.
    »Hat sie ihm nicht mal einen Brief geschrieben? Oder ihn angerufen?«, fragte er.
    »Nichts, Mr Mooberley. Auch als ich sie aanrief, war sie seehr kurz aangebunden.«
    »Die hat bestimmt richtig gut zu Dad gepasst. Der war auch so eine üble Nummer.«
    Michael erklärte Mrs Batts, dass er sich die Sache durch den Kopf gehen lassen würde, und legte auf. Der Junge, dessen Mutter gestorben war, tat ihm leid. Wäre dieser Nick nicht in die falsche Familie hineingeboren worden, hätte er genau wie Michaels eigene Kinder seine Schulzeit sicher und bequem auf teuren Privatschulen verbringen können.
    Michael Moberley führte ein paar Telefongespräche. Redete mit seinen Kindern und mit seinem Bruder John über die Angelegenheit. John war wie ihr Vater und zeigte nicht das geringste Interesse. Michaels Kinder aber waren seiner Meinung. Bei sich aufnehmen wollte den Jungen jedoch niemand – Michael war zu alt dafür und die anderen hatten viel zu tun, hatten eigene Kinder, die Arbeit und so weiter – aber allen ging es gut und es gab keinen Grund, warum sie nicht in irgendeiner Weise etwas beisteuern sollten – den Jungen langsam in die Familie einführen. Ihm eventuell den Besuch eines Internats ermöglichen? Irgendetwas in der

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