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Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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auf der Straße landet, dann können Sie sich an einer Hand abzählen, was ihm bevorsteht. Mord, Prostitution, Drogenabhängigkeit …«
    »Das habe ich nicht erwartet«, rief Michael Moberley. »Also kommt ein Internat überhaupt nicht in Frage?«
    »Im Moment nicht. Natürlich kann sich das ändern. Wir in Meadow Hill sind auf solche Probleme eingestellt. Unser Personal hat jede Menge Erfahrung im Umgang mit schwierigen jungen Leuten.«
    »Oje, oje, mit so was habe ich überhaupt nicht gerechnet.«
    Mr Creal warf seinem Gegenüber einen bitteren Blick zu. »Die Jungen, die Sie hier sehen, Mr Moberley, das sind die Mörder und Vergewaltiger von morgen.«
    »Meine Güte!«
    »Nick hatte bereits – Moment …« Mr Creal gab vor, in den Seiten eines Berichts zu blättern. »Fünf Mal hatte er Arrest. Einem Jungen hat er zwei Rippen gebrochen. Ein anderer musste wegen eines verletzten Auges zwei Tage ins Krankenhaus – um ein Haar hätte er das Auge verloren.«
    »Mein Gott!«
    »Es gibt dennoch Anzeichen dafür, dass Nick sich langsam einlebt. Aber wenn Sie mich fragen, Mr Moberley, ich halte es nicht für sinnvoll, ihn schon jetzt wieder aus seiner Umgebung zu reißen.«
    Michael Moberley knabberte an seinem Fingernagel herum. Er war hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, etwas Gutes zu tun, und dem Wunsch, sich den Ärger vom Hals zu halten, den das Monster, das Tony Creal eben beschrieben hatte, ihm bereiten würde.
    »Also ist der Junge ein richtiger Verbrecher?«
    »Eigentlich schon. Würde man nie vermuten, wenn man ihn sieht«, fügte Mr Creal hinzu und blickte auf. »Er sieht aus, als könnte er kein Wässerchen trüben. Das Problem ist, dass er sich immer an Jüngeren vergreift, so dass unser Nick selbst nie einen blauen Fleck bekommt. Das scheint so eine Art angeborene Verschlagenheit zu sein.«
    »Der vergreift sich an Kleineren? Scheiße!« Erregt stand der Mann auf und ging hin und her. »Das klingt ja furchtbar. Jetzt weiß ich überhaupt nicht mehr, was ich tun soll.«
    »Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen?«
    »Bitte!«
    »Lassen Sie ihn erst mal hier. Hier ist er am besten aufgehoben. Wir haben eine aufgeklärte Heimleitung und im Gegensatz zu anderen Einrichtungen tun wir etwas, um Jungen wie Nick zu helfen. Er scheint schon darauf zu reagieren. Strenge und Freundlichkeit, Strenge und Freundlichkeit.« Mr Creal nickte streng und freundlich. »Beides kam in Nicks Leben bislang eher selten vor. Dabei zahlt es sich aus. Wer weiß? Vielleicht kann er schon in einem Jahr oder so die Hilfe in Anspruch nehmen, die Sie ihm anbieten.«
    »Gut. Tja, wenn das so ist. Und – kann ich ihn sehen, bevor ich fahre?«
    Mr Creal schüttelte energisch den Kopf. »Besuch ist bei uns nicht erlaubt – ich weiß, ich weiß«, sagte er, als er merkte, dass sich Widerspruch regte. »Aber so sind nun einmal die Regeln, und dafür gibt es sehr gute Gründe. Außerdem ist er jetzt gerade im Arrest. Ein Besuch würde unsere Bemühungen gänzlich konterkarieren. Wenn er sich bessert, dann kann er vielleicht Ausgang bekommen und Sie besuchen.«
    »Weiß nicht, ob das geht«, murmelte Mr Moberley. »Mal sehen. Und im Moment kann ich gar nichts für ihn tun?«
    »Nun, wenn ich im Namen des Heims sprechen dürfte …«
    »Bitte, tun Sie das.«
    »Nick gehört zu den Jungen, die zusätzlicher Betreuung bedürften. Eine therapeutische Behandlung, zum Beispiel, damit er den Verlust seiner Mutter verarbeiten kann. Und wenn Sie schon fragen … Wenn Sie etwas spenden könnten, ein wenig, damit wir …«
    »Spenden kann ich. Wenn ich sonst nichts tun kann. Klar, spenden kann ich.« Erleichtert, dass sich alles auf so etwas Einfaches wie Geld reduzieren ließ, griff er nach seinem Scheckbuch. »Für das Heim?«
    »Für das Heim reicht. Und: Meadow Hill, Sonderkonto. Das nutzen wir für besondere Bedürfnisse. Wie in diesem Fall.«
    Mr Moberley senkte den Kopf und schrieb.
    Tony Creal strahlte. »Das wird uns eine große Hilfe sein, das versichere ich Ihnen.«
    Das Gespräch war beendet, die beiden Männer gingen auseinander. Mr Creal brachte Michael Moberley zum Auto und blickte ihm nach, als er davonfuhr. Ein Internat – für eines dieser Heimkinder! Was für eine Geldverschwendung, dachte Mr Creal, als er zurück nach oben ging. Im Büro blickte er auf den Scheck. Fünfhundert Pfund! Fantastisch. Gleich heute Nachmittag würde er den Scheck einreichen. Das Sonderkonto hatte wieder einmal seinen Zweck erfüllt.

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