Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier
Straßen weiter … ein Monster zwischen den Häusern eingeklemmt sei. Das ist ausgeschlossen, ich weiß …« Er verstummte, als sein Blick auf das massiv gebaute, dreistöckige Haus fiel, in dessen Seitenwand jetzt ein großes Loch klaffte.
Machiavelli gab dem Polizisten das Telefon zurück. »Besorgen Sie mir einen Wagen.«
»Einen Wagen?«
»Einen Wagen und einen Stadtplan«, schnaubte er.
»Jawohl, Monsieur. Sie können meinen nehmen.« Der Polizeibeamte war einer der Ersten gewesen, die am Schauplatz eingetroffen waren, nachdem von verängstigten Bürgern Dutzende von Anrufen eingegangen waren. Als er Machiavelli und Dee aus einer Gasse ganz in der Nähe der Lärmquelle hatte laufen sehen, hatte er sie angehalten, da er überzeugt war, dass sie etwas mit dem zu tun hatten, was als Explosion gemeldet worden war. Seine Aufregung hatte sich in Entsetzen verwandelt, als er begriffen hatte, dass der weißhaarige ältere Herr in dem zerrissenen Anzug voller Dreckspritzer der Leiter des französischen Geheimdienstes war.
Der Beamte reichte ihm seine Autoschlüssel und einen reichlich zerfledderten Michelin-Stadtplan von Paris. »Das ist leider alles, was ich Ihnen geben kann.«
Machiavelli riss ihm den Plan aus der Hand. »Sie können gehen.« Er wies Richtung Straße. »Regeln Sie den Verkehr. Lassen Sie keine Presse und keine Gaffer in die Nähe des Hauses. Verstanden?«
»Jawohl.« Der Polizeibeamte entfernte sich im Laufschritt, froh, dass er seinen Job noch hatte. Niemand wollte einen der mächtigsten Männer Frankreichs verärgern.
Machiavelli breitete die Karte auf der Kühlerhaube des Wagens aus. »Wir sind hier«, erklärte er Dee. »Nidhogg geht direkt nach Osten. Irgendwann muss er die Champs-Élysées überqueren und steuert dann auf die Seine zu. Wenn er auf seinem derzeitigen Kurs bleibt, möchte ich mit einiger Sicherheit behaupten, dass er …« – sein Finger tippte auf die Karte – »… hier irgendwo herauskommt.«
Die beiden Männer stiegen in den Kleinwagen. Machiavelli betrachtete eine Weile das Armaturenbrett und versuchte, hinter die Bedeutung der Knöpfe und Schalter zu kommen. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal einen Wagen gefahren hatte; dafür war immer Dagon zuständig gewesen. Schließlich gelang es ihm, knirschend einen Gang einzulegen, und der Wagen setzte sich in Bewegung. Er wendete – was an dieser Stelle verboten war – so rasant, dass das Heck des Autos ausbrach. Dann schoss er mit quietschenden Reifen die Champs-Élysées hinunter.
Dee saß angespannt auf dem Beifahrersitz, eine Hand am Sicherheitsgurt, die andere gegen das Armaturenbrett gestemmt. »Wer hat dir das Fahren beigebracht?«, fragte er mit zittriger Stimme, als sie den Bürgersteig streiften.
»Karl Benz«, kam die knappe Antwort. »Vor langer Zeit.«
»Und wie viele Räder hatte das Auto damals?«
»Drei.«
Dee kniff die Augen zu, als sie über eine Kreuzung rauschten, knapp an einem langsam dahinrumpelnden Wagen der Straßenreinigung vorbei. »Und was machen wir, wenn wir Nidhogg gefunden haben?«, fragte er, um auf andere Gedanken zu kommen und sich von Machiavellis Wahnsinnsfahrerei abzulenken.
»Das ist dein Problem«, raunzte Machiavelli. »Schließlich hast du ihn auch befreit.«
»Aber du hast die Disir hergebracht. Also bist du mitschuldig.«
Machiavelli stieg so abrupt auf die Bremse, dass der Wagen noch ein ganzes Stück quietschend weiterschlitterte. Der Motor ging aus und sie kamen mit einem Ruck zum Stehen.
»Warum hast du angehalten?«, wollte Dee wissen.
Machiavelli zeigte aus dem Fenster. »Hörst du das?«
»Ich höre nur die Sirenen.«
»Hör genau hin. Da kommt etwas.« Er zeigte nach links. »Von dort.«
Dee senkte sein Fenster ab. Über den verschiedenen Sirenen hörten sie das Knirschen von Steinen, das Scheppern fallender Ziegel und das Klirren von zerspringendem Glas …
Josh musste machtlos zusehen, wie die Frau auf dem Hals des Monsters mit ihrem Schwert ausholte, um Scatty den Todesstoß zu versetzen. Im selben Moment zuckte das Ungeheuer, das immer noch versuchte, sich aus seiner misslichen Lage zwischen den Häusern zu befreien, und die Klinge verfehlte ihr Ziel. Gefährlich nah pfiff sie am Kopf der bewusstlosen Kriegerin vorbei. Die Frau rutschte weiter am Hals des Ungeheuers hinauf, hielt sich an einem Hautlappen fest, beugte sich seitwärts über ein Auge, das nicht einmal blinzelte, und zielte mit der Schwert-spitze nach Scatty. Wieder
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