Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier
englische Magier hat recht, deine Kräfte könnten heute noch geweckt werden. Ich kann mir vorstellen, dass wir schon innerhalb der nächsten Stunde jemanden finden könnten, der dazu in der Lage ist.«
Dee lächelte triumphierend. »Es liegt ganz an dir, Josh. Lass mich deine Antwort hören: Willst du zu Flamel und seinen vagen Versprechungen zurückgehen, oder willst du, dass deine Kräfte geweckt werden?«
Schon als er sich umdrehte, um den schwarzen Spuren dunkler Energie nachzuschauen, die von der Steinklinge Excaliburs ausgingen, wusste Josh die Antwort. Er erinnerte sich an die Empfindungen, an die Kraft, die durch seinen Körper pulsiert war, als er Clarent in Händen gehalten hatte. Und Dee hatte gesagt, dass ein Erweckter dies alles noch viel intensiver empfinden würde.
»Ich brauche eine Antwort«, sagte Dee.
Josh Newman holte tief Luft. »Was muss ich tun?«
K APITEL V IERUNDVIERZIG
J ohanna lenkte den zerbeulten Citroёn in die Gasse, wo er die Zufahrt blockierte, und stellte den Motor ab. Sie beugte sich über das Lenkrad und schaute mit zusammengekniffenen Augen durch die gesprungene Windschutzscheibe. War das eine Falle?
Josh zu folgen, war erstaunlich einfach gewesen. Sie brauchte nur der Spur nachzufahren, die sein reifenloses Vorderrad auf dem Asphalt hinterlassen hatte. Einen kurzen Augenblick war sie in Panik geraten, als sie die Spur in dem Labyrinth aus Seitenstraßen verloren hatte, doch dann war eine dicke schwarze Rauchwolke über den Dächern aufgestiegen, und sie hatte darauf zugehalten. Die Wolke hatte sie zu der Gasse geführt und zu dem Polizeiauto, das weiter vorn immer noch qualmte.
»Ihr bleibt erst mal hier«, sagte sie beim Aussteigen zu dem erschöpften Flamel und zu Sophie, die kreidebleich war. Sie ließ die Klinge ihres Schwerts leicht in die Handfläche ihrer rechten Hand klatschen, als sie die Gasse hinunterging. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie zu spät kamen und Dee, Machiavelli und Josh bereits weg waren, wollte aber kein Risiko eingehen.
Sie hielt sich immer in der Mitte der Gasse, versuchte, möglichst lautlos zu gehen, und behielt dabei die Mülltonnen im Blick, hinter denen sich leicht ein Angreifer verstecken konnte. Sie merkte, dass der Schock wegen Scattys Verschwinden noch tief saß. Gerade hatte sie noch vor ihrer Freundin gestanden, und im nächsten Augenblick war etwas, das mehr Fisch als Mensch war, aus dem Wasser aufgestiegen und hatte Scatty mit sich auf den Grund gezogen.
Johanna blinzelte ein paar Tränen weg. Sie kannte Scatty nun seit über fünfhundert Jahren. In den ersten Jahrhunderten waren sie unzertrennlich gewesen, waren zusammen durch die Welt gezogen und hatten Länder erkundet, die der Westen erst noch entdecken musste, hatten Stämme kennengelernt, die noch genauso lebten wie ihre Vorfahren vor Tausenden von Jahren. Sie hatten verschwundene Inseln entdeckt, verborgene Städte und vergessene Länder, und Scatty hatte sie sogar in einige Schattenreiche mitgenommen, wo sie gegen Kreaturen gekämpft hatten, die auf der Erde längst ausgestorben waren. Johanna wusste, dass nichts und niemand gegen die Schattenhafte ankam … Doch Scatty selbst hatte immer betont, dass sie besiegt werden könnte, dass sie nicht unverwundbar sei. Johanna hatte sich stets vorgestellt, dass es ein letztes großes, dramatisches Ereignis sein müsste, bei dem Scatty ihr Leben schließlich aushauchen würde. Ganz sicher hatte sie nicht gedacht, dass sie von einem riesenhaften Fischmann in einen schmutzigen Fluss gezogen würde.
Johanna trauerte um ihre Freundin und sie würde auch um sie weinen, aber nicht jetzt. Noch nicht.
Johanna von Orléans hatte kaum das Teenageralter erreicht, da war sie schon zur Kriegerin geworden und an der Spitze einer gewaltigen französischen Armee in die Schlacht gezogen. Sie hatte zu oft zusehen müssen, wie Freunde im Kampf ihr Leben ließen, und hatte gelernt, dass sie sich nicht zu intensiv mit ihrem Tod beschäftigen durfte, weil sie sonst nicht mehr kämpfen konnte. Und jetzt im Augenblick musste sie Nicholas und das Mädchen beschützen. Später würde Zeit sein, um Scathach zu trauern, und auch, sich auf die Suche nach der Kreatur zu machen, die Flamel Dagon genannt hatte.
Johanna ging an den glühenden Resten des Polizeiautos vorbei und kauerte sich dann auf den Boden. Fachmännisch las sie die Spuren und Abdrücke auf den feuchten Steinen. Sie hörte Nicholas und Sophie aus dem zerbeulten Citroёn steigen und die
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